Category: Historisch
Autor: |
Charlotte Roth |
Verlag: | Droemer |
ISBN-13: | 978-3-426-28421-6 |
Klappen- broschur: |
413 Seiten |
Persönliche Wertung: |
,5 |
Die private Seite des Widerstandskämpfers Stauffenberg
Zum Inhalt:
Als Claus Schenk Graf von Stauffenberg seiner Nina auf einem Frühlingsball das erste Mal begegnet, ist er sicher – sie muss die Mutter seiner Kinder werden. Eine große Liebe nimmt ihren Anfang, die von gegenseitigem Respekt, Vertrauen und großem Familiensinn geprägt ist. Doch sie gehen unruhigen Zeiten entgegen. Ist Claus bei der Machtergreifung Hitlers noch nicht abgeneigt von seinen Ideen, so wandelt sich seine Einstellung spätestens mit Anbruch des Zweiten Weltkriegs und den immer häufiger vorkommenden Gräueln, die er teilweise mit zu verantworten hat. Der von ihm geschworene Eid lässt sich mit seinem Gewissen nicht länger vereinbaren und somit schließt er sich einer Gruppe von Verschwörern an und plant das Unfassbare.
Meine Meinung:
Mit dem biografischen Roman über die Liebe der Stauffenbergs hat mich Charlotte Roth emotional tief berührt. Auf jeder Seite, in jeder Begegnung der beiden, tritt sie übergroß zu Tage. Da Claus durch seine Militärlaufbahn ständig unterwegs ist, bleibt den Liebenden nur wenig Zeit füreinander, aber diese nutzen sie bis zur letzten Sekunde für sich und ihre gemeinsamen Kinder.
Die geschichtlichen Hintergründe sind sorgfältig recherchiert, man kann die zunehmende Bedrohung gut nachempfinden. Sehr schön fand ich auch den Gewissenskonflikt von Claus dargestellt, der gleichzeitig immer versucht hat, seine Familie zu schützen. Der Ausgang seiner letztendlich gründlich durchdachten Entscheidung ist jedem bekannt, dennoch nimmt einen das Ende mit. Gerne hätte ich noch ein wenig über das Danach gelesen, bin aber froh, dass Nina es geschafft hat, mit ihren Kindern zu überleben.
Durch die verschiedenen Perspektiven, aus denen erzählt wird – es kommen vorrangig Claus, Nina und seine Mutter zu Wort –, kann man sich gut in die jeweilige Gefühlswelt hineinversetzen, die Ängste, Hoffnungen und Sehnsüchte hautnah miterleben. Mag vieles aus dem privaten Umfeld der Familie auch fiktiv sein, die Darstellung ist unabhängig davon sehr realitätsnah. Ich halte nach dieser Lektüre Nina auf jeden Fall für eine unglaublich starke Frau, die ihrem Mann alle Freiheiten gelassen hat, nach seinem moralischen Kompass Entscheidungen zu treffen. Und Claus selbst wird durch sein heldenhaftes Verhalten sicher nie in Vergessenheit geraten.
"Die Stauffenbergs" sind eine mitreißende Lovestory vor einem dramatischen geschichtlichen Hintergrund, die Genre-Liebhaber sicher überzeugen wird.
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Autor: |
Christian Eckl |
Verlag: | IVR Verlag |
ISBN-13: | 978-3989423992 |
Taschen- buch: |
333 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Deutsch-deutsche Verschwörungsgeschichte auf höchster Ebene
Inhalt:
Berthold Grün will Veränderungen für sein Land – die DDR. Dafür geht er auf die Straße und wird Zeuge des kaltblütigen Mordes an mehreren Menschen, begangen von der Stasi bzw. einem gewissenlosen KGB-Agenten. In den Wirren der Wende wird er zum Sündenbock und für ebendiese Morde verantwortlich gemacht. Ein cleverer Anwalt kann sein Todesurteil verhindern. Er landet für 30 Jahre in der Psychiatrie, wo er ruhiggestellt wird. Entlassen mitten in der Corona-Krise stellt er Unglaubliches fest und seine Recherchen bringen ihn in tödliche Gefahr. Denn die Akteure von damals bekleiden inzwischen höchste politische Ämter.
