Category: Thriller/Krimi
Autor: |
Arno Strobel |
Verlag: | Loewe |
ISBN-10: | 3785578644 |
Klappenbroschur: | 240 Seiten |
Persönliche Wertung: |
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Wenn du dir selbst nicht über den Weg traust …
Inhalt:
Der 16-jährige Tim freut sich seit Wochen auf das Bergcamp in Bayern am Fuße der Zugspitze. Der erste Tag stellt sich als langweilig heraus, und so ist schnell der Plan gefasst, auf eigene Faust eine Tour zu unternehmen. Wortführer ist der nach eigener Aussage äußerst bergerfahrene Ralf. So machen sich dann zehn völlig unterschiedliche Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren, sieben Jungs und drei Mädchen, auf den Weg. Sie geraten in ein schreckliches Unwetter und können sich gerade so in eine verlassene Berghütte retten. Streitereien kommen auf, und als nach der ersten Nacht von Ralf nur noch eine Blutlache verblieben ist, wird in Tim schnell ein Schuldiger gefunden. Er verbirgt jedoch ein Geheimnis, aufgrund dessen er es niemandem verübeln kann, ihn zu verdächtigen, denn er traut sich selbst nicht über den Weg …
Meine Meinung:
Der im Bereich Psychothriller sehr erfolgreiche Arno Strobel legt hier mit „Abgründig“ seinen ersten Jugendthriller vor, ein Genre, das er meiner Meinung nach ebenso gut meistert.
Das Unwetter und die damit einhergehenden Strapazen für die Jugendlichen sind äußerst bildhaft in Szene gesetzt. Da freut man sich über seinen gemütlichen Leseplatz. Zehn Protagonisten sind fast ein wenig viel, um über alle den Überblick zu behalten. Zwar gibt es darunter die unterschiedlichsten Charaktere, aber bei der Kürze des Romans ist es kaum möglich, alle ausreichend zu beleuchten. Die erzählende Hauptfigur Tim ist jedoch die am vernünftigsten denkende und somit sympathischste.
Kontinuierlich baut sich die Spannung weiter auf und findet ihren Höhepunkt, als ein Verbrechen geschehen zu sein scheint und sich trotz Ungereimtheiten umgehend alle auf einen Verdächtigen einschießen. Hier gelingt es Arno Strobel ausgezeichnet, die durch die Extremsituation hochgekochten Emotionen rüberzubringen. Die Auflösung hat mir auch gefallen, kommt zum Ende hin allerdings ein wenig zu abrupt. Ein bisschen mehr Unklarheit und weitere Verdächtige a la Agatha Christie hätte ich mir außerdem gewünscht.
Das Buch ist für Leser zwischen 14 und 17 Jahren vorgesehen, und ich denke, die Zielgruppe wird bestens angesprochen. Jedoch dürften auch Erwachsene Freude an dem flüssig zu lesenden Bergabenteuer der Teenager haben. Bis auf geringe Abstriche (Wertung: 4,5) habe ich nichts zu meckern und freue mich bereits auf weitere spannende Jugendthriller aus Arnos Feder.
Autor: |
Michael Suhr |
Verlag: | bookshouse Verlag |
ASIN: | B00ECD68WU |
E-Book: | ca. 38 TB-Seiten |
Persönliche Wertung: |
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In der Kürze liegt die Würze
Inhalt:
Ein Kommissar, dessen Name nichts zur Sache tut, ermittelt in einer bestialischen Mordserie. Alle Spuren führen ins Nichts. Am Rande der völligen Erschöpfung wird er in den Urlaub geschickt, zum Vesuv, der ihn magisch anzieht. Dort verliebt er sich. Leider wird auch seine Auserwählte zum Opfer. Ist der Killer ihm gefolgt?
Meine Meinung:
Michael Suhr hat mit „Blutspur am Vesuv“ eine raffinierte Kurzgeschichte geschrieben. Aus der Sicht des Kommissars erzählt, ahnt der erfahrene Krimileser natürlich sehr schnell, worauf es hinausläuft. Dennoch fliegen die wenigen Seiten nur so dahin, sind teilweise sogar erotisch anregend, überraschen und faszinieren gleichermaßen. Ein echtes Schmankerl für Liebhaber makabrer Literatur.
