Filmkritik: “Nebel im August”
Nachdem ich das Buch “Nebel im August” gelesen hatte und auch einer Lesung mit dem Autor Robert Domes beiwohnen konnte, war es für mich selbstverständlich, dass ich mir auch die Verfilmung anschauen möchte. Dies konnte ich nun am gestrigen Tag in unserem kleinen Kronenkino in Zittau, das immer wieder besondere Filme auf die Leinwand bringt, nachholen.
Wer das Buch kennt, dem sei gesagt, dass sich die Verfilmung lediglich auf die letzten Lebensmonate Ernst Lossas, seinen Aufenthalt in der Pflegeanstalt Irsee bis hin zu seinem schrecklichen Tod, bezieht. Über den Inhalt habe ich mich schon ausführlich in Rezension zum Buch und Lesungsbericht ausgelassen. Die eindringlichen Bilder des Films haben das grausame Geschehen in Irsee einmal mehr deutlich gemacht.
Natürlich wurden aufgrund dramaturgischer Effekte einige Aspekte der Buchvorlage entsprechend geändert. Die Kernaussage jedoch, wie verlogen und menschenverachtend dieses perverse System funktioniert hat, bleibt. Einen großen Anteil haben daran auch die Schauspieler, allen voran Ivo Pietzcker. Er gibt herausragend den etwas rebellischen, dabei aber sehr intelligenten Jungen, den man einfach gernhaben muss. Ein klein wenig klischeehaft wirkt der Einsatz der wunderschönen Schwester Edith Kiefer (Henriette Confurius) als Todesengel, der die herzensgute Oberschwester Sophia (Fritzi Haberlandt) gegenübersteht, die einzig das Ziel hat, den Kranken zu helfen und an der Doppelmoral der Obrigen fast zerbricht. Großartig auch Anstaltsleiter Dr. Veithausen (Sebastian Koch), der grandios Engel und Teufel verkörpert. Einerseits kümmert er sich rührend um seine behinderten Schutzbefohlenen, andererseits stellt er vor anderen Anstaltsleitern stolz seine selbst entwickelte Suppe vor, der sämtliche Nährstoffe entzogen wurden, was die Kranken den langsamen Hungertod sterben lässt und natürlich weit weniger auffällig ist.
Bei den Tötungen selbst wird nicht auf große Effekte gezielt, aber gerade das gnädige Abblenden zeigt hier besonders Wirkung. So hinterlässt der Film dann auch einen dicken Kloß im Hals und man möchte das Gesehene am liebsten schnellstmöglich vergessen. Doch das ist nicht möglich, und gerade deshalb ist dieser Film auch so wichtig.