Archives: Juli 2023
Autor: |
Ernst Kaufmann |
Verlag: | Verlag Anton Pustet |
ISBN-13: | 978-3702510886 |
Klappen- broschur: |
307 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Zweiter Einsatz Inspektor Ruprecht – Brutale Schönheitsbranche
Inhalt:
Chefinspektor Ruprecht, leitender Ermittler beim LKA Salzburg, kommt per Zufall zu einem Autounfall, den einer der Erben eines etablierten Chemie-Unternehmens der Stadt erleidet. Sein Bauchgefühl sagt ihm, dass mehr dahinter steckt. Erst recht, als er erfährt, dass ein großer Schweizer Konzern der Schönheitsbranche alles daran setzt, die kleine österreichische Firma zu übernehmen. Ein windiger Lobbyist aus den Niederlanden hat ebenso seine Hände im Spiel und schnell ist der Chefinspektor einem großen Skandal auf der Spur, der in einer Verfolgungsjagd durch Amsterdam endet.
Meine Meinung:
Nach „Blanke Gier“ legt der Wiener Autor Ernst Kaufmann nunmehr den zweiten Band seiner in Salzburg spielenden Krimireihe um den ermittelnden Chefinspektor Ruprecht vor und lässt ihn die finsteren Machenschaften hinter den Kulissen der Schönheitsbranche aufdecken.
Wer neu in die Reihe einsteigt, hat vielleicht ein paar Schwierigkeiten, die Nebenfiguren entsprechend einzuordnen und zu bewerten. Ruprecht selbst bleibt seiner Linie treu. Hat er einmal eine Spur aufgenommen, hält er mit allen Mitteln daran fest und lässt sich nicht abbringen, bis die Lösung auf dem Tisch liegt. In diesem Fall macht er vielleicht ein bisschen zu viel seine Familie und Freunde zu Mitarbeitern, was ich mir in der Realität nur schwer vorstellen kann.
Dennoch werden die Verstrickungen mit jedem Puzzleteil offensichtlicher und die Verantwortlichen entlarvt. Das Ganze geht recht gemächlich vonstatten und bietet auch keine großen Überraschungen, mir fehlte hier ein wenig die Spannung. Die kommt dann erst mit der Jagd eines Verdächtigen quer durch Amsterdam. Die Auflösung ist zufriedenstellend und dass auch Drahtzieher im Hintergrund ungeschoren davonkommen, erscheint mir durchaus realitätsnah.
Koch- und Backfans freuen sich sicher über die angehangenen Rezepte und eine Leseprobe aus dem Folgeband „Bittere Quellen“ macht Lust auf mehr. Insgesamt ein solider zweiter Teil der Reihe für Leser, die es etwas ruhiger mögen und die Ermittlungsarbeit in den Vordergrund stellen.
Autor: |
Frank Kodiak |
Verlag: | Droemer |
ISBN-13: | 978-3426307847 |
Taschen- buch: |
416 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Packendes Finale der Trilogie
Zum Inhalt:
Die Privatermittlerin Rica Kantzius muss beim Kampf gegen „Missing Order“, was Teil der Hilfsorganisation „Amissa“ zu sein scheint, den schlimmsten Verlust überhaupt hinnehmen. Sie trägt ihren geliebten Mann Jan zu Grabe und setzt sich dann umgehend in ihre Heimat Jamaika ab. Hier schmiedet sie einen gefährlichen Plan, denn die Rache an den Hintermännern der verbrecherischen Organisation, der schon so viele Menschen zum Opfer gefallen sind, ist das einzige Ziel, was für sie noch zählt.
Meine Meinung:
Dieser letzte Band der Amissa-Trilogie von Frank Kodiak, besser bekannt als Andreas Winkelmann, lässt kaum Wünsche offen. Er bietet wie vom Autor gewohnt, nervenaufreibende Spannung sowie brutale Morde und damit auch schmerzliche Verluste, die den Leser emotional einiges abringen. Durch die häufig wechselnde Perspektive und auch Sprünge in die Vergangenheit wird ein Sog verursacht, dem man sich kaum entziehen kann.