Autor: |
Alex Winter |
Verlag: | bookshouse Verlag |
ISBN-10: |
9963724736 |
Taschenbuch | 312 Seiten |
Persönliche Wertung: |
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Serienzuge-hörigkeit: | 2. Fall für Detective Daryl Simmons |
Daryl Simmons verschlägt es an die australische Küste
Inhalt:
Detective Daryl Simmons wird inzwischen von seinem Chief vorzugsweise für besonders komplizierte Fälle herangezogen, die in verschiedensten Gegenden des australischen Kontinents von den vor Ort ermittelnden Behörden nicht zu lösen sind. Dieses Mal verschlägt es ihn in den verschlafenen Küstenort Moonlight Bay, wo Vater und Sohn der Familie Grammar im Abstand von fünf Jahren zu Tode kamen, zwei Mädchen spurlos verschwanden und inzwischen immer öfter eine geisterhafte Gestalt gesichtet wird. Daryl stößt auf eine Mauer des Schweigens und deckt mit der ihm eigenen Geduld ein unfassbares Geheimnis auf.
Meine Meinung:
Mit dem zweiten Band um den „besonderen“ Detective Daryl Simmons, der in einer überarbeiteten Neuauflage im April 2013 im bookshouse Verlag erschien, konnte mich Alex Winter erneut begeistern. Auch wenn die Aborigines in diesem Fall eigentlich keine Rolle spielen, so kann doch Daryl wieder auf ihre Lehren zurückgreifen, wenn er in besonders komplizierte Situationen gelangt, was nicht nur einmal vorkommt. Durch meisterhafte Beschreibungen der Fauna und Flora wird ein weiteres Mal die faszinierende Natur Australiens äußerst lebendig.
Der Fall hat einen äußerst verstörenden Hintergrund und mit viel Geduld gelingt es Daryl, Licht ins Dunkel zu bringen. Dabei gibt es erneut viele Verdächtige, die der Detective jedoch für sich behält, was dem Leser nicht die Freude am Mitraten nimmt. Überraschende Wendungen würzen die Geschichte ebenso wie die durchgängig hochgehaltene Spannung. Am Ende werden durch ausführliche Berichterstattung von Seiten Daryls alle Fragen geklärt und der Leser bleibt zufrieden, leicht geschockt und mit großer Neugier auf weitere Fälle dieser Krimi-Reihe zurück.
Autor: |
Jennifer B. Wind |
Verlag: | dotbooks |
ASIN: |
B00HS0SLS8 |
E-Book: | 355 Seiten |
Persönliche Wertung: |
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Und alle haben weggesehen …
Inhalt:
In Wien und unmittelbar darauf auch in München werden katholische Geistliche brutal ermordet. Die Taten gleichen sich so sehr, dass ein Zufall ausgeschlossen ist. Ein Serienmörder ist am Werk, und offenbar will er Rache nehmen. Die Kriminalbeamtin Jutta Stern und ihr Partner Dr. Thomas Neumann tappen lange im Dunkeln, bis sich eine Spur aufzeigt, die weit in die Vergangenheit führt.
Meine Meinung:
Die äußerst vielseitige Jennifer B. Wind (ihre Vita reicht für drei Leben) nimmt sich eines brisanten Themas an, über das nur zu gern der Deckmantel des Schweigens gelegt wird. In Thrillerform verarbeitet sie die leider so gar nicht fiktiven Fälle von Kindesmissbrauch in Einrichtungen der katholischen Kirche.
Mit einer Geschichte, die niemanden unberührt lassen kann, fesselt sie den Leser von der ersten Seite an. Ist man anfangs schockiert über die Brutalität der Morde, so erfährt das Mitleid mit den Opfern, die, wie sich herausstellt durch die Bank auch Täter sind, einen erheblichen Dämpfer. Vielmehr fließt es den tatsächlichen Opfern zu, die in ihrer Hilflosigkeit und aufgrund der mangelnden Unterstützung durch ihre Umwelt keinen anderen Ausweg sehen als den der Lynchjustiz.