Meine Meinung:
Mit diesem fiktionalen Verschwörungsthriller ist Christian Eckl eine spannende Betrachtung auf die Zeit der Wende bzw. die Situation in Gesamtdeutschland 30 Jahre später gelungen. Sowohl der aktuelle Präsident von Russland, unsere ehemalige Bundeskanzlerin sowie weitere hochrangige Personen spielen dabei eine Rolle. Außer Markus Wolf wird zwar keiner mit Namen erwähnt, natürlich weiß man aber trotzdem, wer gemeint ist. Daher muss man sich als Leser immer wieder selbst zur Räson rufen, dass alles reine Fiktion ist und nicht den Tatsachen entspricht. Denn während manche Situationen als absurd von der Hand zu weisen sind, gibt es Begebenheiten, die durchaus eine gewisse Realitätsnähe für sich beanspruchen. Was einem teilweise ein unangenehmes Gefühl beschert.
Die Protokolle der Sitzungen des Politbüros der DDR mit Erich Honecker und Co. fand ich einerseits ausgesprochen witzig, aber auch hier kommt mir vieles äußerst glaubhaft vor. Es ist erstaunlich, wie die Hauptfigur Berthold Grün nach den vielen Jahren unter Medikamenteneinfluss doch so klar und präzise ihre Schlüsse zieht, das erscheint mir etwas fragwürdig, ist für den Verlauf der Geschichte jedoch notwendig. Die ein oder andere Kritik am aktuellen Politikgeschehen scheint mir der Autor seiner Figur in den Mund gelegt zu haben und vieles davon würde ich genau so unterschreiben, was ihn mir sehr sympathisch macht.
Der Schreibstil ist angenehm flüssig zu lesen und die Handlung wird durchgängig von Spannung getragen, sodass keine Langeweile aufkommt. Auch wenn mir ein paar zu viele Fehler im Buch enthalten sind, so hat es mich doch sehr gut unterhalten und kann Fans von Verschwörungsthrillern nur empfohlen werden.
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Autor: |
Heike Koschyk |
Verlag: | Goldmann |
ISBN-13: | 978-3442206339 |
Taschen- buch: |
490 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Die zweite Lebenshälfte von Otto Lagerfeld und seiner Familie
Inhalt:
Der Kaufmann Otto Lagerfeld verliert 1925 bei der Geburt ihrer gemeinsamen Tochter seine große Liebe Theresia. Er stürzt sich in die Arbeit und den weiteren Ausbau der Marke Glücksklee. In Berlin begegnet er einige Zeit später Elisabeth und nach ein paar Anfangsschwierigkeiten darf er auf ein neues Glück mit der ehrgeizigen Frau hoffen. Das Unternehmen wächst, jedoch erlangen die Nationalsozialisten immer mehr Macht und Otto sieht sich vor ungeahnte Herausforderungen gestellt, um alles zusammenzuhalten und in den schweren Kriegsjahren nicht unterzugehen.
Meine Meinung:
Die faszinierende Lebensgeschichte des hanseatischen Kaufmanns Otto Lagerfeld findet mit diesem zweiten Teil der Dilogie ihre spannende Fortsetzung. Unzählige Originaldokumente aus dem Privatarchiv der Familie sorgen dafür, dass hier eine absolut authentische Geschichte entstanden ist. Zeitzeugen wurden befragt und Archive durchforstet. Die Autorin hat mit unglaublichem Fleiß Fakten und Fiktion mit historischen Ereignissen verknüpft, wie ich es selten in dieser Qualität erlebt habe.
Otto bleibt der liebenswerte, ehrliche und überaus fleißige Kaufmann, der in seiner Arbeitswut manchmal seine Familie vielleicht ein wenig vernachlässigt, aber nie aus bösem Willen. Ganz erstaunlich gut gelingt es ihm, gegen alle Widerstände anzugehen, die das NS-Regime ihm entgegenstellt und sein Unternehmen durch jedes noch so tiefe Fahrwasser zu steuern. Man erfährt auch über das weitere Schicksal seines Bruders Paul und natürlich nehmen seine zweite Frau Ebbe und seine Kinder mit ihr einen Großteil des Romans ein.
