Category: Thriller/Krimi
Autor: |
Holger Kreymeier |
Verlag: | Solibro |
ISBN-13: | 978-3-96079-108-9 |
Klappen- broschur: |
297 Seiten |
Persönliche Wertung: |
![]() |
DDR in 2023 – Wie kann das aussehen?
Inhalt:
Den Fall der Mauer hat es nie gegeben, der Widerstand gegen die Obrigkeit der DDR findet mittlerweile im Netz statt. Die überalterte Regierung hält an analogen Methoden fest, was den digitalen Fortschritt aufhält. Ein westdeutscher YouTuber sorgt mit einem Enthüllungsvideo zu einem Impfdeal für Schlagzeilen. Offenbar wurde für harte Devisen, die das Land dringend benötigt, während der Corona-Pandemie sogar das Leben der eigenen Bevölkerung riskiert. Ein spannendes Gedankenexperiment, das eine gewisse Faszination in sich birgt.
Meine Meinung:
Mit dieser Idee hatte mich der Autor bereits beim Klappentext, da genau diese bereits nicht nur einmal Gesprächsthema im Bekanntenkreis war. Nach der Leseprobe wollte ich mich dann unbedingt auf das Gedankenspiel einlassen. Das Buch wird als satirischer Polit-Thriller beschrieben, wobei mir zu einem Thriller dann doch noch einiges fehlt.
Ich finde gut, dass der Roman verschiedene Altersgruppen abholen dürfte. Zum einen die junge Generation, die sich mit YouTubern bzw. Influenzern, wie es in diesem Fall Lonzo ist, an die reale Person Rezo angelehnt, bestens auskennen. Rein altersmäßig haben sie vermutlich von der realen DDR kaum eine Ahnung und könnten hier Wissen dazugewinnen. Meine Altersgruppe dagegen, die die DDR sehr wohl noch miterlebt hat, kann sich entsprechend ihre eigenen Gedanken machen, ob eine Zukunft so hätte aussehen können.
Ich persönlich finde ja, hier wurde eine DDR-Zukunft ein bisschen zu grau gemalt. Sicher gab es viele Missstände und es würde einiges im Argen liegen, aber ein wenig wird sich hier im Buch auch widersprochen. Einerseits ist die DDR vom großen Bruder Russland komplett durchdrungen und abhängig, andererseits benötigt sie dringend Devisen von der BRD. Einerseits ist alles marode, kaputt, zerstört und nicht funktionsfähig, andererseits gelang es Wissenschaft und Technik offenbar aber dennoch, einen Impfstoff gegen Corona zu entwickeln, der von der BRD sehr gern genommen wurde. Zumindest wird angedeutet, dass auch in der BRD nicht alles Gold ist, was glänzt, was ja ebenso im heute real existierenden Deutschland seine Entsprechung findet, womit ich keinesfalls etwas gegen die deutsche Einheit sagen möchte.
Die Figuren sind mir ein wenig fern geblieben, sodass ich hier keine nähere Verbindung aufbauen konnte und mir ihr Schicksal nicht wirklich unter die Haut ging. Die Geschichte mit der Cousine fand ich dann auch etwas arg überzogen.
Der Romanaufbau dagegen ist sehr interessant. Gestaltet wie eine Art Tagebuch und einen Zeitraum von ca. zwei Wochen im Sommer 2023 umfassend, wechseln die Perspektiven jeweils zwischen den verschiedenen Ost- und Westprotagonisten, was sich gut nachverfolgen lässt. Locker unterbrochen wird das Ganze durch verschiedenste Twitterbeiträge und Nachrichtenmeldungen unterschiedlicher Medien aus Ost und West. Das Cover finde ich ebenfalls passend und ansprechend.
Das eine oder andere Schmunzeln konnte ich mir auch nicht verkneifen, wenn so Besonderheiten des Staates meiner Jugend beschrieben wurden. Viele Situationen, wie zum Beispiel die Grenzkontrollen oder Verhöre durch die Stasi, empfand ich als durchaus realitätsnah, auch wenn ich beides nie persönlich erleben musste. Ich denke aber schon, dass der Autor hier ausgiebig recherchiert hat.