Besonders die Passagen aus Rebeccas Sicht verlangen dem Leser so einiges ab und schrammen die Grenze des Erträglichen. Die hier angewandte Ich-Form macht alles noch eindringlicher und die Autorin versteht es perfekt, sich in die kleinen, geschundenen Menschen hineinzuversetzen. Aber auch mit den ermittelnden Beamten hat sie interessante Charaktere mit Ecken und Kanten erschaffen, die Potenzial für weitere spannende Geschichten bieten.
Dass gerade hinter den Mauern einer ach so scheinheiligen Institution dergestalte Grausamkeiten stattfanden, und es wahrscheinlich sogar noch immer tun, ist immer wieder aufs Neue erschütternd. Ich bewundere den Mut von Jennifer B. Wind, sich einer Wahrheit anzunehmen, die sicher nicht jedem schmeckt. Sie gibt damit jenen eine Stimme, die viel zu oft aus Angst oder Unvermögen schweigen.
Wer sich vom brisanten Thema und der teilweise diffizilen Beschreibung von Grausamkeiten an Kindern nicht abschrecken lässt, wird mit einem spannenden Thriller belohnt, dessen Ende zwar einigermaßen vorhersehbar, jedoch nichtsdestotrotz äußerst passend gewählt ist.
Autor: |
Alex Winter |
Verlag: | bookshouse Verlag |
ISBN-10: |
9963724388 |
Taschenbuch | 282 Seiten |
Persönliche Wertung: |
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Serienzuge-hörigkeit: | 1. Fall für Detective Daryl Simmons |
Der Detective mit dem besonderen Gespür
Inhalt:
Detective Daryl Simmons fühlt sich bei der Polizei in Perth eingeengt und reicht seine Kündigung ein. Davon will sein Chef nichts wissen und „verordnet“ ihm einen mehrwöchigen Urlaub auf einer Rinderfarm seines Freundes in den Kimberleys, wo er gleichzeitig hinter das Geheimnis des Verschwindens des Vorarbeiters kommen soll. Die Stockmen auf der Farm – australische Cowboys – reagieren zurückhaltend auf ihn, und jeder scheint ein Geheimnis mit sich herumzutragen. Nur mit viel Geduld und dem besonderen Wissen der Aborigines, das Daryl seinem alten Lehrmeister Ungjeeburra zu verdanken hat, gelingt es ihm, Licht ins Dunkel des Falls zu bringen.
Meine Meinung:
In einer überarbeiteten Neuauflage erschien bereits im Februar 2013 dieser Auftakt-Band der Australien-Krimireihe um Detective Daryl Simmons von Alex Winter im bookshouse Verlag. Ich war von Beginn an neugierig auf diesen besonderen Polizisten, sodass ich bereits alle vier bisher erschienenen Bände im Regal vereinen konnte und mich ihnen nun endlich widmen möchte.
Besonders für Australien-Liebhaber ist der Roman ein Muss. Mit viel Liebe zum Detail, was Flora und Fauna anbelangt, beschreibt der Autor das Setting auf dem fünften Kontinent. Der Leser nimmt ihm unbesehen ab, wie sehr sein Herz für Australien und vor allem auch seine Ureinwohner, die Aborigines, schlägt. So gibt es auch Einblick in Bräuche und Rituale, zu denen man sonst eher selten Zugang findet.
Jedoch ist auch die Krimihandlung raffiniert gestrickt. So ziemlich jeder auf der Farm gerät irgendwann in Verdacht und Autor wie Detective lassen den Leser bis zur endgültigen Auflösung gehörig zappeln. Die Charaktere, ebenso wie die Arbeit auf der Farm sind so lebensnah gezeichnet, dass das Kopfkino kaum aufzuhalten ist.
Daumen hoch für einen äußerst gelungenen Serienauftakt, der mich schleunigst zum nächsten Buch der Reihe greifen lässt.
