Lesung: “Nebel im August”
Es passiert ja relativ selten, dass sich jemand zu einer Lesung in unser kleines Zittau verirrt. Umso größer war meine Freude, als ich feststellte, dass der Autor Robert Domes eingeladen war, seinen biografischen Roman über das kurze Leben des Ernst Lossa – “Nebel im August” – im Rahmen einer Lesung in unserer Christian-Weise-Bibliothek vorzustellen. Ich war nämlich gerade dabei, das Buch zu lesen und wollte es mir natürlich nicht nehmen lassen, eine Signatur zu erhalten und vor allem den Autor und seine Beweggründe kennenzulernen.
Die Lesung war in drei Teile gegliedert. Zuerst berichtete Herr Domes, wie die Idee zu diesem Roman entstanden ist und über seine ausführliche Recherchearbeit. Zum Beispiel wurde er in diversen Ämtern und Heilanstalten vorstellig, interviewte Zeitzeugen und diverse Verwandte von Ernst Lossa, um sich ein umfassendes Bild seines Lebens zu machen. Mit seinem großen rhetorischen Talent und der dabei doch so ruhigen und eindringlichen Art fesselte der Autor seine Zuhörer von der ersten Minute an. Man merkte deutlich, wie sehr ihn persönlich Ernsts Geschichte auch nach der langen Zeit noch nahegeht.
Es folgte ein Lesungsabschnitt, wo Herr Domes einige Schlüsselszenen des Romans in eindrucksvoller Weise wiedergab. Auch hier wusste er absolut zu begeistern, den er brachte den Text, auch durch Einsatz verschiedener Stimmelemente, so lebendig rüber, dass selbst ich, die ja alles bereits gelesen hatte, ihn noch mal völlig anders wahrnahm. Danach hatte sicher nicht nur ich einen Kloß im Hals und auch der Autor brauchte einen Moment, um zurück ins Hier und Jetzt zu finden.
Den Schluss bildete eine Fragerunde, wo sich einige Zuhörer mit Beiträgen aus ihrer persönlichen Vergangenheit einbrachten. Denn auch hier in der ostsächsischen Region gab es nicht wenige Anstalten, in denen ähnliches Grauen stattfand, wie Ernst und Tausende andere Patienten es erdulden mussten. Das alles war sehr interessant und bewegend. Herr Domes berichtete in dem Rahmen auch noch, dass er oft für Schulklassen mit bis zu 100 Teilnehmern liest und es ihm ein großes Anliegen ist, das Thema Euthanasie im Dritten Reich nicht totzuschweigen. Seine Aktionen, die er teilweise unternommen hat, um die Opfer zu ehren, rührten dabei nicht nur mich zu Tränen.
Ich bin sehr froh, an dieser nachdenklich machenden und berührenden Lesung teilgenommen zu haben. Natürlich habe ich mir auch mein Buch signieren lassen. In der kommenden Woche werde ich mir dann auch noch den Film “Nebel im August” ansehen und darüber berichten. Ich danke dem Veranstalter, der Hillerschen Villa, und der Christian-Weise-Bibliothek für diese Möglichkeit.