Alles in allem hat mich das Buch gut unterhalten und es war spannend, sich auf diese Reise zu begeben. Einiges regte sogar zu längerem Nachdenken an und das ist ja das Beste, was so ein Roman schaffen kann.
Autor: |
Val McDermid |
Verlag: | Knaur |
ISBN-13: | 978-3426528822 |
Taschen- buch: |
430 Seiten |
Persönliche Wertung: |
![]() |
Journalistin Allie Burns’ erster Einsatz
Zum Inhalt:
Die junge Reporterin Allie Burns will sich beim Boulevardblatt „Clarion“ in Glasgow ihre ersten Sporen verdienen, wird jedoch vom Chef als eine der wenigen Frauen in der Redaktion vorrangig auf Familiendramen angesetzt. Daher tut sie sich mit Kollege Danny Sullivan zusammen und schon bald sind sie zwei brisanten Geschichten auf der Spur, die sie in gefährliches Fahrwasser bringen. Jeder Schritt könnte einer zu viel sein.
Meine Meinung:
Ein interessantes Konzept, welches sich Bestsellerautorin Val McDermid hier für ihre neue Serie um die Protagonistin Allie Burns ausgedacht hat. Der Leser wird die Journalistin über fünf Jahrzehnte von 1979 bis 2019 begleiten. Ich bin ein Fan der Autorin, aber erst durch die Ankündigung zum Folgeband 1989, was rein zeitgeschichtlich ja auch für uns Deutsche ein sehr wichtiges Jahr ist, auf die Reihe gestoßen. Damit möchte ich auch direkt weitermachen, aber natürlich war der Auftaktband ein Muss.
Die unerfahrene Allie ist ein interessanter Charakter und ich bin schon sehr auf ihre Entwicklung gespannt. Vermutlich konnte die Autorin hier auch persönlich aus dem Vollen schöpfen, da sie im selben Alter und auch zu dieser Zeit ebenfalls als Reporterin tätig war. In einer von Männern dominierten Welt findet Allie mit Hilfe ihres Kollegen Danny ihren Weg. Der zeitgeschichtliche Hintergrund ist großartig recherchiert und es fällt leicht, sich dorthin zurückversetzen zu lassen.
Ich muss gestehen, dass der Roman mir für einen Krimi und nach dem, was ich von der Autorin gewohnt bin, nicht genug Spannung aufweist. So richtig zur Sache geht es erst auf den letzten 100 Seiten. Demzufolge habe ich mich auch länger mit wenig Motivation durch das Buch arbeiten müssen. Die Herausforderungen der Zeit, auch die damals übliche starke Homophobie sowie Frauenverachtung, kommen jedoch gut zum Tragen und fügen sich stimmig in die Geschichte ein.
Der Charakter der Allie Burns ist interessant genug, um sie weiter begleiten zu wollen und ich hoffe einfach, dass in „1989“ vielleicht auch mehr spannende und persönlich nachzuempfindende Geschehnisse ihren Einzug halten.
Autor: |
Ernst Kaufmann |
Verlag: | Verlag Anton Pustet |
ISBN-13: | 978-3702510886 |
Klappen- broschur: |
307 Seiten |
Persönliche Wertung: |
![]() |
Zweiter Einsatz Inspektor Ruprecht – Brutale Schönheitsbranche
Inhalt:
Chefinspektor Ruprecht, leitender Ermittler beim LKA Salzburg, kommt per Zufall zu einem Autounfall, den einer der Erben eines etablierten Chemie-Unternehmens der Stadt erleidet. Sein Bauchgefühl sagt ihm, dass mehr dahinter steckt. Erst recht, als er erfährt, dass ein großer Schweizer Konzern der Schönheitsbranche alles daran setzt, die kleine österreichische Firma zu übernehmen. Ein windiger Lobbyist aus den Niederlanden hat ebenso seine Hände im Spiel und schnell ist der Chefinspektor einem großen Skandal auf der Spur, der in einer Verfolgungsjagd durch Amsterdam endet.
