Archives: November 2020
Autor: |
Thilo Wydra |
Verlag: | Heyne |
ISBN-13: | 978-3453200500 |
Gebundene Ausgabe | 352 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Ein Traumpaar, das nicht mit-, aber auch nicht ohneeinander konnte
Zum Inhalt:
Wer kennt sie nicht? Die große Romy Schneider, deren „Sissi“ allweihnachtlich über die Bildschirme flimmert und von deren Image sich die Schauspielerin ihr leider viel zu kurzes Leben lang versucht hat loszusagen. Und Alain Delon, der bildschöne Mann, dessen kühlen Charme sich kaum einer entziehen konnte. Sie waren das Schauspieler-Liebespaar der 60er. Sie wollten es so sehr, aber sie konnten nicht für immer zusammen sein. Doch ihre Liebe sollte nie vergehen.
Meine Meinung:
Schon immer habe ich Romy geliebt, bereits als kleines Kind ihre „jungen“ Rollen genossen und sie später in ihren großen Werken bewundert. Das tragische Ende ihres Lebens wird unvergessen bleiben. Natürlich konnte ich mich auch der Faszination des „eiskalten Engels“ nicht entziehen. Mehr über ihre leidenschaftliche Liebe und die Freundschaft danach zu erfahren, konnte ich mir daher nicht entgehen lassen.
Das Buch ist in die drei großen Themenbereiche „Kindheit und Jugend“, „Liebe“ und „Freundschaft“ unterteilt. Von Romy hatte ich schon einiges gelesen, von Alain weniger bis nichts. Daher fand ich seine Entwicklung hin zum Schauspieler, seine gesamte recht zwiespältige Persönlichkeit, sehr interessant zu entdecken. Sie hatten wohl so etwas, was man heute toxische Beziehung nennt.
Die Lebenswege der beiden sind zu keinem Zeitpunkt langweilig zu lesen, man merkt dem Autor seine große Erfahrung mit Biografien an. Sehr authentisch wirkt, dass auch Zeitzeugen wie zum Beispiel Jane Birkin, Senta Berger oder auch Mario Adorf zu Wort kommen und ihre Sicht der Dinge schildern. Das Buch enthält viele schöne Fotos, meist in Schwarz-weiß, sowie einen ausführlichen Anhang mit Anmerkungen, den Zeittafeln der Lebenswege der beiden Darsteller, die gemeinsame Filmo- und Theatrographie, Bibliographie und ein Personenregister. Hier kann wer will intensiv nachforschen.
Für Cineasten, vor allem des französischen Films, ist das Buch ein unbedingtes Muss. Aber auch jedem, der die beiden großen Schauspieler mochte, wird sich hier einiges Neue durch die Lektüre eröffnen. Ich habe auf jeden Fall meine Film-Wunschliste um einige Werke erweitert, mich wunderbar unterhalten gefühlt und kann „Romy & Alain“ nur weiterempfehlen.
Autor: |
Arno Strobel |
Verlag: | Fischer |
ISBN-13: | 978-3596703555 |
Taschenbuch: | 368 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Ein smartes Heim – doch ist es auch sicher?
Inhalt:
Hendrik und Linda sind glücklich in ihrem neuen Heim in Hamburg-Winterhude. Das Haus ist mit einem Smart-Home-System ausgestattet, alles perfekt und modern. Doch eines Nachts verschwindet Linda plötzlich spurlos. Es gibt Hinweise, dass sie Hendrik verlassen hat, was dieser jedoch nicht glauben kann, waren sie doch glücklich und die baldige Hochzeit schon fest eingeplant. Die Polizei ist auch keine wirkliche Hilfe. Doch dann ergeben sich Verdachtsmomente, dass die App „Adam“ – das Smart-Home-System – doch nicht so sicher zu sein scheint wie zugesagt.
