Autor: |
Michael Tsokos |
Verlag: | Knaur |
ISBN-13: | 978-3426528709 |
Klappen- broschur: |
394 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Ist der machtbesessene Schönheitschirurg ein Serienkiller?
Zum Inhalt:
Dr. Sabine Yao aus der Abteilung Rechtsmedizin des BKA in Berlin wird zu einem brisanten Fall hinzugezogen. Die Frau des erfolgreichen Schönheitschirurgen Roderich Kracht, der Verbindungen in höchste Kreise hat, wird tot aufgefunden. Den Beamten darf bei den Ermittlungen kein Fehler unterlaufen. Schnell scheidet der Ehemann aufgrund des errechneten Todeszeitpunkts aus, denn er hat ein wasserdichtes Alibi. Aber es gibt Unstimmigkeiten, denn die Totenstarre des Opfers passt nicht ins Bild. Als die Rechtsmedizinerin in Krachts Vergangenheit weitere fragwürdige Todesfälle entdeckt, begibt sie sich in tödliche Gefahr, denn der Killer scheint ein Profi auf ihrem Gebiet zu sein, der ihr nicht nur ein Rätsel aufgibt.
Meine Meinung:
Nachdem die Reihen um die Rechtsmediziner Paul Herzfeld und Fred Abel abgeschlossen schienen, startet Michael Tsokos nunmehr eine neue Reihe mit Dr. Sabine Yao als Hauptprotagonistin. Da ich die spannenden True Crime-Romane des Autors von Beginn an verfolge, habe ich mich sehr darüber gefreut. Denn Sabine Yao ist bereits in den Fred Abel-Romanen in Erscheinung getreten und hatte in dem Kurzthriller „Kaltes Land“ bereits einen großen Auftritt.
Die manchmal etwas kühl wirkende Deutsch-Chinesin ist eine interessante Figur, denn sie brennt für ihre Arbeit, aber auch für ihre Familie in Form ihrer stark gebeutelten Schwester Mailin. Sobald sie sich einmal in einen Fall verbissen hat, scheut sie keine Gefahr und folgt beharrlich der Wahrheitsfindung. Eine mir auch sehr sympathische Figur ist die IT-Spezialistin Sara Wittstock, von der wir hoffentlich noch viel lesen werden. Ebenso spielen sowohl Herzfeld als auch Abel weiterhin eine Rolle, sodass es irgendwie wie eine Rückkehr in eine große Familie ist.
Mich hat das Buch von der ersten Minute an supergut unterhalten. Der Fall ist nicht sonderlich rätselhaft, was den Täter anbelangt, aber wie sich dieser mit der Rechtsmedizinerin ein Katz-und-Maus-Spiel liefert und nach und nach immer mehr Beweise zum Vorschein kommen, ist einfach brillant umgesetzt. Einen aufregenden Showdown zum Schluss gibt es obendrauf.
Ich persönlich bin ja begeistert vom Thema der Rechtsmedizin und kann nicht genug von den tiefen Eindrücken in diesem Bereich bekommen. Lesern, die dafür weniger Interesse aufbringen, könnte es jedoch teilweise etwas langweilig oder auch zu ausführlich werden, denn die Beschreibungen der einzelnen Fälle gehen wahrhaft ins Detail. Hier kann Michael Tsokos natürlich mit seinem überragenden Fachwissen glänzen und das macht seine Bücher auch so besonders.
Kurzum, ich bin begeistert vom Auftakt der neuen Reihe und freue mich schon sehr auf weitere Fälle mit Sabine Yao. Jedem, der True Crime mag und ein Faible für die Rechtsmedizin hat, wird es sicher genauso ergehen.
Autor: |
Holger Kreymeier |
Verlag: | Solibro |
ISBN-13: | 978-3-96079-108-9 |
Klappen- broschur: |
297 Seiten |
Persönliche Wertung: |
DDR in 2023 – Wie kann das aussehen?
Inhalt:
Den Fall der Mauer hat es nie gegeben, der Widerstand gegen die Obrigkeit der DDR findet mittlerweile im Netz statt. Die überalterte Regierung hält an analogen Methoden fest, was den digitalen Fortschritt aufhält. Ein westdeutscher YouTuber sorgt mit einem Enthüllungsvideo zu einem Impfdeal für Schlagzeilen. Offenbar wurde für harte Devisen, die das Land dringend benötigt, während der Corona-Pandemie sogar das Leben der eigenen Bevölkerung riskiert. Ein spannendes Gedankenexperiment, das eine gewisse Faszination in sich birgt.