Autor: |
Sebastian Fitzek |
Verlag: | Bastei Lübbe |
ISBN-10: |
3785724829 |
Gebundene Ausgabe | 560 Seiten |
Persönliche Wertung: |
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Ein Buch, das nachwirkt
Inhalt:
Völlig ohne Erinnerung erwacht Noah in Berlin. Zumindest wird er so genannt, denn dieser Name ist in seine Handfläche tätowiert. Nach einer Schussverletzung wurde er vom Obdachlosen Oskar, der im Untergrund lebt, aufopferungsvoll gesund gepflegt. Die Suche nach seiner Identität wird für beide zu einer gnadenlosen Jagd und Noah muss der Tatsache ins Auge sehen, dass er Teil einer weltweiten Verschwörung ist, die schon unzählige Leben gekostet hat und ein noch viel radikaleres Endziel anstrebt.
Meine Meinung:
Es ist schon eine kleine Weile her, dass ich „Noah“ ausgelesen habe, aber selten ist es mir so schwergefallen, die richtigen Worte zu finden. Ich habe noch nicht alle Romane von Fitzek gelesen, sein letzter – „Der Nachtwandler“ hat mich sogar ein wenig enttäuscht, aber „Noah“ halte ich tatsächlich für einen Meilenstein seines Schaffens. Ja, er ist anders, aber sensationell anders. Ich weiß nicht genau, woran ich es festmachen soll, aber ich finde, mal vom Thema ganz abgesehen, ist auch sein Schreibstil enorm besser geworden. Die Worte geschliffener, teilweise wunderschöne Formulierungen, fast literarisch.
Das Buch mit seiner Geschichte, zumindest auf der Noah-Ebene, hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Die einfließenden, teils erschütternden Wahrheiten verursachten oftmals ein Schlucken und Innehalten. Ist der Mensch wirklich so ignorant? Ja, er ist es und auch wenn es teilweise wehtut, den Spiegel vorgehalten zu bekommen, so ist dies doch hin und wieder nötig, um uns wieder zu erden, runterzuholen von dem ganzen Wahnsinn, den wir täglich veranstalten. Wenn jeder Leser auch nur einen ganz geringen Teil der angesprochenen Themen in seinem eigenen Leben überdenkt, so ist glaube ich schon viel getan.
Natürlich ist der Roman Unterhaltung, aber eben solche, die nachdenklich macht und das liebe ich an Büchern. Es gibt keine Langeweile, immer wieder aufwühlende Wendungen, tiefst traurige Momente und gemeine Cliffhanger. Die Handlungsebene in Manila habe ich nicht wirklich für nötig befunden, wenn nicht dies vielleicht der Aufhänger für eine Fortsetzung von „Noah“ wäre. Warum sonst sollte man ein mathematisch überdurchschnittliches Kind einführen, wenn dieses sich nicht zum Heilsbringer der Menschheit aufbauen lassen könnte? Mich würde es freuen.
Auch wenn die Thematik sicher nicht neu ist – wer wird schon etwas schreiben, was noch nie da war? – so ist doch die Umsetzung perfekt gelungen und bietet spannende Lesestunden, wobei es eben nicht mit dem Zuklappen des Buches getan ist, sondern, zumindest in meinem Fall, ein nachhaltiges Umdenken zur Folge hatte.
Autor: |
Arno Strobel |
Verlag: | Fischer |
ISBN-10: | 3596196949 |
Taschenbuch | 352 Seiten |
Persönliche Wertung: |
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Ein Spiel um Leben und Tod
Inhalt:
Frank Geissler, Inhaber einer Softwarefirma, erhält mit der Post einen Speicherstick. Auf ihm ein Video, in dem ein gefesselter Mann von offensichtlich ausgehungerten Ratten bedroht wird. Er kann den Mann retten, so heißt es, wenn er sich auf ein Spiel einlässt. Frank hält es für einen Scherz, doch kurz darauf ist der Mann tot. Er erfährt, dass drei seiner Jugendfreunde ebenfalls ein Video erhalten haben und ein Verdacht erwacht in ihm. Es gibt ein Geheimnis, das alle verbindet. Der unbekannte Spielführer bedroht schon bald auch Franks Familie und so begibt er sich zu einer Bunkeranlage und wird mit Manuela, Jens und Torsten dort eingesperrt. Es beginnt ein Psychospiel ungeahnten Ausmaßes, denn nur einer darf überleben.
