Category: Piasecki, Stefan
Autor: |
Stefan Piasecki |
Verlag: | Selfpublishing |
ISBN-13: | 979-8339673033 |
Taschen- buch: |
486 Seiten |
Persönliche Wertung: |
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Exzellent recherchierter Politthriller, der den Zeitgeist der 80er widerspiegelt
Inhalt:
Dr. Reza Sistani ermöglicht seinen Anlegern im Frankfurter Bankhaus Praetorius Ende der 80er enorme Renditen, wird jedoch hartnäckig von der Journalistin Shila Abó Malungu verfolgt, die an der Legalität seiner Geschäfte zweifelt. Sein wichtigster Mitarbeiter versteckt die durch Zufall im Westen gestrandete Ada aus der DDR, deren Eltern hochangesiedelt beim MfS arbeiten, in der Hausbesetzerszene. Durch seine Großanleger unter Druck gesetzt, begeht Reza Fehler und verstrickt sich immer tiefer in deren Geschäfte mit Waffen. Von verschiedenen Geheimdiensten ausgespielt, gerät er bei einem Giftgasanschlag im Iran in tödliche Gefahr.
Meine Meinung:
Bereits mit seinem Roman "Die Sterne der Welt" hat mich Stefan Piasecki durch seine aufwendige Recherche und detailgetreue Beschreibung der Zustände auf dem politischen Parkett der damaligen Zeit sehr für sich eingenommen. In "Vergiftete Sonne" gibt es ein Wiedersehen mit der Familie Darburg, hauptsächlich in Form von Linns Tochter Ada, sowie Reza, der schlussendlich bereuen wird, seiner Liebe zu Linn keine Chance gegeben zu haben.
Ob es die Einblicke in die neue Welt der Computer, das Geschäft mit der käuflichen Liebe, die radikalen Ideen einiger Hausbesetzer oder die Italo Disco Szene sind, der Zeitgeist der 80er wird überall deutlich. Vor allem dem Erzählstrang um Ada bin ich sehr gern gefolgt, die aus ihrer Verachtung für den Westen keinen Hehl macht und einfach nur zurück in ihre Heimat will.
Die teilweise sehr ins Detail gehenden Beschreibungen der Finanzstrukturen bis etwa zur Mitte des Buches haben meinen Lesefluss ein wenig gehemmt, aber danach nimmt die Spannung enorm an Fahrt auf und es endet mit einem großen Showdown, der mich auch ein wenig traurig zurückließ. Die Machenschaften auf höchsten politischen Ebenen und wie skrupellos für Profite mit Menschenleben gespielt wurde, macht wieder einmal unfassbar wütend, besonders vor dem Hintergrund, dass sich dahingehend vermutlich nicht viel verändert hat. Die zahlreichen Fotos von Originalschauplätzen und Zeitdokumenten zeigen, wie tiefgehend die Recherche des Autors geht und machen so das Buch zu einem Gewinn für politisch Interessierte vor allem zur Zeit des Kalten Krieges und geben weitere Einblicke in deutsch-deutscher Geschichte.
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Autor: |
Stefan Piasecki |
Verlag: | edition vi:jo |
ISBN-13: | 978-9464853360 |
Taschenbuch (groß): |
379 Seiten |
Persönliche Wertung: |
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Als Agentin für den Frieden … oder doch nicht?
Inhalt:
1978 ist Stasi-Offizierin Linn Darburg verdeckt in einer Münchner Firma im Einsatz, die an einem Raketenprogramm beteiligt ist und Tests in Zentralafrika durchführt. Sie droht aufzufliegen und wird auf die Spur ihres Exgeliebten Reza Naderi angesetzt, der Geld iranischer Kommunisten in Sicherheit bringen soll, jedoch daraufhin spurlos verschwindet. Schlussendlich begegnet sie ihm unerwartet auf dem Testgelände in Zaire, mit neuer Identität und offenbar für die Gegenseite arbeitend. Sie gerät zwischen die Fronten der Geheimdienste und nicht nur ihre Karriere, sondern sogar ihr Leben steht auf dem Spiel.
Meine Meinung:
Ich bin immer an Geschichten, die die DDR-Vergangenheit betreffen, interessiert, weshalb ich auf dieses Buch aufmerksam wurde. Besonders dass durch die Hauptfigur der Linn Darburg die Perspektive einer MfS-Agentin eingenommen wird, was man ja eher selten liest, fand ich bemerkenswert. Sie ist dermaßen überzeugt von ihrer Tätigkeit, mit der sie meint, den Frieden auf der Welt zu sichern, dass ich als Leser oft nicht wusste, ob ich sie bewundern oder für ihre naive Weltsicht bemitleiden soll. Denn natürlich muss sie nach und nach feststellen, dass auch "ihre" Seite genauso skrupellos ihre Interessen durchsetzt wie andere Agierende vom KGB, BND oder der CIA.
Der Schwerpunkt liegt natürlich auf ihrer Tätigkeit, aber auch die private Komponente kommt nicht zu kurz, denn gerade aufgrund dieser hat sie wenig Kontakt zu ihrer Tochter, ihre Ehe geht in die Brüche und sie muss sich schlussendlich fragen, ob all das ihren so motivierten Einsatz fürs Heimatland wert ist und sie nicht nur ein Spielball der Mächte ist.
Der Autor hat gründlich recherchiert und das tatsächlich existierende Raketenprogramm der OTRAG zum Aufhänger für die Geschichte genommen. Dies wird anschaulich mit Originaldokumenten und Fotos belegt, was alles noch viel realistischer wirken lässt. Die Fülle an Informationen hat mein Lesetempo im Mittelteil reduziert und ich mich teilweise etwas schwergetan. Der Showdown am Ende reißt es wieder raus.
Wer tiefer in die Materie in der Hochphase des Kalten Krieges einsteigen will und sich für die Arbeit des MfS interessiert, bekommt mit diesem Roman definitiv einen detailgetreuen Einblick und so manches bisher Unbekannte präsentiert.