Wobei ich zugeben muss, dass ich selten eine so egoistische, berechnende und einfach nur absolut unsympathische Romanfigur erlebt habe wie eben Ebbe. Was umso schlimmer ist, da sie ja wirklich existiert und durch ihre Art diese tolle Familie entzweit hat. Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass das Zusammenleben mit dieser Frau auch ein guter Grund für Otto war, sich so in die Arbeit zu stürzen. Ihre Kälte, Strenge und fehlende Liebe auch gegenüber ihren Kindern konnte nicht ohne Folgen bleiben. Und so ist es wirklich kein Wunder, dass der geniale Modeschöpfer Karl Lagerfeld gleichzeitig eine so exzentrische Persönlichkeit an den Tag legte.
Nichtsdestotrotz ist auch der zweite Teil der Geschichte der Familie Lagerfeld ein fesselndes Zeitdokument, in dem keine Minute Langeweile aufkommt, man mit jeder Figur mitfiebert und einfach gut unterhalten wird. Daher auch diesmal wieder meine uneingeschränkte Empfehlung.
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Autor: |
Lilly Bernstein |
Verlag: | Ullstein |
ISBN-13: | 978-3-86493-232-8 |
Taschenbuch: | 413 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Eine Freundschaft durch alle Zeiten
Zum Inhalt:
Im Sommer 1933 ist die Welt für die drei Freundinnen Elli, Margot und Käthe noch in Ordnung und sie träumen bei einem gemeinsamen Ausflug von ihrer Zukunft. Doch diese wird mit den stetig mehr erstarkenden Nationalsozialisten immer unsicherer. Denn Margot ist Jüdin, Käthe zeigt sich den neuen Ideen gegenüber nicht abgeneigt und Elli, die ein verkürztes Bein hat und Hinkemädchen genannt wird, steht irgendwie dazwischen. Die Freundschaft der jungen Frauen wird auf eine harte Probe gestellt und Elli muss entscheiden, ob sie den gefährlicheren Weg einschlagen wird.
Meine Meinung:
Wow, was für ein tolles und tief berührendes Buch. Ich musste den Inhalt erst mal ein wenig sacken lassen, denn die Geschichte hat mich zutiefst aufgewühlt und unheimlich gefesselt. Die Autorin versteht es ausgezeichnet, das Alltagsleben in der Eifel zur damaligen Zeit lebendig werden zu lassen. Umso herzzerreißender ist es, was vor allem Margot und ihrer Familie als Juden widerfährt. Ich hatte einige Male mit den Tränen zu kämpfen ob der Grausamkeiten, die der Roman schonungslos zu Tage bringt. Die Schicksale aller Protagonisten sind mir unglaublich ans Herz gegangen.
Elli, an deren Seite sich der Leser die meiste Zeit befindet, wächst im Laufe der Zeit regelrecht über sich hinaus und setzt für ihre Freundin ihre Liebe und sogar ihr Leben aufs Spiel. Das Ganze ist überaus spannend zu lesen und hat mich durch eine Achterbahn der Gefühle geschickt. Wut, Entsetzen, Traurigkeit, aber auch Hoffnung, Mitleid und Zufriedenheit, was das starke Ende betrifft – das volle Programm. Welche Strapazen, welch Schmerz und Grausamkeit. Ich habe alles intensiv mitgefühlt. Dafür bin ich der Autorin sehr dankbar.
Das Nachwort macht deutlich, wie intensiv hier recherchiert wurde. Wer sich für Geschichten aus dieser Zeit interessiert, die das Herz berühren, kann mit diesem Roman gar nichts falsch machen. Bei mir hat er in jedem Fall einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
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Autor: |
Susanne Rubin |
Verlag: | Heyne |
ISBN-13: | 978-3-453-42693-1 |
Taschenbuch: | 364 Seiten |
Persönliche Wertung: |
,5 |
Rückkehr in die Hansestadt
Zum Inhalt:
Luise Vossen, die in London aufwuchs, wohin ihre Familie noch vor Beginn des Zweiten Weltkrieges ausgewandert ist, zieht es seit jeher zurück in ihre Geburtsstadt Hamburg und auch in das berühmte "Alsterhaus", wo sich ihre Eltern kennenlernten. 1951, sie ist inzwischen 19 Jahre alt, ist es endlich so weit. Sie kommt bei Kerstin und Hagen unter, den besten Freunden ihrer Eltern und begegnet dort auch deren Sohn Jens Thomsen wieder, an den sie keine guten Erinnerungen hat. Dass er politisch auf der falschen Seite zu stehen scheint, macht ihr näheres Kennenlernen nicht einfacher, aber da sind auch Gefühle, die ihre Welt völlig auf den Kopf stellen.