Meine Meinung:
Endlich ist es so weit. Ein neuer Strobel erobert den Markt und in diesem Punkt bin ich mir sicher, denn für mich ist „Das Rachespiel“ eins seiner besten Werke, wenn nicht das Beste überhaupt. Begrenzt auf engstem Raum und während eines knapp gefassten Zeitrahmens entwickelt der Autor hier einmal mehr atemlose Spannung, die das Abbrechen des Buches vor Ende fast unmöglich macht.
Dieses Mal gibt es keine Ermittlungen durch die Polizei, sondern einfach nur vier Menschen, die eingeschlossen Todesängste ausstehen müssen, während sie gezwungen sind, knifflige Aufgaben zu lösen. Um sich und ihre Familien zu retten, müssen sie rücksichtslos handeln. Es bilden sich schnell Allianzen, doch wer kann wem wirklich trauen? Und holt ihre Vergangenheit sie ein? Wer ist der mysteriöse Rächer?
Neben dem gegenseitigen Misstrauen sind es vor allem die Urängste, die Arno Strobel wieder meisterhaft in Worte fasst. War es beim „Sarg“ hauptsächlich die Klaustrophobie, so haben die Spieler es hier zusätzlich noch mit völliger Dunkelheit, Kälte und der Bedrohung durch gefräßige Ratten zu tun.
Nicht nur das aktuelle Geschehen im Bunker, auch die Rückblenden in die Vergangenheit der Protagonisten jagen dem Leser eine Gänsehaut nach der anderen über den Körper. Aufgrund der überschaubaren Figurenanzahl wird dem geübten Thriller-Leser sicher schon vor Ende ein Verdacht kommen, was aber nicht bedeutet, dass nicht bis zur letzten Minute alles offen bleibt.
Ein wahrer Pageturner, der im Regal keines Thrillerliebhabers fehlen sollte. Urängste, Überlebenswillen, menschliche Psychogramme – perfekt inszeniert und gut für mehr als eine schlaflose Nacht.
Ich freue mich sehr, heute meine erste Gastrezension auf meinem Blog vorstellen zu dürfen.
Manja hat “Seelen im Eis” von Yrsa Sigurdardottir gelesen und möchte euch ihre Meinung dazu nicht vorenthalten.
Autor: |
Yrsa Sigurdardottir |
Verlag: | Fischer TB |
ISBN-10: | 3596195330 |
Taschenbuch | 368 Seiten |
Persönliche Wertung: |
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Die Vergangenheit holt dich irgendwann ein …
Zum Inhalt:
Heutiges Island im Winter. Es ist kalt, die meiste Zeit des Tages dunkel und Odinn hat nicht nur das Wetter satt, sondern auch seinen Job. Als Angestellter einer staatlichen Behörde hat er nach dem Tod seiner Kollegin deren Projekt übertragen bekommen: er soll feststellen, ob es im Erziehungsheim Krokur damals Vorfälle gegeben hat, die eine Entschädigung ehemaliger Bewohner rechtfertigten.
Doch damit nicht genug, denn sein Leben wurde vor kurzem komplett auf den Kopf gestellt. Seine Exfrau Lara ist tödlich verunglückt und nun ist er allein verantwortlich für Run, seine 11jährige Tochter. Doch so recht können und wollen die beiden nicht miteinander warm werden …
Krokur, 1974. Aldis als junge Angestellte im Erziehungsheim verbringt ihre Tage mit Arbeit, um sich dann mit dem Ersparten ein neues Leben aufzubauen. Unter der Aufsicht der Heimleiter Lilga und Veigar schuftet sie tagein tagaus, die untergebrachten Jungs sind nicht die passende Gesellschaft für sie und dennoch kommt es eines Tages, oder besser gesagt eines Nachts zu … Mehr wird nicht verraten!