Meine Meinung:
Nach „Blanke Gier“ legt der Wiener Autor Ernst Kaufmann nunmehr den zweiten Band seiner in Salzburg spielenden Krimireihe um den ermittelnden Chefinspektor Ruprecht vor und lässt ihn die finsteren Machenschaften hinter den Kulissen der Schönheitsbranche aufdecken.
Wer neu in die Reihe einsteigt, hat vielleicht ein paar Schwierigkeiten, die Nebenfiguren entsprechend einzuordnen und zu bewerten. Ruprecht selbst bleibt seiner Linie treu. Hat er einmal eine Spur aufgenommen, hält er mit allen Mitteln daran fest und lässt sich nicht abbringen, bis die Lösung auf dem Tisch liegt. In diesem Fall macht er vielleicht ein bisschen zu viel seine Familie und Freunde zu Mitarbeitern, was ich mir in der Realität nur schwer vorstellen kann.
Dennoch werden die Verstrickungen mit jedem Puzzleteil offensichtlicher und die Verantwortlichen entlarvt. Das Ganze geht recht gemächlich vonstatten und bietet auch keine großen Überraschungen, mir fehlte hier ein wenig die Spannung. Die kommt dann erst mit der Jagd eines Verdächtigen quer durch Amsterdam. Die Auflösung ist zufriedenstellend und dass auch Drahtzieher im Hintergrund ungeschoren davonkommen, erscheint mir durchaus realitätsnah.
Koch- und Backfans freuen sich sicher über die angehangenen Rezepte und eine Leseprobe aus dem Folgeband „Bittere Quellen“ macht Lust auf mehr. Insgesamt ein solider zweiter Teil der Reihe für Leser, die es etwas ruhiger mögen und die Ermittlungsarbeit in den Vordergrund stellen.
Autor: |
Frank Kodiak |
Verlag: | Droemer |
ISBN-13: | 978-3426307847 |
Taschen- buch: |
416 Seiten |
Persönliche Wertung: |
![]() |
Packendes Finale der Trilogie
Zum Inhalt:
Die Privatermittlerin Rica Kantzius muss beim Kampf gegen „Missing Order“, was Teil der Hilfsorganisation „Amissa“ zu sein scheint, den schlimmsten Verlust überhaupt hinnehmen. Sie trägt ihren geliebten Mann Jan zu Grabe und setzt sich dann umgehend in ihre Heimat Jamaika ab. Hier schmiedet sie einen gefährlichen Plan, denn die Rache an den Hintermännern der verbrecherischen Organisation, der schon so viele Menschen zum Opfer gefallen sind, ist das einzige Ziel, was für sie noch zählt.
Meine Meinung:
Dieser letzte Band der Amissa-Trilogie von Frank Kodiak, besser bekannt als Andreas Winkelmann, lässt kaum Wünsche offen. Er bietet wie vom Autor gewohnt, nervenaufreibende Spannung sowie brutale Morde und damit auch schmerzliche Verluste, die den Leser emotional einiges abringen. Durch die häufig wechselnde Perspektive und auch Sprünge in die Vergangenheit wird ein Sog verursacht, dem man sich kaum entziehen kann.
Ich glaube, es ist von unbedingtem Vorteil, erst die Bände 1 und 2 zu lesen, um Motivation und Handlungsweise der Hauptfiguren nachvollziehen zu können. Um auch Neuleser mitzunehmen, sind natürlich ein paar Wiederholungen vonnöten, was ein wenig zu Lasten der Spannung geht. Mein Favorit bleibt Band 2, aber auch das wirklich packende Finale weiß zufriedenzustellen, wenn mir auch das Motiv etwas weit hergeholt erscheint. Jedoch es wird alles aufgelöst, keine Fragen bleiben offen und die Verbrecher bekommen ihre gerechte Strafe.
Warum der Verlag das Cover nicht passend zu den ersten beiden Bänden gestaltet hat, erschließt sich mir nicht, aber das ist auch eher nebensächlich, zumal ich das Buch eh als E-Book konsumiert habe.
