Archives: Juni 2022
Autor: |
Wulf Dorn |
Verlag: | Heyne |
ISBN-13: | 978-3453270954 |
Taschenbuch: | 491 Seiten |
Persönliche Wertung: |
,5 |
Gelungene Fortsetzung – wenn Rache zum Lebensziel wird
Zum Inhalt:
Nach der Ermordung seiner Partnerin ist das Leben des Ex-Psychiaters Mark Behrendt aus den Fugen geraten. Einzige Stütze ist seine Freundin Doreen. Als sich der Mörder erneut bei ihm meldet, Doreen entführt und für ihre Freilassung eine schreckliche Tat von Mark verlangt, beginnt für ihn ein Wettlauf mit der Zeit.
Meine Meinung:
Da seit Band 1 der „Trigger“-Reihe von Wulf Dorn mittlerweile mehr als 10 Jahre vergangen sind, hatte ich den Auftakt kürzlich noch mal gelesen, was sich als vorteilhaft herausstellte. Man war sofort wieder drin in der Geschichte um Ellen Roth und Mark Behrendt, auch wenn im Verlauf des Buches einiges erklärt wird.
Während bei mir bei Teil 1 noch einige Fragen offen blieben, konnte mich die Fortsetzung des Romans direkt von der ersten Seite an fesseln. Mark bekommt es mit einem wirklich wahnhaften Täter zu tun, der vor nichts zurückschreckt. Seine Identität wird recht früh klar, was der Spannung jedoch keinen Abbruch tut. Die Protagonisten liefern sich ein atemberaubendes Katz-und-Maus-Spiel und der Autor weiß immer wieder mit überraschenden Wendungen zu punkten. Ich habe jedenfalls keine Minute Langeweile verspürt.
Mit dem Einblick in die menschliche Psyche ist der Autor nach 20 Jahren Tätigkeit in der Psychiatrie bestens vertraut und das merkt man seinen Beschreibungen auch an. Es ist immer wieder faszinierend, zu welchen Auswüchsen der menschliche Verstand in der Lage ist, und genau deshalb finde ich Psychothriller so herausfordernd und interessant.
Wulf Dorn hat mit dieser Fortsetzung alles richtig gemacht und wird garantiert die meisten Fans von Psychothrillern mitnehmen, wobei es das Lesevergnügen steigert, wenn man zuerst Band 1 liest.
Autor: |
Rebekka Weiler |
Verlag: | Ravensburger |
ISBN-13: | 978-3473586233 |
Klappen- broschur |
440 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Vom Mut der Vergebung zur Liebe – ein Herzensbuch
Inhalt:
Die Welt ist für Mia nicht mehr, wie sie war, als ihr bester Freund Brant auf einer Party niedergestochen wird. Noch vier Jahre danach kämpft sie täglich mit ihrer Trauer, sucht Hilfe bei einer Therapeutin und in einer Trauergruppe. Als eines Tages plötzlich sein Mörder, Nathan Dawson, vor ihr steht, kommt alles wieder hoch, und ihre Wut und der Hass brechen sich Bahn. Das Schicksal will, dass sie sich häufiger begegnen, und Mia beginnt, über den Tellerrand zu schauen und sich für die Wahrheit zu interessieren. Dabei entwickelt sie Gefühle für Nate, die sie nie für möglich gehalten hätte.
Meine Meinung:
Wow, ein Roman, der ein wahres Gefühlsbeben in mir ausgelöst hat. Das zart gestaltete Cover, aber vor allem auch die Thematik haben mich sofort für die Geschichte eingenommen. Wie schwer muss es sein, plötzlich dem Mörder seines besten Freundes gegenüberzustehen?
Die Autorin nimmt sich viel Zeit, das langsame Näherkommen ihrer Hauptfiguren zu beschreiben. Stück für Stück dringt sie in ihre Gefühlswelten ein und erzählt auf wunderbare Art, wie aus tiefstem Hass zarte Gefühle bis hin zu Liebe entstehen können. Mia habe ich für ihren Mut bewundert, nie aufzugeben, alles zu hinterfragen und die Standhaftigkeit, zu ihren Gefühlen zu stehen, auch gegen alle äußeren Widerstände. Nathan in seiner Verletzlichkeit, sich mit der Opferrolle abfindend, hat mir oft beinahe das Herz gebrochen. Wie er langsam wieder Hoffnung schöpft und eine lohnenswerte Zukunft für sich erkennt, ist einfach herzzerreißend. Spätestens beim Epilog aus seiner Sicht gab es für meine Tränen kein Halten mehr.