„Das Ende“ ist der Anfang von Yrsa Sigurdardottirs Buch, doch ist es das wirklich? Odinn deckt während seiner Arbeit am Projekt viele Dinge auf, hat dabei aber immer ein eigenartiges Gefühl. Als er Stimmen hört und seltsame Geräusche wahrnimmt, nimmt eine geheimnisvolle Geschichte ihren Lauf. Parallel dazu werden auch in der Vergangenheit grausame Ereignisse geschildert. Die zwei Handlungsstränge finden immer mehr zueinander, wie wird alles am Ende ausgehen?
Meine Meinung:
Bisher kannte ich die Autorin Yrsa Sigurdardottir nicht, durfte aber im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks ihr neuestes Buch „Seelen im Eis“ lesen. Ohne spezielle Erwartungen bin ich an das Buch und das Lesen rangegangen. Mit dem Buch erhielt ich ein Lesezeichen, auf dem die Vorwarnung abgedruckt war „Nichts für schwache Nerven“. Als Island-Thriller betitelt hoffte ich auf Spannung und jede Menge aufregender Ereignisse.
Das Buch beginnt mit dem Ende, und der Leser erfährt, dass die Protagonisten wahrscheinlich sterben werden, doch noch wird alles offengelassen. Danach werden abwechselnd zwei Handlungsstränge erzählt, zum einen die derzeitige Geschichte um Odinn, seine Tochter Run und die Arbeit am Projekt Krokur. Zum anderen wird der Leser in die Vergangenheit versetzt, in das Jahr 1974. Aus der Sicht von Aldis wird dem Leser das Leben auf dem Hof aufgezeigt, mit all seinen Unannehmlichkeiten und mysteriösen Geschehnissen.
Ich möchte nur ungern mehr vom Inhalt preisgeben, denn in der Leserunde habe ich sehr oft festgestellt, wie unterschiedlich das Buch wahrgenommen wurde. Ich persönlich fand den Schreibstil der Autorin sehr angenehm und flüssig. Die Darstellungen waren bildhaft genug, um mich in die jeweiligen Szenen zu versetzen. Der Spannungsbogen wurde stetig weiter ausgearbeitet, teilweise etwas lang, aber dennoch nicht langweilig. Besonders ab der zweiten Hälfte hat alles an Fahrt aufgenommen und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Da mir jedoch das Thrillerhafte am Buch total fehlt, vergebe ich „nur“ vier Sterne.
Autor: |
Martin Krist |
Verlag: | Ullstein |
ISBN-10: | 3548285376 |
Taschenbuch | 395 Seiten |
Persönliche Wertung: |
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Die dunkle Seite von Berlin
Inhalt:
Nimmt man den Klappentext des Buches, ist der Leser darauf vorbereitet, dass Hannah offensichtlich von einem Psychopathen gefangen gehalten wird und um ihre im Nebenzimmer schlafende kleine Tochter fürchtet. So weit, so spannend. Aber es gibt noch viel mehr, was Bestandteil dieses Romans ist. Die Tochter einer Politikerin wurde entführt, eine Prostituierte wird bestialisch ermordet, der „Pate“ von Berlin hat seine Finger im Spiel, ein korrupter Bulle versucht, seine Haut zu retten und all diese Handlungsstränge zu einem Ganzen zu vereinen, ist die Aufgabe von David Cross, einem Expolizisten, der als Problemlöser fungiert.
Meine Meinung:
Das vorangestellte Personenregister mit mehr oder eher weniger aussagekräftigen Charakterbeschreibungen lässt es bereits erahnen. Eine Vielzahl von Figuren hat der Autor hier aufgeboten. Genau das ist es auch, was mich von Beginn an bis ganz zum Schluss mitunter etwas überfordert hat. In nahezu rasendem Tempo jagt er den Leser von Szene zu Szene, Figur zu Figur, Setting zu Setting. Da man kaum irgendwo länger verweilt, stellt sich einfach keine Bindung zum Charakter ein und sein Schicksal ließ mich weitestgehend unberührt. Einzig Hannah bildete da eine Ausnahme. Zudem hatte ich große Probleme, den Polizisten Toni, der sich nicht wie einer benimmt, und den Ex-Polizisten David auseinanderzuhalten, die sich sehr ähnlich waren.