Meine Meinung:
Relativ kurz nach Band 1 liegt nun der zweite Teil der Alsterhaus-Dilogie von Susanne Rubin vor, auf den ich mich schon sehr gefreut hatte. Die Tochter der Hauptfiguren dort kehrt in das nach dem Krieg noch immer stark zerstörte Hamburg zurück und fühlt sich dennoch direkt zu Hause. Überall im Land ist der Aufschwung deutlich spürbar und mit ihrer Anstellung im Alsterhaus ist Luise rundum glücklich – fast. Denn in ihr erwachen Gefühle, die sie eigentlich nicht haben will.
Die Autorin beschreibt die Stadt und ihre Wunden wieder sehr lebensnah, sodass ich diese direkt vor meinen Augen sehen konnte. Ich gebe zu, die Meinungswechsel Luises von ich begehre ihn zwar, kann ihn aber eigentlich gar nicht leiden zu er ist die Liebe meines Lebens ging mir ein wenig zu schnell, quasi über Nacht, aber gut, viel gemeinsame Zeit hatten die beiden ja nicht miteinander. Zwar gibt es auch eine skrupellose Antagonistin und dank ihr einen Spannungshöhepunkt, jedoch war dieser im Gegensatz zu Band 1 zu kurz, um über das gesamte Buch anzuhalten.
Das heißt jedoch nicht, dass der Roman an irgendeiner Stelle langweilig gewesen wäre. Es war auch total schön, von den Kolleginnen von Luise, dem Alsterhaus, den großartigen Berufschancen und auch der innigen Liebesbeziehung zwischen Hagen und Kerstin zu lesen. Letzteres hat mir besonders gefallen, die Autorin weiß, warum. Auch die liebenswerte Olga wiederzutreffen, hat mich sehr gefreut.
Dieser zweite Teil rundet die Geschichte um das Alsterhaus in Hamburg und die fiktiven, sich dort kennen und lieben lernenden Figuren vortrefflich ab. Ich habe mich gern in ihre Zeit zurückversetzen lassen und freue mich schon jetzt auf jedes neue Werk dieser sehr warmherzig, authentisch und gefühlvoll schreibenden Autorin.
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Autor: |
Kai Meyer |
Verlag: | Knaur |
ISBN-13: | 978-3426228081 |
Gebundene Ausgabe | 556 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Großartiger Erzähler verführt wieder in die Welt der Bücher
Zum Inhalt:
In den Wirren der Revolution flieht der junge Bibliothekar Artur 1917 aus Sankt Petersburg. Er will in Leipzig seine große Liebe Mara wiederfinden. Als junges Mädchen spielt Liette auf dem Dachboden eines Hotels an der Côte d’Azur im Jahr 1928 und findet dort ein geheimnisvolles Buch. Später, als Erwachsene, setzt sie alles daran, die Besitzerin des Buches, niemand anders als Mara, aufzustöbern, denn das ist der letzte Wunsch ihres todkranken Freundes Artur.
Meine Meinung:
Nach "Die Bücher, der Junge und die Nacht", was ich absolut faszinierend fand, kehrt Kai Meyer erneut in die Bücherstadt Leipzig und das Graphische Viertel zurück, obwohl es in diesem Buch eher nur eine kleine Stippvisite dahin ist.
Auch diesmal hat es der Autor wieder geschafft, mich mit den drei verschiedenen Handlungssträngen in seinen Bann zu ziehen. Er hat einfach ein unglaubliches Erzähltalent und versteht es perfekt, alles ineinandergreifen zu lassen. Auch wenn ich mich sehr gefreut habe, ein wenig der Vorgeschichte von Grigori zu erfahren, reicht dieses Buch für mich nicht ganz an den Vorgänger heran.
Ich weiß nicht, ob es an den kleinen Längen durch allzu ausschweifende Beschreibungen lag oder weil mir die Zeiten, in denen das andere Buch spielte, historisch einfach interessanter erschienen, aber das Pünktchen auf dem i fehlte irgendwie. Der Handlungsstrang mit dem mitgebrachten Manuskript von Artur hat sich mir gar nicht erschlossen, fand ich schlicht überflüssig, aber vielleicht habe ich da auch etwas überlesen.