Meine Meinung:
Mit dieser Idee hatte mich der Autor bereits beim Klappentext, da genau diese bereits nicht nur einmal Gesprächsthema im Bekanntenkreis war. Nach der Leseprobe wollte ich mich dann unbedingt auf das Gedankenspiel einlassen. Das Buch wird als satirischer Polit-Thriller beschrieben, wobei mir zu einem Thriller dann doch noch einiges fehlt.
Ich finde gut, dass der Roman verschiedene Altersgruppen abholen dürfte. Zum einen die junge Generation, die sich mit YouTubern bzw. Influenzern, wie es in diesem Fall Lonzo ist, an die reale Person Rezo angelehnt, bestens auskennen. Rein altersmäßig haben sie vermutlich von der realen DDR kaum eine Ahnung und könnten hier Wissen dazugewinnen. Meine Altersgruppe dagegen, die die DDR sehr wohl noch miterlebt hat, kann sich entsprechend ihre eigenen Gedanken machen, ob eine Zukunft so hätte aussehen können.
Ich persönlich finde ja, hier wurde eine DDR-Zukunft ein bisschen zu grau gemalt. Sicher gab es viele Missstände und es würde einiges im Argen liegen, aber ein wenig wird sich hier im Buch auch widersprochen. Einerseits ist die DDR vom großen Bruder Russland komplett durchdrungen und abhängig, andererseits benötigt sie dringend Devisen von der BRD. Einerseits ist alles marode, kaputt, zerstört und nicht funktionsfähig, andererseits gelang es Wissenschaft und Technik offenbar aber dennoch, einen Impfstoff gegen Corona zu entwickeln, der von der BRD sehr gern genommen wurde. Zumindest wird angedeutet, dass auch in der BRD nicht alles Gold ist, was glänzt, was ja ebenso im heute real existierenden Deutschland seine Entsprechung findet, womit ich keinesfalls etwas gegen die deutsche Einheit sagen möchte.
Die Figuren sind mir ein wenig fern geblieben, sodass ich hier keine nähere Verbindung aufbauen konnte und mir ihr Schicksal nicht wirklich unter die Haut ging. Die Geschichte mit der Cousine fand ich dann auch etwas arg überzogen.
Der Romanaufbau dagegen ist sehr interessant. Gestaltet wie eine Art Tagebuch und einen Zeitraum von ca. zwei Wochen im Sommer 2023 umfassend, wechseln die Perspektiven jeweils zwischen den verschiedenen Ost- und Westprotagonisten, was sich gut nachverfolgen lässt. Locker unterbrochen wird das Ganze durch verschiedenste Twitterbeiträge und Nachrichtenmeldungen unterschiedlicher Medien aus Ost und West. Das Cover finde ich ebenfalls passend und ansprechend.
Das eine oder andere Schmunzeln konnte ich mir auch nicht verkneifen, wenn so Besonderheiten des Staates meiner Jugend beschrieben wurden. Viele Situationen, wie zum Beispiel die Grenzkontrollen oder Verhöre durch die Stasi, empfand ich als durchaus realitätsnah, auch wenn ich beides nie persönlich erleben musste. Ich denke aber schon, dass der Autor hier ausgiebig recherchiert hat.
Alles in allem hat mich das Buch gut unterhalten und es war spannend, sich auf diese Reise zu begeben. Einiges regte sogar zu längerem Nachdenken an und das ist ja das Beste, was so ein Roman schaffen kann.
Autor: |
Val McDermid |
Verlag: | Knaur |
ISBN-13: | 978-3426528822 |
Taschen- buch: |
430 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Journalistin Allie Burns’ erster Einsatz
Zum Inhalt:
Die junge Reporterin Allie Burns will sich beim Boulevardblatt „Clarion“ in Glasgow ihre ersten Sporen verdienen, wird jedoch vom Chef als eine der wenigen Frauen in der Redaktion vorrangig auf Familiendramen angesetzt. Daher tut sie sich mit Kollege Danny Sullivan zusammen und schon bald sind sie zwei brisanten Geschichten auf der Spur, die sie in gefährliches Fahrwasser bringen. Jeder Schritt könnte einer zu viel sein.
