Rezension: Gut gegen Nordwind
Autor: |
Daniel Glattauer |
Verlag: | Deuticke im Zsolnay Verlag |
ISBN-10: | 3552060413 |
Gebundene Ausgabe | 224 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Eins meiner Nie-mehr-hergeben-Bücher! |
Email-Romanze auf höchstem Sprachniveau
Zum Inhalt:
Emmi Rothner und Leo Leike, die beide in der gleichen Großstadt wohnen, begegnen sich durch einen Schreibfehler zufällig virtuell. Anfangs zögerlich, beginnt alsbald ein stetiger Email-Briefwechsel. Für beide wird dieser Austausch zu einem Ventil, weil sie sich ganz so geben können, wie sie wirklich sind. Es kommen vermehrt Gefühle ins Spiel, die eigentlich nicht sein sollten, denn Emmi ist glücklich verheiratet und auch Leo ist von einer gescheiterten Beziehung gezeichnet. Alles läuft auf das große Ziel – ein persönliches Treffen – hinaus, doch würden sie damit nicht eine Illusion zerstören?
Meine Meinung:
Daniel Glattauer trifft mit diesem Roman in jedes Romantiker-Herz. Da ich selbst ähnliche persönliche Erfahrungen gemacht habe, kann ich Emmi und Leo so gut verstehen, wenn sie der nächsten Email entgegen fiebern. Manche Formulierungen sind so genial, dass sie auch nach mehrmaligem Lesen nur so auf der Zunge zergehen. Entgegen dem Klischee vom lieblosen und hingeworfenen Email-Verkehr zeigt dieser Roman, dass man auch auf diese Art niveauvoll kommunizieren kann.
Das SIE bis zum Schluss irritiert zwar etwas, macht das Ganze aber irgendwie noch wirklicher, denn beide verlieren nie den Respekt voreinander, auch wenn sie sich gegenseitig schon mal verletzen. Man überlegt als Leser unwillkürlich, wie man sich in der einen oder anderen Situation selbst verhalten würde. Großartig dargestellt ist Emmis Zerrissenheit zwischen eigentlich glücklicher Beziehung, aber der steten Suche nach mehr. Sie lässt sich voll auf ihren virtuellen Leo ein, was auch zu extremen Eifersuchtsanfällen führt.
Durch die teilweise recht kurzen Email-Antworten ist man mit den 224 Seiten umfassenden Buch natürlich sehr schnell durch, was aber auch am flüssigen Schreibstil liegt. Das Ende ist für den Romantiker in mir zwar etwas unbefriedigend, war aber vorauszusehen. Inzwischen gibt es ja bereits eine Fortsetzung und dieser fiebere ich geradezu entgegen.