Abschließend spreche ich mich dafür aus, dass die komplette Trilogie eine runde Sache ist, die durchweg gut zu unterhalten weiß, sofern man nicht zu empfindlichen Gemütes ist und mit ein bisschen mehr Brutalität umgehen kann.
Autor: |
Jochen Frech |
Verlag: | Benevento |
ISBN-13: | 978-3-7109-0156-0 |
Gebundene Ausgabe | 395 Seiten |
Persönliche Wertung: |
![]() |
Wenn für Machtfantasien über Leichen gegangen wird …
Inhalt:
Eine vielversprechende Kanzlerkandidatin mit jeder Menge Unterstützung im Hintergrund, die sie schließlich zur Marionette macht, stolpert über einen großen Fehler in ihrer Vergangenheit – ein Plagiatsvorwurf könnte ihr das Genick brechen. Um dies zu verhindern, ist den Drahtziehern jedes Mittel recht und sie schrecken auch vor Mord nicht zurück. Opfer ist auch Darian, ein junger Ahnenforscher, der tot in seinem Auto aufgefunden wird. Seine Schwester Carla glaubt keine Sekunde an einen Suizid und stößt bei ihren Nachforschungen in ein Hornissennest, das sie selbst in tödliche Gefahr bringt und zur Flucht über den halben Erdball zwingt.
Meine Meinung:
„Plagiat“ ist mein erster Roman von Jochen Frech, von dem ich bisher auch tatsächlich noch nichts gehört habe. Aber es lohnt sich immer, auch mal etwas Neues auszuprobieren, denn dieser Thriller hat mich restlos überzeugt.
Von der ersten bis zur letzten Seite entwirft der Autor hier ein total spannendes, leider, wie man sagen muss, sehr realitätsnahes Komplott, das den Leser in Atem hält. Carla ist eine absolut überzeugende Hauptfigur, mit der man zu jeder Zeit mitfiebert und -leidet, so nah kommt man ihr während ihrer aufregenden Odyssee. Aber auch die Nebenfiguren, seien es ihre Helfer ebenso wie die skrupellosen Antagonisten, sind exzellent dargestellt.
Wie hinter den Kulissen der Politik die Fäden durch mächtige Geldgeber gezogen werden, erscheint leider absolut glaubhaft, wenn auch das sich näher damit Auseinandersetzen für Erschrecken oder auch Resignation sorgt. Die Actionszenen laufen wie ein Film vor dem Betrachter ab und der Autor, der selbst Polizeibeamter ist und jahrelang beim SEK im Einsatz war, weiß hier offensichtlich, wovon er schreibt.
Wer atemlose Spannung mag und sie besonders gern in einem Politthriller findet, der ist hier absolut richtig und kann mit diesem Roman nichts falsch machen. Ich werde den Autor auf jeden Fall im Auge behalten.
Autor: |
Bianca Iosivoni |
Verlag: | Penguin |
ISBN-13: | 978-3328108894 |
Taschen- buch: |
397 Seiten |
Persönliche Wertung: |
![]() |
Liebe heißt nicht, sich völlig aufzugeben
Inhalt:
Die junge Journalistin Robyn ist froh, den Absprung aus ihrer sie nicht mehr glücklich machenden Beziehung zu Julian geschafft zu haben. Als plötzlich die Polizei bei ihr im Büro erscheint und ihr mitteilt, dass ihr Ex-Freund vermisst wird, holt ihre Vergangenheit sie mit aller Macht wieder ein. Einmal mehr ist ihr bester Freund Cooper für sie da, für den sie romantische Gefühle mittlerweile nicht mehr leugnen kann. Doch als er in den Verdacht gerät, etwas mit Julians Verschwinden zu tun zu haben, steigt in ihr die Unsicherheit, zumal sie sich nicht mal selbst zu hundert Prozent vertraut.