Meine Meinung:
Ein interessantes Konzept, welches sich Bestsellerautorin Val McDermid hier für ihre neue Serie um die Protagonistin Allie Burns ausgedacht hat. Der Leser wird die Journalistin über fünf Jahrzehnte von 1979 bis 2019 begleiten. Ich bin ein Fan der Autorin, aber erst durch die Ankündigung zum Folgeband 1989, was rein zeitgeschichtlich ja auch für uns Deutsche ein sehr wichtiges Jahr ist, auf die Reihe gestoßen. Damit möchte ich auch direkt weitermachen, aber natürlich war der Auftaktband ein Muss.
Die unerfahrene Allie ist ein interessanter Charakter und ich bin schon sehr auf ihre Entwicklung gespannt. Vermutlich konnte die Autorin hier auch persönlich aus dem Vollen schöpfen, da sie im selben Alter und auch zu dieser Zeit ebenfalls als Reporterin tätig war. In einer von Männern dominierten Welt findet Allie mit Hilfe ihres Kollegen Danny ihren Weg. Der zeitgeschichtliche Hintergrund ist großartig recherchiert und es fällt leicht, sich dorthin zurückversetzen zu lassen.
Ich muss gestehen, dass der Roman mir für einen Krimi und nach dem, was ich von der Autorin gewohnt bin, nicht genug Spannung aufweist. So richtig zur Sache geht es erst auf den letzten 100 Seiten. Demzufolge habe ich mich auch länger mit wenig Motivation durch das Buch arbeiten müssen. Die Herausforderungen der Zeit, auch die damals übliche starke Homophobie sowie Frauenverachtung, kommen jedoch gut zum Tragen und fügen sich stimmig in die Geschichte ein.
Der Charakter der Allie Burns ist interessant genug, um sie weiter begleiten zu wollen und ich hoffe einfach, dass in „1989“ vielleicht auch mehr spannende und persönlich nachzuempfindende Geschehnisse ihren Einzug halten.
Autor: |
Ernst Kaufmann |
Verlag: | Verlag Anton Pustet |
ISBN-13: | 978-3702510886 |
Klappen- broschur: |
307 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Zweiter Einsatz Inspektor Ruprecht – Brutale Schönheitsbranche
Inhalt:
Chefinspektor Ruprecht, leitender Ermittler beim LKA Salzburg, kommt per Zufall zu einem Autounfall, den einer der Erben eines etablierten Chemie-Unternehmens der Stadt erleidet. Sein Bauchgefühl sagt ihm, dass mehr dahinter steckt. Erst recht, als er erfährt, dass ein großer Schweizer Konzern der Schönheitsbranche alles daran setzt, die kleine österreichische Firma zu übernehmen. Ein windiger Lobbyist aus den Niederlanden hat ebenso seine Hände im Spiel und schnell ist der Chefinspektor einem großen Skandal auf der Spur, der in einer Verfolgungsjagd durch Amsterdam endet.
Meine Meinung:
Nach „Blanke Gier“ legt der Wiener Autor Ernst Kaufmann nunmehr den zweiten Band seiner in Salzburg spielenden Krimireihe um den ermittelnden Chefinspektor Ruprecht vor und lässt ihn die finsteren Machenschaften hinter den Kulissen der Schönheitsbranche aufdecken.
Wer neu in die Reihe einsteigt, hat vielleicht ein paar Schwierigkeiten, die Nebenfiguren entsprechend einzuordnen und zu bewerten. Ruprecht selbst bleibt seiner Linie treu. Hat er einmal eine Spur aufgenommen, hält er mit allen Mitteln daran fest und lässt sich nicht abbringen, bis die Lösung auf dem Tisch liegt. In diesem Fall macht er vielleicht ein bisschen zu viel seine Familie und Freunde zu Mitarbeitern, was ich mir in der Realität nur schwer vorstellen kann.
Dennoch werden die Verstrickungen mit jedem Puzzleteil offensichtlicher und die Verantwortlichen entlarvt. Das Ganze geht recht gemächlich vonstatten und bietet auch keine großen Überraschungen, mir fehlte hier ein wenig die Spannung. Die kommt dann erst mit der Jagd eines Verdächtigen quer durch Amsterdam. Die Auflösung ist zufriedenstellend und dass auch Drahtzieher im Hintergrund ungeschoren davonkommen, erscheint mir durchaus realitätsnah.