Ich glaube, es ist von unbedingtem Vorteil, erst die Bände 1 und 2 zu lesen, um Motivation und Handlungsweise der Hauptfiguren nachvollziehen zu können. Um auch Neuleser mitzunehmen, sind natürlich ein paar Wiederholungen vonnöten, was ein wenig zu Lasten der Spannung geht. Mein Favorit bleibt Band 2, aber auch das wirklich packende Finale weiß zufriedenzustellen, wenn mir auch das Motiv etwas weit hergeholt erscheint. Jedoch es wird alles aufgelöst, keine Fragen bleiben offen und die Verbrecher bekommen ihre gerechte Strafe.
Warum der Verlag das Cover nicht passend zu den ersten beiden Bänden gestaltet hat, erschließt sich mir nicht, aber das ist auch eher nebensächlich, zumal ich das Buch eh als E-Book konsumiert habe.
Abschließend spreche ich mich dafür aus, dass die komplette Trilogie eine runde Sache ist, die durchweg gut zu unterhalten weiß, sofern man nicht zu empfindlichen Gemütes ist und mit ein bisschen mehr Brutalität umgehen kann.
Autor: |
Marie Lacrosse |
Verlag: | Goldmann |
ISBN-13: | 978-3442206384 |
Taschen- buch: |
717 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Herzergreifendes Schicksal zweier Frauen verknüpft mit dem KaDeWe
Inhalt:
Das 1907 in Berlin eröffnete Luxuskaufhaus KaDeWe ist der Ort, wo sich die beiden jungen Frauen Rieke Krause und Judith Bergmann noch im Kindesalter das erste Mal begegnen. Erstere stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und als sie 1914 dank ihrer Mutter eine Stelle als Kassenmädchen im berühmten Kaufhaus bekommt, geht für sie ein Traum in Erfüllung. Judith dagegen ist Luxus gewohnt als Tochter des KaDeWe-Justitiars und soll den Sohn des Kaufhauseigners, Harry Jandorf, heiraten. Doch der Erste Weltkrieg wirft die Pläne aller Beteiligten gehörig durcheinander und hält so einige Herausforderungen bereit.
Meine Meinung:
Ich habe bisher nichts von Marie Lacrosse gelesen, aber dieser 1. Band der KaDeWe-Dilogie hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Besonders möchte ich die sicher sehr aufwendige Recherchearbeit der Autorin hervorheben. Die Zeit vom Ersten Weltkrieg an bis in die Mitte der 20er Jahre, als Adolf Jandorf in weiser Voraussicht auf das Kommende seinen Konzern veräußert, waren für mich so lebendig und authentisch dargestellt, dass ich meinte, dabei gewesen zu sein.
Ich habe auch schon Serien zu dem Thema gesehen, aber nie konnte ich so viel über die politischen Verhältnisse, die schreckliche Armut und das Leid während und nach des Krieges lernen wie in diesem Buch. Manch einem mag es zu viel Geschichtswissen gewesen sein und vielleicht hätte man an der einen oder anderen Stelle ein wenig kürzen können, das Buch ist schließlich dick genug, aber ich fand alles sehr interessant.
Natürlich haben mich aber auch die Lebenswege der drei Familien Jandorf, Bergmann sowie Krause außerordentlich fasziniert. Judith wie auch Rieke sind bewundernswerte Frauen, die gegen alle Widrigkeiten mit Mut und Entschlossenheit ankämpfen, die ihresgleichen suchen. Das große soziale Engagement und wissenschaftliche Interesse von Judith sticht gerade in dieser Zeit extrem hervor. Die persönlichen Schicksale, resultierend aus dem schrecklichen Krieg, haben mich teilweise zu Tränen gerührt.
Zusätzlich erhält man noch einen umfassenden Einblick, wie der Ablauf in so einem Genusstempel funktioniert, wie mit den Herausforderungen bezüglich Streiks und Inflation umgegangen wurde, einfach unheimlich viel Detailwissen über dieses berühmte Kaufhaus. Ich muss gestehen, ich war nur einmal kurz nach der Wende persönlich in dem Gebäude. Der überbordende Luxus entspricht weder meinem Geschmack noch meinem Geldbeutel. Nichtdestotrotz konnte ich die Geschichte über das KaDeWe und die damit verknüpften Schicksale aus vollem Herzen genießen.
Für Fans historischer Romane, die eine fesselnde Familiensaga zu schätzen wissen, eine unbedingte Empfehlung.