Artur ist eine sehr sympathische Figur, die immer das Richtige tun will, aber durch seine Liebe zu Mara auch ziemlich verblendet ist. Und Mara, nun ja, eine sehr vielschichtige Figur. Gern hätte ich noch mehr über ihr Treiben gelesen. Weiterhin mochte ich Ofeliya sehr und natürlich den bereits erwähnten Grigori. Die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Liette und Thomas passte nicht so ganz ins Bild.
Auf jeden Fall handelt es sich wieder um ein gekonnt inszeniertes Zusammenspiel mehrerer Handlungsebenen, die gleichzeitig Familiendrama, Kriminalroman, Historical und Liebesgeschichte abdecken. Ich empfehle auch dieses Buch gern weiter, auch wenn es meiner Meinung nach ein klein wenig abfällt zum oben genannten ersten Roman, der jedoch völlig unabhängig davon gelesen werden kann.
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Autor: |
Kati Stephan |
Verlag: | HarperCollins |
ISBN-13: | 978-3365004692 |
Taschen- buch: |
319 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Eine deutsch-deutsche Liebe, die Mauern überwindet
Zum Inhalt:
Marlies und Georg Behrendt leben 1975 mit ihren Töchtern Anni und Paula in Ostberlin. Wöchentlich kommt Tante Gundula aus dem Westen zu Besuch. Als Anni die Tante wieder einmal zurück zum Grenzübergang Friedrichstraße begleitet, verliert sie bei einem Zusammenstoß ihr geliebtes Notizbuch. Emil, ein Westdeutscher, der es aufgehoben hat, will es ihr nur zurückgeben, wenn sie sich mit ihm verabredet. Unwillig lässt sie sich darauf ein, aber schon bald beginnt ihr Herz, in seiner Gegenwart höherzuschlagen und sie träumt von einem Leben an seiner Seite. Doch zwischen ihnen steht die Mauer. Ist sie wirklich bereit, für ihr Glück alles aufzugeben? Auch ihre kleine Schwester Paula gerät in Gewissensnot, soll sie doch für einen Platz an der EOS ihren von ihr bewunderten Lehrer ans Messer liefern.
Meine Meinung:
Deutsch-deutsche Geschichte gehört zu meinem Leben, bin ich doch bis zum 17. Lebensjahr in der DDR aufgewachsen. So hat mich auch das Buch "Mauerträume" auf direktem Weg in meine Vergangenheit katapultiert. Sehr einfühlsam und authentisch wird aus dem Leben dieser kleinen Familie erzählt und ich konnte die Gedanken und Gefühlswelten besonders der Töchter sehr gut nachvollziehen.
Was mir etwas negativ aufgestoßen ist, ist die fast durchgängige Abwertung von allem, was die DDR betraf. Ob es die Wohnungsbauweise, die absolut identische Einrichtung, leere Konsumregale, ständige Überwachung und noch vieles mehr betrifft, es wird einfach alles total schlecht dargestellt. Von Positivem ist hier wenig zu lesen. Ich kann dies so nicht unterschreiben. Vielleicht liegt es daran, dass es in Berlin etwas anders zuging oder meine Teenagerjahre etwa zehn Jahre später stattgefunden haben, aber ich habe mich nie dermaßen beobachtet gefühlt, Völkerball hieß auch bei uns Völkerball und dass ich es nicht auf die EOS geschafft habe, lag einzig an dem nicht ausreichenden Notendurchschnitt. Auch kann ich mir kaum vorstellen, dass bereits Kinder von der Stasi zu Spitzeldiensten erpresst wurden. Natürlich beruht vieles auch auf Tatsachen und es wurden sicher Fehler gemacht, aber die Überfluss- und Wegwerfgesellschaft im Westen hatte genauso ihre Schattenseiten.
Unabhängig davon wird hier eine feinsinnige Geschichte einer Liebe erzählt, die allen Widerständen zum Trotz ihre Erfüllung findet. Vor allem der Zusammenhalt in der Familie, wo jeder für den anderen einsteht, bildet einen großen Schwerpunkt und vermittelt beim Lesen ein warmherziges Gefühl. Gerade nach der Wende Geborene können hier einen Eindruck bekommen, was das Leben in der DDR ausgemacht hat, aber bitte nicht alles zu hundert Prozent für bare Münze nehmen.