Koch- und Backfans freuen sich sicher über die angehangenen Rezepte und eine Leseprobe aus dem Folgeband „Bittere Quellen“ macht Lust auf mehr. Insgesamt ein solider zweiter Teil der Reihe für Leser, die es etwas ruhiger mögen und die Ermittlungsarbeit in den Vordergrund stellen.
Autor: |
Frank Kodiak |
Verlag: | Droemer |
ISBN-13: | 978-3426307847 |
Taschen- buch: |
416 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Packendes Finale der Trilogie
Zum Inhalt:
Die Privatermittlerin Rica Kantzius muss beim Kampf gegen „Missing Order“, was Teil der Hilfsorganisation „Amissa“ zu sein scheint, den schlimmsten Verlust überhaupt hinnehmen. Sie trägt ihren geliebten Mann Jan zu Grabe und setzt sich dann umgehend in ihre Heimat Jamaika ab. Hier schmiedet sie einen gefährlichen Plan, denn die Rache an den Hintermännern der verbrecherischen Organisation, der schon so viele Menschen zum Opfer gefallen sind, ist das einzige Ziel, was für sie noch zählt.
Meine Meinung:
Dieser letzte Band der Amissa-Trilogie von Frank Kodiak, besser bekannt als Andreas Winkelmann, lässt kaum Wünsche offen. Er bietet wie vom Autor gewohnt, nervenaufreibende Spannung sowie brutale Morde und damit auch schmerzliche Verluste, die den Leser emotional einiges abringen. Durch die häufig wechselnde Perspektive und auch Sprünge in die Vergangenheit wird ein Sog verursacht, dem man sich kaum entziehen kann.
Ich glaube, es ist von unbedingtem Vorteil, erst die Bände 1 und 2 zu lesen, um Motivation und Handlungsweise der Hauptfiguren nachvollziehen zu können. Um auch Neuleser mitzunehmen, sind natürlich ein paar Wiederholungen vonnöten, was ein wenig zu Lasten der Spannung geht. Mein Favorit bleibt Band 2, aber auch das wirklich packende Finale weiß zufriedenzustellen, wenn mir auch das Motiv etwas weit hergeholt erscheint. Jedoch es wird alles aufgelöst, keine Fragen bleiben offen und die Verbrecher bekommen ihre gerechte Strafe.
Warum der Verlag das Cover nicht passend zu den ersten beiden Bänden gestaltet hat, erschließt sich mir nicht, aber das ist auch eher nebensächlich, zumal ich das Buch eh als E-Book konsumiert habe.
Abschließend spreche ich mich dafür aus, dass die komplette Trilogie eine runde Sache ist, die durchweg gut zu unterhalten weiß, sofern man nicht zu empfindlichen Gemütes ist und mit ein bisschen mehr Brutalität umgehen kann.
Autor: |
Marie Lacrosse |
Verlag: | Goldmann |
ISBN-13: | 978-3442206384 |
Taschen- buch: |
717 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Herzergreifendes Schicksal zweier Frauen verknüpft mit dem KaDeWe
Inhalt:
Das 1907 in Berlin eröffnete Luxuskaufhaus KaDeWe ist der Ort, wo sich die beiden jungen Frauen Rieke Krause und Judith Bergmann noch im Kindesalter das erste Mal begegnen. Erstere stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und als sie 1914 dank ihrer Mutter eine Stelle als Kassenmädchen im berühmten Kaufhaus bekommt, geht für sie ein Traum in Erfüllung. Judith dagegen ist Luxus gewohnt als Tochter des KaDeWe-Justitiars und soll den Sohn des Kaufhauseigners, Harry Jandorf, heiraten. Doch der Erste Weltkrieg wirft die Pläne aller Beteiligten gehörig durcheinander und hält so einige Herausforderungen bereit.
Meine Meinung:
Ich habe bisher nichts von Marie Lacrosse gelesen, aber dieser 1. Band der KaDeWe-Dilogie hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Besonders möchte ich die sicher sehr aufwendige Recherchearbeit der Autorin hervorheben. Die Zeit vom Ersten Weltkrieg an bis in die Mitte der 20er Jahre, als Adolf Jandorf in weiser Voraussicht auf das Kommende seinen Konzern veräußert, waren für mich so lebendig und authentisch dargestellt, dass ich meinte, dabei gewesen zu sein.