Meine Meinung:
Nachdem mir „Offline“ ganz gut gefallen hat, habe ich mich auch recht schnell nach Erscheinen um „Die App“ bemüht, was ja rein technisch gesehen einen kompletten Gegenentwurf darstellt. Also nicht mehr keine Technik, sondern zu viel davon. Leider spielt die titelgebende „App“ dann doch keine so große Rolle wie erhofft. Sie bildet nur den Rahmen für ein ganz anderes Thema, zu dessen Inhalt der Autor im Nachwort jedoch bittet zu schweigen, um keine Spannung vorwegzunehmen. Nur so viel, es ist ein wirklich wichtiges Thema, dem immer wieder Beachtung zu schenken ist, jedoch wurde es auch schon unzählige Male aufgegriffen. Wer viel technische Spielereien erwartet, gar tieferen Einblick in die Hackerszene, wird sicherlich enttäuscht werden.
Der Schreibstil des Autors ist für mich gut zu lesen und das Buch hält auch durchgängig die Spannung auf normalem Niveau. Richtig aufregend wurde es für mich nur ganz zum Schluss bzw. in den Zwischentexten (kursiv) aus der Sicht des/der Täter, wobei die wiederum für empfindlichere Lesegemüter nicht zu empfehlen sind.
Zwischenzeitlich plätschert die Handlung aber auch ziemlich vor sich hin. Es gibt viele Wiederholungen und man möchte die Hauptfigur ob ihrer Naivität oftmals schütteln. Enttäuscht war ich, dass es kaum überraschende Wendungen gibt, die recht früh verdächtigten Personen sich tatsächlich als die Täter herausstellten und sich auch der Grund, worauf alles hinausläuft, recht früh erschließt.
Nichtsdestotrotz ist Arno Strobel einer meiner liebsten Autoren und ich werde ihm auch weiter die Treue halten. Das Buch hat mich trotz kleiner Schwächen gut unterhalten.
Autor: |
Maxim Voland |
Verlag: | Piper |
ISBN-13: | 978-3492070713 |
Gebundene Ausgabe | 525 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Actionreicher Agententhriller basierend auf faszinierender Idee
Inhalt:
1949 – eine alternative Geschichte. Es entsteht eine gesamtdeutsche DDR mit der kleinen autonomen Zone West-Berlin. Heute – ein moderner Überwachungsstaat, führend in Europa. Doch ist wirklich alles so rosig, wie nach außen dargestellt? Als eine Giftgaswolke zahlreiche Tote in beiden Teilen Berlins fordert, ist dies der Auftakt zu einer gigantischen Verschwörung. Ein alternder Stasi-Oberst, der dem System längst abgeschworen hat, eine britische Agentin des Geheimdienstes in West-Berlin sowie eine rebellierende junge DDR-Bürgerin nebst ihres zu Besuch im Land weilenden Cousins aus Frankreich werden involviert und sind gezwungen, eine Katastrophe höchsten Ausmaßes zu verhindern.
Meine Meinung:
Ich hatte, als ich das Buch bekam, herauszufinden versucht, welcher Bestseller-Autor sich hinter Maxim Voland verbirgt. Es war mir nicht gelungen. Nun ist das Geheimnis gelüftet und es wundert mich nicht, dass ich mit dem Schreibstil ganz gut zurechtgekommen bin, denn ich habe schon ein paar ähnlich spannende Bücher, wenn auch aus dem Fantasy-Bereich, von Markus Heitz gelesen.
Ausschlaggebend, mich des Buches anzunehmen, war allerdings die faszinierende Idee einer alternativen DDR. Ich wollte unbedingt wissen, wie diese aussehen könnte. Verpackt in einen spannenden Thriller – umso besser. Wie die Spaltung Deutschlands in sehr vielen Köpfen noch immer präsent ist, wird es auch bei den Lesern aus Ost und West bestimmt ganz unterschiedliche Meinungen geben. Sicher auch eine Altersfrage, denn die Jugend kann ganz unbelastet an das Gedankenexperiment herangehen.
Mir persönlich, die erst während der Berufsausbildung die Wende erlebte, hat es gefallen, die ganzen Begrifflichkeiten und Situationen der „alten“ DDR wiederauferstehen zu lassen. Im Prinzip hat sich ja nichts verändert, nur der Fortschritt hat Einzug gehalten. Wie das in dem maroden System und mit Planwirtschaft funktioniert hat, bleibt weitestgehend außen vor. Auch echte DDR-Bürger trifft man im Buch kaum, zumindest haben sie kein langes Leben. Dahingehend hatte ich mir etwas mehr versprochen.