Meine Meinung:
Eins vorab, die Aufmachung des Buches ist grandios. Die Farben Rot und Schwarz strahlen für mich in Kombination schon immer eine gewisse Bedrohlichkeit aus und der tolle Farbschnitt der Erstauflage ist natürlich das i-Tüpfelchen. Ich war durch einen Post der Autorin bei Instagram auf das Buch aufmerksam geworden. Da ich schon längst mal etwas von ihr lesen wollte, da ich sie bereits persönlich kennenlernen durfte, habe ich es direkt vorbestellt und nach Erscheinen auch sofort gelesen, was eher selten vorkommt.
Ohne Frage hat Bianca Iosivoni einen fesselnden, nahezu süchtig machenden Schreibstil und so war ich auch schon nach wenigen Seiten dem Sog der Geschichte erlegen. Diese wechselt zwischen der Gegenwart, wo Robyns Ex spurlos verschwunden scheint, und der chronologischen Erzählung der Liebes- und Leidensgeschichte der Beziehung der beiden.
Meines Erachtens hat es die Autorin großartig verstanden, die Entwicklung von einer großen romantischen Liebe hin zu einer absolut gefährlichen toxischen Beziehung darzustellen. Wie schleichend das vonstattengehen kann, in diesem Fall die weibliche Protagonistin immer wieder Ausreden sucht, sich schlussendlich selbst belügt und erst im letzten Moment den Absprung schafft, ist schon drastisch. Es gibt in diesem Buch so einige Trigger-Punkte und vor allem Opfern von toxischen Beziehungsmustern würde ich das Buch eher nicht empfehlen.
Ein paar negative Punkte habe ich allerdings auch. Die Spannung war zeitweise da, vor allem natürlich beim Showdown am Ende, jedoch plätscherte die Handlung zwischendurch auch ziemlich lange recht ereignislos vor sich hin. Ich würde das Buch als abgründige Romanze mit Spannungselementen, aber nicht als Thriller bezeichnen. Wirklich überraschende Twists gab es für mich nicht. Dadurch, dass nach und nach aufgedeckt wurde, welch narzisstische Persönlichkeit hinter Julian steckt, war ich von der weiteren Entwicklung kein bisschen überrascht und hab sie genau so erwartet. Robyn hat mir zwar streckenweise leidgetan, aber so richtig in mein Herz geschlichen hat sie sich nicht. Am ehesten ist das noch Cooper gelungen.
Alles in allem war es aber ein gut zu lesender Spannungsroman, ein gelungener Genre-Mix aus Romantik und Psychothrill, der sicher bei vielen Lesern Begeisterung auslösen wird und bestimmt nicht mein letzter der Autorin war.
Autor: |
Florian Schwiecker, Michael Tsokos |
Verlag: | Knaur |
ISBN-13: | 978-3426528457 |
Taschen- buch: |
272 Seiten |
Persönliche Wertung: |
![]() |
Korrupte Politiker, zwielichtige Immobiliengeschäfte und Mord
Zum Inhalt:
Strafverteidiger Rocco Eberhardt bekommt erneut Infos, dass sein Vater in einen Politskandal verwickelt sein soll. Noch während er versucht, der Sache auf den Grund zu gehen, wird ein Video veröffentlicht, das den amtierenden Bausenator von Berlin zeigt, wie er einen zwielichtigen Immobiliendeal aushandelt. Doch damit nicht genug. Einer der unmittelbar an der Herstellung des Videos Beteiligten landet bei Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer auf dem Seziertisch und plötzlich deuten alle Beweise für den Mord auf Dieter Möller, den Bausenator. Rocco wird dem unsympathischen Politiker von seinem Vater als Verteidiger empfohlen und muss sich fragen, wie tief dieser selbst in der Sache mit drinsteckt.
Meine Meinung:
„Die letzte Lügnerin“ ist der nunmehr dritte Band der Justiz-Krimi-Reihe von Schwiecker und Tsokos, die ich von Beginn an verfolge. Dieses Mal machen die Autoren die katastrophale Wohnungssituation in Berlin und die fatalen Fehlentscheidungen der Politik diesbezüglich zum Thema.