Ich habe auch schon Serien zu dem Thema gesehen, aber nie konnte ich so viel über die politischen Verhältnisse, die schreckliche Armut und das Leid während und nach des Krieges lernen wie in diesem Buch. Manch einem mag es zu viel Geschichtswissen gewesen sein und vielleicht hätte man an der einen oder anderen Stelle ein wenig kürzen können, das Buch ist schließlich dick genug, aber ich fand alles sehr interessant.
Natürlich haben mich aber auch die Lebenswege der drei Familien Jandorf, Bergmann sowie Krause außerordentlich fasziniert. Judith wie auch Rieke sind bewundernswerte Frauen, die gegen alle Widrigkeiten mit Mut und Entschlossenheit ankämpfen, die ihresgleichen suchen. Das große soziale Engagement und wissenschaftliche Interesse von Judith sticht gerade in dieser Zeit extrem hervor. Die persönlichen Schicksale, resultierend aus dem schrecklichen Krieg, haben mich teilweise zu Tränen gerührt.
Zusätzlich erhält man noch einen umfassenden Einblick, wie der Ablauf in so einem Genusstempel funktioniert, wie mit den Herausforderungen bezüglich Streiks und Inflation umgegangen wurde, einfach unheimlich viel Detailwissen über dieses berühmte Kaufhaus. Ich muss gestehen, ich war nur einmal kurz nach der Wende persönlich in dem Gebäude. Der überbordende Luxus entspricht weder meinem Geschmack noch meinem Geldbeutel. Nichtdestotrotz konnte ich die Geschichte über das KaDeWe und die damit verknüpften Schicksale aus vollem Herzen genießen.
Für Fans historischer Romane, die eine fesselnde Familiensaga zu schätzen wissen, eine unbedingte Empfehlung.
Autor: |
Burkhard Benecken, Hans Reinhardt |
Verlag: | ecoWING |
ISBN-13: | 978-3711003263 |
Gebundene Ausgabe | 229 Seiten |
Persönliche Wertung: |
,5 |
Im Zweifel gegen den Angeklagten
Inhalt:
Die renommierten Strafverteidiger Burkhard Benecken und Hans Reinhardt, bekannt auch durch den True-Crime-Podcast „Advokaten des Bösen“, gewähren einen Blick hinter die Kulissen des deutschen Rechtssystems und beleuchten insbesondere, wie schnell es zu Justizirrtümern kommen kann.
Meine Meinung:
Zum Glück bin ich persönlich noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten, wie leicht dies jedoch auch einem Unschuldigen passieren kann, hat mir dieses sehr informative Sachbuch aufgezeigt.
Ob falsche Geständnisse erzwungen werden, Zeugen bewusst lügen oder manipuliert werden, Schöffen trotz geringer Sachkenntnis viel zu viel Entscheidungsgewalt haben, Absprachen zwischen Richtern und Staatsanwälten in der Cafeteria stattfinden, Sachverständige längst nicht mehr auf dem neuesten Stand sind – all das und noch viel mehr erzählen die Autoren anhand von Fällen aus ihrer beruflichen Praxis.
Der Fall Jens Söring ist ebenfalls Gegenstand. Mir war er bisher nicht bekannt, auch wenn er wohl große Wellen geschlagen hat. Die Meinungen, ob schuldig oder unschuldig, gehen hier stark auseinander und ich will mir da auch gar kein Urteil erlauben. Sicher ist wohl, dass einiges anders hätte laufen können. Aber auch der prominente Fall von Gina-Lisa Lohfink hat mich regelrecht sprachlos gemacht. Ebenso lassen auch weitere der aufgeführten Justizirrtümer den Leser fassungslos zurück.
Ich fand es enorm spannend, diesen tiefen Einblick ins deutsche Rechtssystem zu erhalten. Und das Ganze auch noch in für den Laien gut verständlicher Sprache. Es erzeugt keineswegs Vertrauen, in welche Fallstricke man als unbescholtener Bürger geraten kann und ich kann nur hoffen, dass ein paar der von den Strafverteidigern vorgeschlagenen Änderungen, die mir dringend notwendig erscheinen, irgendwann eine Umsetzung finden. Bis dahin würde ich es vorziehen, einen größtmöglichen Bogen um jeden Gerichtssaal zu machen. Für an der Justiz Interessierte unbedingt zu empfehlen.