Langeweile kommt selbstverständlich nicht auf und auch schreiben kann Martin Krist, das ist unbestritten. Man nimmt ihm auch ab, dass er weiß, wovon er schreibt. Nicht nur einmal hatte ich das Gefühl, dass ihm die Berliner Szene in Bezug auf Kriminalität, Drogenhandel und Prostitution durchaus nicht unbekannt ist. Natürlich bilden die vielen einzelnen Handlungsstränge am Ende ein Puzzle. Doch für meinen Geschmack musste man ein wenig zu lange auf die Auflösung warten. Zudem bleibt einiges offen und der gemeine Cliffhanger zum Schluss entspricht auch nicht wirklich meinem Geschmack.
Martin Krist bietet mit „Drecksspiel“ recht spannende Unterhaltung, die sich durch hohes Tempo auszeichnet, aber mir persönlich lag sein vorher erschienener Roman „Die Mädchenwiese“ mehr.
Ich danke dem Ullstein Verlag und natürlich Martin Krist, aufgrund dessen Empfehlung mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde.
Autor: |
Marc Raabe |
Verlag: | Ullstein |
ISBN-10: |
3548285244 |
Taschenbuch | 395 Seiten |
Persönliche Wertung: |
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Der Schock – wenn einem die Wahrheit ins Gesicht springt
Inhalt:
Während eines Spontanurlaubs in Südfrankreich wird Laura Bjely entführt, kaum das sie und ihr Jugendfreund Jan Floss sich ein wenig nähergekommen sind. Einzig ihr Handy mit einem verstörenden Film bleibt Jan von ihr. Er kehrt umgehend zurück nach Berlin und begibt sich auf die Suche nach ihr, wobei er als Erstes die Leiche seiner Nachbarin in seinem Gefrierschrank findet und so in den Fokus der Polizei gerät. Verfolgt von dieser, dringt er in Lauras Vergangenheit und kommt einem psychopathischen Täter auf die Spur, der bald schon auch ihm nach dem Leben trachtet.
Meine Meinung:
Nach „Schnitt“, dem Debütroman des Autors, der mich voll überzeugt hatte, ist nun sein zweiter Thriller erschienen. Auch diesmal wieder beginnt der Prolog mit einer Szene aus der qualvollen Kindheit des zukünftigen Täters, was wohl das Markenzeichen von Marc Raabe-Thrillern werden wird.
Das Hauptaugenmerk liegt auf drei Figuren, Laura Bjely, Jan Floss und Froggy, dem Täter, die alle traumatische Erlebnisse aus ihrer Kindheit zu verarbeiten haben und dementsprechend agieren. Die Handlung ist rasant, sodass der Leser kaum je zum Atemholen kommt. In seiner eigenen Welt gefangen, sieht sich der Täter als Übermensch, dem niemand etwas anhaben kann. Völlig skrupellos und teilweise beängstigend irrational sind daher seine Taten. Trotzdem bleibt der Leser von allzu detaillierten Beschreibungen verschont.
Obwohl mit einem Psychologie-Studium vorbelastet, erscheint es etwas unglaubwürdig, wie gut sich Jan in seinen Gegner hineinversetzen kann. Auch kommt ihm der Zufall einmal zu oft zur Hilfe. Die überraschende Wendung bzw. Offenbarung, wer hinter allem steckt, kann als kleiner Geniestreich bezeichnet werden.
Trotz ganz geringfügiger Abstriche hat Marc Raabe wieder gezeigt, dass deutsche Autoren durchaus in der Lage sind, durch eine fesselnde Handlung und einen durchweg flüssigen Schreibstil den Leser unwiderruflich in den Sog der Geschichte ziehen zu können.