Zu Beginn kann Rechtsmediziner Michael Tsokos in Person von Dr. Jarmer wieder mit seinem Fachwissen glänzen, was einmal mehr interessant ist. Der größte Schwerpunkt des Romans liegt aber dieses Mal bei der Arbeit vor Gericht, wo ein Großteil der Handlung stattfindet. Das hat mich sehr für diesen dritten Teil der Reihe eingenommen. Man mag denken, dass bei der Aneinanderreihung von Prozesstagen irgendwann Langeweile aufkommt, aber das Gegenteil ist der Fall. Durch Rückblenden zum tatsächlichen Zeitpunkt des Verbrechens und auch zum Täter, den ich tatsächlich nicht auf dem Schirm hatte, entsteht eine enorme Spannung, die bis zum Schluss aufrechterhalten werden kann.
Persönliches bleibt dieses Mal weitestgehend außen vor, auch wenn die Zweifel um Roccos Vater noch nicht wirklich widerlegt sind. Die Hauptfiguren, besonders Jarmer mit seinem moralischen Kompass, aber auch Rocco und sein nicht wegzudenkender Freund und Partner Tobi, wachsen mir immer mehr ans Herz. In kurzen, knackigen Kapiteln wird der Leser nur so durch die Geschichte gejagt. Mir hat es auf jeden Fall Spaß gemacht und ich werde der Reihe treu bleiben. Das Buch sei besonders denjenigen empfohlen, die Wert auf den Schwerpunkt Justiz legen.
Autor: |
Dolly Parton, James Patterson |
Verlag: | Blanvalet |
ISBN-13: | 978-3764508166 |
Klappen- broschur: |
528 Seiten |
Persönliche Wertung: |
![]() |
Schaffst du es in Nashville, dann …
Inhalt:
AnnieLee Keyes setzt alles auf eine Karte, entflieht ihrer gefährlichen Vergangenheit und trampt nach Nashville. Ihr großer Traum ist es, ein Country-Star zu werden. Mit Mut und Durchsetzungswillen gelingen ihr ein paar Auftritte in kleinen Bars, die von den richtigen Leuten nicht unbeobachtet bleiben. Die Country-Ikone Ruthanna Ryder nimmt AnnieLee unter ihre Fittiche und von da an geht es rasant nach oben für sie. Doch die Schatten der Vergangenheit sind ihr dicht auf den Fersen und drohen, ihr neues Glück zu zerstören.
Meine Meinung:
Man sollte sich von dem Namen James Patterson auf dem Titel nicht in die Irre führen lassen und einen Thriller erwarten. Das ist aber auch gar nicht die Absicht dieses Romans. Vielmehr handelt es sich um eine etwas schwülstige Cinderella-Story vom Landei, das sich ihren großen Traum in der Musikbranche erfüllt mit einem Touch dunkler Vergangenheit. Großes Drama, wie es die Welt des Country gerne bereithält.
Ich muss sagen, mir hat es ausgesprochen gut gefallen. Die Hauptfiguren sind gut gezeichnet, besonders Ruthanna hat mir immer wieder ein Lächeln beschert. Der Aufstieg der kleinen AnnieLee gelingt vielleicht ein bisschen zu reibungslos, aber es ist halt ein Märchen. Etwas mehr Spannung kommt erst zum Ende auf, das große Geheimnis stellt sich dann aber doch als gar nicht so dramatisch heraus.
Ich mag Country-Musik, stecke aber jetzt nicht wirklich tief drin im Genre, will heißen, ich kenne auch Dolly Parton nur dem Namen nach. Von daher fand ich es sehr interessant, mal einen etwas tieferen Einblick in das Business zu erhalten. In Teilen hat mich das Buch an den Film „A Star Is Born“ erinnert. Natürlich fehlt auch eine zuckersüße Liebesgeschichte nicht.
Ein Songbook am Ende des Buches mit allen vorkommenden Titeln in Übersetzung rundet das Ganze ab. Wahrscheinlich ist das zum Buch passende Album von Dolly Parton die perfekte Ergänzung, die ich mir bisher allerdings noch nicht gegönnt habe. Alles in allem ein rundum süffiges Lesevergnügen für Fans der Country-Szene, die eine schöne Liebesgeschichte mit winzigem Thrilleranteil zu schätzen wissen.