Autor: |
Sebastian Fitzek |
Verlag: | Droemer |
ISBN-13: | 978-3426284131 |
Klappen- broschur |
336 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Fitzek kann auch Komödie – humorvoll, aber auch tiefgründig
Zum Inhalt:
Sascha Nebel, ein Kleinkrimineller, sucht sich für einen Autodiebstahl den falschen Ort und die falsche Zeit aus, denn eine junge Frau beginnt plötzlich, den SUV mit einer Baseballkeule zu bearbeiten. Vor der anrückenden Polizei ergreifen sie die Flucht und stranden in einer Fahrgemeinschaft, die auf dem Weg zu einem Elternabend auf einer Insel ist. In Ermangelung von Alternativen geben sie sich als Eltern eines völlig unbekannten Kindes aus und das Chaos nimmt seinen Lauf.
Meine Meinung:
An humorvollen Romanen habe ich von Sebastian Fitzek bisher nur „Schreib oder stirb“ gelesen, mit Co-Autor Micky Beisenherz, den ich auch für den nach meinem Geschmack etwas zu überzogenen Humor verantwortlich machte. Daher wollte ich „Elternabend“, auch nach der überzeugenden Vorstellung des Buches durch Sebastian auf der Leipziger Buchmesse, gern eine Chance geben, was ich keinesfalls bereut habe.
Die erste Hälfte des Buches hat der Humor bei mir auch großartig funktioniert, auch wenn danach irgendwann der Eindruck entstand, dass einige Gags fast zwanghaft eingebaut wurden und die Häufigkeit dann wieder ein Manko darstellte. Dann passierte, womit man bei Fitzek immer rechnen muss und was ich so an ihm liebe. Eine völlig überraschende Wendung, die ich so nicht kommen sah.
Das Buch macht einen Schlenker zu wahrhaft ernsten Themen wie Mobbing, Depressionen und Suizidgedanken. Diese werden vom Autor behutsam und emotional sehr ergreifend in die Story eingebaut. Die Grundstimmung wird eine andere und umso weniger passen nun die Humoreinlagen, die jedoch auch entsprechend abnehmen.
Die Nebenfiguren, speziell die die Verfolgung aufnehmenden Polizisten sowie einige besonders herausstechende Elternpaare, sind herrlich skurril, natürlich extrem überzeichnet, wobei das nicht mal sein muss, ich habe da wenig Erfahrungswerte. Die Hauptcharaktere Sascha und Wilma waren mir beide sehr sympathisch.
Insgesamt hat mich das Buch wunderbar unterhalten, aber auch an einigen Stellen tief berührt. Auch wenn Sebastian Fitzek für mich der Meister des Thrillers ist, bin ich genauso gern bei seinen „Keinthrillern“ mit an Bord.
Autor: |
Die Katze Baba mit Paul Koudounaris |
Verlag: | Benevento |
ISBN-13: | 978-3710901621 |
Gebundene Ausgabe | 288 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Anschauliche Darstellung der Katzen-Historie
Inhalt:
Die Katze ist zumindest in Deutschland, soweit ich weiß, das beliebteste Haustier. Doch wer verfügt schon über umfangreiches Wissen zur Geschichte seines felinen Freundes? Katze Baba schafft hier Abhilfe und führt den Leser durch Jahrtausende aufregendem Miteinander von Mensch und Tier.
Meine Meinung:
Als großer Katzen-Fan hat das Buch sofort mein Interesse geweckt. In meiner Kindheit hatte ich immer Katzen und zuletzt auch über viele Jahre zwei Felltiger, die ich inzwischen nur noch besuchsweise sehe. Über den Weg der Samtpfoten an der Seite des Menschen wollte ich gern mehr erfahren.
Aus der Sicht der Tigerkatze Baba wird in diesem Buch die Geschichte der Katzen aufgerollt, beginnend mit der prähistorischen Wildkatze Felis, über die große Verehrung im Alten Ägypten, den Vormarsch in Asien, das finstere Mittelalter. Wir lernen berühmte Schiffskatzen und weitere kätzische Helden kennen, die bis in die Gegenwart zum Siegeszug des beliebten Stubentigers beigetragen haben. Das alles ist sehr gut recherchiert und mit Bild- und Textmaterial unterlegt. Besonders die Beschreibung, wie im Mittelalter mit Katzen umgegangen wurde, war mir so nicht bekannt und hat mich schwer erschüttert. Ein Grund mehr, religiösen Fanatikern kein Verständnis entgegenzubringen.