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Autor: |
Susanne Rubin |
Verlag: | Heyne |
ISBN-13: | 978-3-453-42692-4 |
Taschenbuch: | 398 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Neuanfang in der Hansestadt
Zum Inhalt:
Die junge Lotte hat das Glück, als Schneiderin eine Stelle im berühmten Warenhaus Hermann Tietz anzutreten, kaum dass sie, die eigentlich aus Lübeck stammt, 1929 in Hamburg angekommen ist. Dort begegnet ihr auch der Kaufmann Jannes, in den sie sich umgehend verliebt. Doch eine gemeinsame Zukunft kann es für sie nicht geben, denn Lotte verbirgt ein schmerzliches Geheimnis und jede Nähe zu anderen Menschen würde diese in Gefahr bringen. Doch so leicht lässt sich Jannes, der in Lotte seine Traumfrau sieht, nicht davon abbringen, ihr Herz dennoch zu erobern. Bis die Vergangenheit beide einholt …
Meine Meinung:
Eine ganze Weile musste ich diesmal auf den neuen Roman einer meiner Lieblingsautorinnen Susanne Rubin warten. Das Schöne jedoch ist, Band 2 der Alsterhaus-Dilogie folgt bereits im Februar 2024 und erzählt die Geschichte der Tochter von Lotte und Jannes. Aber erst mal zu diesem Buch.
Einmal mehr hat es die Autorin geschafft, mich mit ihrem schönen Schreibstil alles um mich herum vergessen und ganz in die Geschichte versinken zu lassen. Da kam keine Minute Langeweile auf und ich habe dem Happy End förmlich entgegengefiebert. Wie sehr habe ich mit Lotte mitgelitten, mich geängstigt, aber auch ihr Glück genossen. Und Jannes ist natürlich ein Held, wie man sich ihn besser nicht erträumen kann.
Aber auch die sympathischen Nebencharaktere wie Kerstin und Hagen, die Familie von Jannes genauso wie Olga habe ich direkt ins Herz geschlossen. Der abgrundtief böse Antagonist der Geschichte wusste einem wirklich das Fürchten zu lehren.
Verknüpft ist die zauberhafte Liebesgeschichte dann noch mit der des Warenhauses Hermann Tietz, welches neben dem in Berlin eines der imposantesten Häuser der Familie war. Die Folgen der Wirtschaftskrise werden ebenso thematisiert wie der von den Nationalsozialisten geschürte Judenhass, der letzten Endes auch dazu führt, dass Familie Tietz aus ihrer eigenen Firma gedrängt wird.
Rundum zufrieden konnte ich am Ende das Buch zuklappen, auch wenn ein wenig Abschiedsschmerz vorhanden war. Tröstlich ist daher, dass mir alle Figuren schon sehr bald wieder über den Weg laufen werden.
Lesern und Leserinnen, die eine schöne Lovestory zu schätzen wissen, die noch dazu einen historischen Hintergrund bietet, sei daher "Alsterglanz" wärmstens empfohlen.
Autor: |
Stefan Piasecki |
Verlag: | edition vi:jo |
ISBN-13: | 978-9464853360 |
Taschenbuch (groß): |
379 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Als Agentin für den Frieden … oder doch nicht?
Inhalt:
1978 ist Stasi-Offizierin Linn Darburg verdeckt in einer Münchner Firma im Einsatz, die an einem Raketenprogramm beteiligt ist und Tests in Zentralafrika durchführt. Sie droht aufzufliegen und wird auf die Spur ihres Exgeliebten Reza Naderi angesetzt, der Geld iranischer Kommunisten in Sicherheit bringen soll, jedoch daraufhin spurlos verschwindet. Schlussendlich begegnet sie ihm unerwartet auf dem Testgelände in Zaire, mit neuer Identität und offenbar für die Gegenseite arbeitend. Sie gerät zwischen die Fronten der Geheimdienste und nicht nur ihre Karriere, sondern sogar ihr Leben steht auf dem Spiel.
Meine Meinung:
Ich bin immer an Geschichten, die die DDR-Vergangenheit betreffen, interessiert, weshalb ich auf dieses Buch aufmerksam wurde. Besonders dass durch die Hauptfigur der Linn Darburg die Perspektive einer MfS-Agentin eingenommen wird, was man ja eher selten liest, fand ich bemerkenswert. Sie ist dermaßen überzeugt von ihrer Tätigkeit, mit der sie meint, den Frieden auf der Welt zu sichern, dass ich als Leser oft nicht wusste, ob ich sie bewundern oder für ihre naive Weltsicht bemitleiden soll. Denn natürlich muss sie nach und nach feststellen, dass auch "ihre" Seite genauso skrupellos ihre Interessen durchsetzt wie andere Agierende vom KGB, BND oder der CIA.
