Category: Meyer, Kai
Autor: |
Kai Meyer |
Verlag: | Knaur |
ISBN-13: | 978-3426228081 |
Gebundene Ausgabe | 556 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Großartiger Erzähler verführt wieder in die Welt der Bücher
Zum Inhalt:
In den Wirren der Revolution flieht der junge Bibliothekar Artur 1917 aus Sankt Petersburg. Er will in Leipzig seine große Liebe Mara wiederfinden. Als junges Mädchen spielt Liette auf dem Dachboden eines Hotels an der Côte d’Azur im Jahr 1928 und findet dort ein geheimnisvolles Buch. Später, als Erwachsene, setzt sie alles daran, die Besitzerin des Buches, niemand anders als Mara, aufzustöbern, denn das ist der letzte Wunsch ihres todkranken Freundes Artur.
Meine Meinung:
Nach "Die Bücher, der Junge und die Nacht", was ich absolut faszinierend fand, kehrt Kai Meyer erneut in die Bücherstadt Leipzig und das Graphische Viertel zurück, obwohl es in diesem Buch eher nur eine kleine Stippvisite dahin ist.
Auch diesmal hat es der Autor wieder geschafft, mich mit den drei verschiedenen Handlungssträngen in seinen Bann zu ziehen. Er hat einfach ein unglaubliches Erzähltalent und versteht es perfekt, alles ineinandergreifen zu lassen. Auch wenn ich mich sehr gefreut habe, ein wenig der Vorgeschichte von Grigori zu erfahren, reicht dieses Buch für mich nicht ganz an den Vorgänger heran.
Ich weiß nicht, ob es an den kleinen Längen durch allzu ausschweifende Beschreibungen lag oder weil mir die Zeiten, in denen das andere Buch spielte, historisch einfach interessanter erschienen, aber das Pünktchen auf dem i fehlte irgendwie. Der Handlungsstrang mit dem mitgebrachten Manuskript von Artur hat sich mir gar nicht erschlossen, fand ich schlicht überflüssig, aber vielleicht habe ich da auch etwas überlesen.
Artur ist eine sehr sympathische Figur, die immer das Richtige tun will, aber durch seine Liebe zu Mara auch ziemlich verblendet ist. Und Mara, nun ja, eine sehr vielschichtige Figur. Gern hätte ich noch mehr über ihr Treiben gelesen. Weiterhin mochte ich Ofeliya sehr und natürlich den bereits erwähnten Grigori. Die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Liette und Thomas passte nicht so ganz ins Bild.
Auf jeden Fall handelt es sich wieder um ein gekonnt inszeniertes Zusammenspiel mehrerer Handlungsebenen, die gleichzeitig Familiendrama, Kriminalroman, Historical und Liebesgeschichte abdecken. Ich empfehle auch dieses Buch gern weiter, auch wenn es meiner Meinung nach ein klein wenig abfällt zum oben genannten ersten Roman, der jedoch völlig unabhängig davon gelesen werden kann.
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Autor: |
Kai Meyer |
Verlag: | Knaur |
ISBN-13: | 978-3426227848 |
Gebundene Ausgabe | 496 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Hommage an die Welt der Bücher
Zum Inhalt:
Für den Buchbinder Jakob Steinfeld und seinen jüdischen Freund und Angestellten Grigori wird es im Leipzig von 1933 ungemütlich, als das Böse immer mehr die Macht ergreift. Bis unverhofft die Liebe in sein Leben tritt in Gestalt der Verlegertochter Juliana Pallandt. Sie hat ein Buch geschrieben, das sie einzig ihm anvertrauen möchte. Kurz darauf verschwindet sie spurlos.
Im Jahr 1971 erhält Jakobs Sohn Robert Zugang zur Bibliothek der Pallandts, die eine Freundin von ihm nach dem Tod des Familienoberhauptes auflösen soll. Dort macht er eine Entdeckung, die ihn nicht mehr loslässt, ihn auf die Reise in seine eigene turbulente Vergangenheit schickt und auf die Spur des Schicksals seiner Eltern, die er nie kennenlernen durfte, bringt.
Meine Meinung:
Ich bin fast ein wenig sprachlos. Was für ein wunderbar erzählter Roman. Auch wenn ich aus Zeitmangel ziemlich lange gebraucht habe für das Buch, so habe ich doch jede einzelne Seite genossen. Ich konnte mich dem Sog, den die Geschichte auf mich ausübte, einfach nicht entziehen.
Der Roman spielt sich auf drei Zeitebenen ab. 1933 mit der Machtübernahme durch Hitler brechen auch im Leipziger Bücherviertel finstere Zeiten an. Der Autor versteht es hervorragend, die bedrohliche Atmosphäre dieser gefährlichen Zeit, aber auch die Schönheit der Bücherstadt dem Leser zu vermitteln. Beängstigend 1943 die Flucht des 10-jährigen Robert durch das mehr und mehr durch Bomben zerstörte Land. Auch 1971 stellt sich als interessante Zeit heraus, besonders durch die Reise des erwachsenen Robert in die damalige DDR. Ich habe jede der Zeitebenen gleichermaßen geliebt, sodass ich einen jeweiligen Wechsel nicht als Verlust empfand.
Im Gegenteil, sie sind so perfekt aufeinander abgestimmt, dass nur ganz allmählich die ganze Tragik des Schicksals von Roberts Familie offenbart wird. Mit jeder Station, jedem Gespräch fällt ein weiteres Puzzleteil an seinen Platz und macht die Geschichte zu einem perfekten Ganzen. Keine Frage bleibt offen, alles ist in sich stimmig und das würde ich schon als hohe literarische Kunst bezeichnen.
Es gibt nicht so wahnsinnig viele Protagonisten, sodass es nicht schwerfällt, hier den Überblick zu behalten. Ich mochte sowohl Robert als auch seine Eltern und natürlich waren die teils skurrilen und extravaganten Nebenfiguren das Salz in der Suppe.
Neben der einzigartigen Familiengeschichte atmet jede Seite des Buches die Liebe zu Büchern aus. Zwei ungewöhnliche Exemplare, über deren Inhalt man schlussendlich eher weniger erfährt, nehmen eine besondere Stellung ein. Für mich als bibliophilen Menschen waren die Beschreibungen ein wahres Fest.
Geschichtlich und an der Welt der Bücher interessierte Leser werden bei diesem Roman definitiv auf ihre Kosten kommen. Es gibt Spannung, Drama, Gefahr, Liebe und Romantik, auch ein bisschen Humor, alles perfekt ausgeglichen und das Buch zu einem absoluten Lesehighlight machend.