Die Texte lassen sich gut lesen und Katze Baba hat einen humorvollen Sprachstil, der immer wieder zum Schmunzeln verführt. Die Ausstattung des Buches ist sehr auserlesen und das Werk somit sein Geld auch wert. Der edle starke Einband, ein Lesebändchen und extrem viele bunte Bilder machen das Buch zu einem wertvollen Geschenk für Katzenfans.
Leider sind ein Großteil der Bilder, nämlich die, wo Katze Baba von seinem Besitzer in mehr als 60 Kostüme gesteckt wird, inklusive Perücken, Brillen und sogar Bärte, für mich das größte Manko des Buches und führen zu einer schlechteren Bewertung, als es der Inhalt eigentlich hergegeben hätte. Am Ende versucht der Co-Autor dann sogar noch, das Ganze schönzureden und unterstellt seiner Katze großes Vergnügen an den Verkleidungen. Wer hat nicht schon mal zum Spaß seiner Katze ein Babymützchen oder Ähnliches aufgesetzt und eine entsprechende Reaktion bekommen? Bei aller Liebe, aber nein, das hat für mich nichts mehr mit artgerecht zu tun und kommt eher Tierquälerei gleich. Viele der Bilder drücken auch genau das aus. Im Vorwort wird sich noch lustig gemacht über Celebrity-Katzen, die mit ihren Possen den Menschen Geld in die Kassen spülen. Keine Katze, die etwas auf sich hält, würde sich für so etwas hergeben. Was genau beweisen dann diese Fotos? Eben, das Gegenteil. Jedes Umblättern war durch diese Fotos ein erneutes Ärgernis für mich, weshalb ich leider keine bessere Beurteilung abgeben kann.
Wer darüber aber hinwegsehen kann und die Fotos vielleicht sogar witzig findet, dem sei aufgrund des informativen Inhalts das Buch ans Herz gelegt.
Autor: |
Jochen Frech |
Verlag: | Benevento |
ISBN-13: | 978-3-7109-0156-0 |
Gebundene Ausgabe | 395 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Wenn für Machtfantasien über Leichen gegangen wird …
Inhalt:
Eine vielversprechende Kanzlerkandidatin mit jeder Menge Unterstützung im Hintergrund, die sie schließlich zur Marionette macht, stolpert über einen großen Fehler in ihrer Vergangenheit – ein Plagiatsvorwurf könnte ihr das Genick brechen. Um dies zu verhindern, ist den Drahtziehern jedes Mittel recht und sie schrecken auch vor Mord nicht zurück. Opfer ist auch Darian, ein junger Ahnenforscher, der tot in seinem Auto aufgefunden wird. Seine Schwester Carla glaubt keine Sekunde an einen Suizid und stößt bei ihren Nachforschungen in ein Hornissennest, das sie selbst in tödliche Gefahr bringt und zur Flucht über den halben Erdball zwingt.
Meine Meinung:
„Plagiat“ ist mein erster Roman von Jochen Frech, von dem ich bisher auch tatsächlich noch nichts gehört habe. Aber es lohnt sich immer, auch mal etwas Neues auszuprobieren, denn dieser Thriller hat mich restlos überzeugt.
Von der ersten bis zur letzten Seite entwirft der Autor hier ein total spannendes, leider, wie man sagen muss, sehr realitätsnahes Komplott, das den Leser in Atem hält. Carla ist eine absolut überzeugende Hauptfigur, mit der man zu jeder Zeit mitfiebert und -leidet, so nah kommt man ihr während ihrer aufregenden Odyssee. Aber auch die Nebenfiguren, seien es ihre Helfer ebenso wie die skrupellosen Antagonisten, sind exzellent dargestellt.
Wie hinter den Kulissen der Politik die Fäden durch mächtige Geldgeber gezogen werden, erscheint leider absolut glaubhaft, wenn auch das sich näher damit Auseinandersetzen für Erschrecken oder auch Resignation sorgt. Die Actionszenen laufen wie ein Film vor dem Betrachter ab und der Autor, der selbst Polizeibeamter ist und jahrelang beim SEK im Einsatz war, weiß hier offensichtlich, wovon er schreibt.
Wer atemlose Spannung mag und sie besonders gern in einem Politthriller findet, der ist hier absolut richtig und kann mit diesem Roman nichts falsch machen. Ich werde den Autor auf jeden Fall im Auge behalten.