Der Schwerpunkt liegt natürlich auf ihrer Tätigkeit, aber auch die private Komponente kommt nicht zu kurz, denn gerade aufgrund dieser hat sie wenig Kontakt zu ihrer Tochter, ihre Ehe geht in die Brüche und sie muss sich schlussendlich fragen, ob all das ihren so motivierten Einsatz fürs Heimatland wert ist und sie nicht nur ein Spielball der Mächte ist.
Der Autor hat gründlich recherchiert und das tatsächlich existierende Raketenprogramm der OTRAG zum Aufhänger für die Geschichte genommen. Dies wird anschaulich mit Originaldokumenten und Fotos belegt, was alles noch viel realistischer wirken lässt. Die Fülle an Informationen hat mein Lesetempo im Mittelteil reduziert und ich mich teilweise etwas schwergetan. Der Showdown am Ende reißt es wieder raus.
Wer tiefer in die Materie in der Hochphase des Kalten Krieges einsteigen will und sich für die Arbeit des MfS interessiert, bekommt mit diesem Roman definitiv einen detailgetreuen Einblick und so manches bisher Unbekannte präsentiert.
Autor: |
Heike Koschyk |
Verlag: | Goldmann |
ISBN-13: | 978-3442206322 |
Taschen- buch: |
412 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Großartiges Familienporträt, das ich so nicht erwartet hätte
Inhalt:
Der junge Otto Lagerfeld will wie sein Vater ein erfolgreicher Kaufmann werden, der auch international tätig ist. Daher führt ihn sein erster Weg nach Südamerika und später wird er dann in Wladiwostok ansässig. Sein Plan ist jedoch, irgendwann nach Hamburg zurückzukehren und seinen Traum der eigenen Firma zu verwirklichen. Auch die Hoffnung auf eine Verbindung mit Theresia, der Schwester seines besten Freundes, nährt diesen Wunsch. Doch der Erste Weltkrieg bedeutet Gefangenschaft in Sibirien für ihn und sein Ziel liegt in weiter Ferne …
Meine Meinung:
Mit Begeisterung habe ich diese großartig recherchierte Familiengeschichte gelesen. Bisher habe ich, wie wahrscheinlich die meisten, den Namen Lagerfeld nur mit dem Modezar Karl in Verbindung gebracht, aber welch interessantes Leben bereits sein Vater vorzuweisen hatte, erfuhr ich erst durch diesen Roman.
Er deckt Otto Lagerfelds Leben von 1887 bis zum Tod seiner ersten Ehefrau und großen Liebe Theresia 1921 ab. Karl entsteht erst in der Verbindung mit seiner zweiten Ehefrau, findet also hier noch gar nicht statt, falls es Leser darauf abgesehen hatten.
Wir begleiten Otto auf seinen Reisen in exotische Länder, wo er sich die ersten Sporen als Kaufmann verdient, und freuen uns über seine Erfolge in der russischen Metropole Wladiwostok. Otto ist ein zielstrebiger, fleißiger und ehrenhafter Mann, der geradlinig sein Ziel verfolgt, was ihn mir sehr sympathisch machte. Aber auch von den Leben seiner Geschwister erfahren wir, wobei Paul einen größeren Platz einnimmt, der ein völlig anderer Typ Mensch ist.
Ich fand es großartig, wie die historischen Ereignisse mit ungeheurer Detailgenauigkeit in den Roman eingeflochten wurden. Man hat ja schon einiges aus jener Zeit gelesen, aber dennoch war für mich noch einiges Neue dabei. So habe ich mich auch keine Minute gelangweilt und bin begeistert dem Weg der Familie Lagerfeld gefolgt. Es versteht sich von selbst, dass der zweite Teil – Das Vermächtnis der Familie Lagerfeld –, wo die Geschichte fortgeführt wird, bereits in den Startlöchern steht.
Fans biografischer wie historischer Romane, die Wert auf Authentizität legen, sollten bei dem Buch voll auf ihre Kosten kommen.