Stattdessen erleben wir diverse Geheimdienste, Stasi, Mafia, NVA und einen unbescholtenen Bürger aus dem Ausland im Wettlauf gegen eine unbekannte Macht, die ohne Rücksicht auf viele Menschenleben ihre Ziele mittels alter Nazi-Waffen erreichen will. Im Groben bewegen wir uns auf drei Handlungsebenen, die gut zu unterscheiden sind durch Voranstellung des jeweiligen Handlungsortes und am Ende geschickt miteinander verknüpft werden.
Nachdem es noch recht gemächlich beginnt, geht ab ca. dem zweiten Drittel echt die Post ab. Ein Gemetzel jagt das nächste, wobei man bei den Beschreibungen nicht zu zimperlich sein sollte, und Leichen pflastern den Weg. Einzig unsere Hauptfiguren bleiben natürlich nahezu unbehelligt. Das war mir an einigen Stellen tatsächlich etwas zu viel. Selbst ein Staat, der Meister im Vertuschen ist, sollte Schwierigkeiten haben, so viele Opfer zu erklären. Generell erschien mir vieles dann auch unglaubwürdig, ohne näher ins Detail gehen zu wollen.
Das Buch ist spannend und actionreich, keine Frage. Der kleine französische Dolmetscher rettet schlussendlich fast im Alleingang halb Europa. James Bond lässt grüßen. Definitiv gute Unterhaltung und mit einem Augenzwinkern zu betrachten. Mit dem Nachwort spricht mir der Autor aus dem Herzen. Vieles hätte anders laufen können und sollen, vielleicht gäbe es dann jetzt auch eine etwas andere BRD.
Autor: |
Kristina Valentin |
Verlag: | Diana |
ISBN-13: | 978-3453360648 |
Taschenbuch: | 319 Seiten |
Persönliche Wertung: |
,5 |
Manchmal rückt ein Blitz alles ins richtige Licht
Inhalt:
Am Abend ihres perfekt vorbereiteten 46. Geburtstags wird Felicitas vom Blitz getroffen. Sie erholt sich gut, jedoch fehlt ein komplettes Jahr in ihrer Erinnerung. Sie selbst hat sich offenbar zu ihrem Nachteil verändert und auch ihre Schwester und beste Freundin verhalten sich eigenartig. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit lernt sie sich neu kennen und findet in ihrem neuen Arbeitskollegen Sebastian eine verwandte Seele.
Meine Meinung:
Erneut ist Kristina Valentin, die auch als Kristina Steffan und Kristina Günak veröffentlicht, ein herzerwärmendes Buch gelungen. Auf ruhige Art, mit leisen Tönen, aber auch immer wieder mit dem ihr eigenen Humor lässt uns die Autorin Felicitas auf dem Weg ihrer Selbstfindung begleiten. Die Protagonistin ist in meinem Alter, weswegen ich ihre Handlungsweisen und Gedanken gut nachvollziehen konnte. Sebastian ist ein wirklicher Schatz, ein Kollege und Freund, wie man ihn sich nur wünschen kann. Ganz sicher geht auch noch mehr zwischen beiden, aber die Liebesgeschichte ist eher nur angedeutet und wird Erwartungen der Leser in dieser Richtung vielleicht eher enttäuschen.
Vielmehr geht es darum, dass die Hauptfigur sich von alten Verhaltensmustern löst, ihre selbst auferlegten Fesseln sprengt und endlich ihren eigenen Weg geht. Das beschreibt die Autorin auf anrührende Weise und in einem wunderbar zu lesenden Schreibstil.
Das erste Mal habe ich in einem Buch Näheres über das Bestattungswesen erfahren, da Felicitas und auch Sebastian dort tätig sind. Persönlich hatte ich damit zum Glück noch keine oder nur wenig Berührungspunkte, aber bei Bedarf würde ich mir genau so einen Partner in dieser schweren Zeit an der Seite wünschen. Man merkt der Geschichte an, dass die Autorin sich intensiv damit auseinandergesetzt und gut recherchiert hat.
Insgesamt ist „Herzblitze“ ein Roman der leisen Töne, gut passend zur Jahreszeit, der aber auch Mut macht, seinen eigenen Weg zu gehen und Abhängigkeiten abzustreifen. Von mir sehr gern eine warmherzige Weiterempfehlung.