Der Roman enthält enorm viele wunderbare Sätze, die man sich am liebsten in ein Buch der besonderen Zitate übertragen möchte, so schön sind sie. Es steckt so viel Wahrheit in allem, gerade auch was die Art zu trauern, die für jeden anders ist, betrifft. Dass die Autorin hier eigene Erfahrungen einbringt und ihr ganzes Herzblut in die Story gesteckt hat, dringt aus jeder Zeile.
Aber auch die Nebenschauplätze und –figuren tragen zur Vollkommenheit der Geschichte bei. Da ist das Dilemma von Mias Bruder, die zauberhafte Grandma von Nathan oder auch Luna, die knuffigste und verständnisvollste Hündin überhaupt. Ich hätte auch mit einem Einzelband und dem jetzigen Abschluss gut leben können, bin aber dennoch gespannt, was sich Rebekka Weiler noch an Herausforderungen und Dramen für ihre Protagonisten im zweiten Teil der Dilogie ausgedacht hat.
Auf jeden Fall aber kann ich Lesern tiefgründiger, das Herz im Innersten berührender Geschichten diesen gefühlvollen Roman unumwunden empfehlen.
Autor: |
Makus Thiele |
Verlag: | Benevento |
ISBN-13: | 978-3710901317 |
Gebundene Ausgabe | 390 Seiten |
Persönliche Wertung: |
,5 |
Hat man ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben?
Inhalt:
Maria Linz leidet an Alzheimerdemenz im Endstadium. Bereits Jahre zuvor hat sie sich für ein selbstbestimmtes Sterben ausgesprochen und dies auch schriftlich festgehalten. Sollte der Zeitpunkt gekommen sein, soll ihr Neffe, Dr. Max Keller, ihr die entsprechende Unterstützung dabei zukommen lassen. Obwohl er als Arzt dem Schutz des Lebens verpflichtet ist, kommt Max dem sehnlichsten Wunsch seiner Tante nach und erlöst sie von einem würdelosen Leben. Das bringt ihn jedoch in den Fokus der Polizei und er wird schlussendlich sogar wegen Mordes angeklagt. Er hofft auf die Hilfe seines Jugendfreundes Jonas, der inzwischen als Staatsanwalt agiert. Doch kann es dieser mit seinem Gewissen vereinbaren und wird er damit seine eigene Karriere aufs Spiel setzen?
Meine Meinung:
In seinem dritten Roman befasst sich Markus Thiele mit einem Thema, was mich persönlich sehr stark berührt. Meine Mama befindet sich mittlerweile mit derselben Krankheit im Pflegeheim und es vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht den Wunsch zu gehen äußert. Der richtige Zeitpunkt, diesen Wunsch schriftlich niederzulegen, wurde verpasst und so können wir nur hilflos das Voranschreiten der Krankheit begleiten und was sie aus ihr macht.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, der eine fiktive Geschichte beschreibt, die so jedoch tagaus, tagein stattfinden könnte und wohl auch wird. Gerichtliche Entscheidungen zum Thema wurden bereits gefallen, das Gesetz steht hier vor einem Umbruch.
Es werden mehrere Sichtweisen beleuchtet, durch Nebenfiguren Input gegeben, auch die Kirche kommt ausführlich zu Wort. Fakt ist, dass die Gesetzeslage zwar eindeutig ist, aber trotzdem eine Menge Auslegungsspielraum bietet. Warum in einem Fall so, im anderen anders entscheiden? Wie selbstbestimmt darf der Mensch sein, wenn es um seinen Tod geht? Auf jeden Fall eine juristische Grauzone und ein Thema, das wahrlich zum Nachdenken anregt.
In Rückblenden wird die Vergangenheit von Max und Jonas und auch deren Umfeld beleuchtet. An manchen Stellen für meinen Geschmack ein wenig zu ausführlich, was die Spannung in der Mitte des Buches etwas abflachen lässt. Dennoch ergibt schlussendlich alles einen Sinn und verdeutlicht so manche Verhaltensweise.
Vor allem den Gerichtsprozess zum Ende hin fand ich extrem spannend und die Herangehensweise von Jonas. Einfach nur clever und ich gehe mit seiner Meinung völlig d‘accord. Aber lest selbst, es lohnt sich. Bleibt zu hoffen, dass durch die Politik in den kommenden Jahren Bewegung in die Rechtsprechung zu diesem Thema kommt. Denn schließlich steht schon im Grundgesetz: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Also sollte das auch für ein würdevolles Sterben gelten.