Autor: |
Mark Benecke |
Verlag: | Benevento |
ISBN-13: | 978-3710901577 |
Gebundene Ausgabe | 197 Seiten |
Persönliche Wertung: |
![]() |
Ich hab dich zum Fressen gern …
Inhalt:
Den Berliner Behörden wird ein Koffer mit Knochen gemeldet. Wie sich herausstellt, sind diese menschlichen Ursprungs und wurden offenbar abgeschabt. Das Werk eines Kannibalen? Die Polizei bittet in diesem skurrilen Fall die Privatermittler Bastian Becker und Janina Funke um Mithilfe. Ersterer stürzt sich auch direkt bis zur Selbstaufgabe in den Fall und dringt tief in die Kannibalismus-Szene ein. Dabei verliert er beinahe den Halt und bringt seine Partnerin in tödliche Gefahr.
Meine Meinung:
Mit „Kannibal. Jagdrausch“ liegt nun nach „Viral. Blutrausch“ der 2. Band der Crime-Noir-Reihe von Bestsellerautor und Kriminalbiologe Mark Benecke vor. Obwohl mich Band 1 nicht vollends überzeugen konnte, habe ich die Reihe gern weiterverfolgt.
Die Gestaltung des Buches ist wieder sehr passend zum Inhalt und hochwertig sowie, was immer sehr schön ist, angelehnt an Band 1. Leider hatte auch dieses Buch wieder zu wenige Seiten, um das an sich interessante Themenfeld ausreichend zu würdigen. Ich fand es dieses Mal schon um einiges spannender umgesetzt und auch der kurze, knackige Schreibstil gefällt mir. Die Auflösung kommt ziemlich abrupt und auch nicht wirklich überraschend daher.
Ermittler Becker verliert sich immer mehr in seinen eigenen Dämonen, sodass er mittlerweile nur noch überfordert und unprofessionell statt brillant und genial wirkt. Sein Glück, dass Janina an seiner Seite für den nötigen Ausgleich sorgt.
Handwerklich hätte dem Lektorat/Korrektorat mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden können. Es gibt Sätze, die sich nach wenigen Absätzen komplett wiederholen und auch orthografisch sind so einige Patzer übersehen worden. Zudem mag ich es gar nicht, wenn Figuren abwechselnd mit Vor- oder Nachnamen betitelt werden. Das suggeriert eine größere Zahl an Protagonisten, stiftet nur Verwirrung und behindert den Lesefluss.
Tieferen Einblick in die Kannibalismus-Szene und ihre Auswüchse zu erhalten, war sicher nicht appetitlich, jedoch irgendwo auch faszinierend. Von daher hoffe ich, dass Benecke sich weiter so außergewöhnlichen Tatmotiven widmet und noch mehr seiner beruflichen Kompetenz einbringt.
Einmal mehr bietet dieser Teil der Reihe solide Krimikost, aber reißt einen spannungsmäßig nicht so wirklich vom Hocker.
Autor: |
Thomas Kiehl |
Verlag: | Benevento |
ISBN-13: | 978-3710901430 |
Klappen- broschur: |
324 Seiten |
Persönliche Wertung: |
![]() |
Der Preis für ewige Jugend
Inhalt:
An den Bewohnern einer kleinen schwedischen Insel wurde über einen langen Zeitraum ein Medikament getestet, was langanhaltende Jugend und Gesundheit verspricht – mit Erfolg. Nun steht es kurz vor dem Börsengang und verspricht Millionengewinne für das Pharmaunternehmen und die Investoren. Gleichzeitig zeichnet sich aber ab, dass ein Großteil der weiblichen Nachkommen der Probanden unfruchtbar ist. Besteht ein Zusammenhang? Lena Bondroit ist Biologin und Epigenetik-Expertin und soll der Sache auf den Grund gehen, was sie in tödliche Gefahr bringt.
Meine Meinung:
Mit „Das Jungblut-Serum“ erscheint bereits der dritte Band um die Verhaltensbiologin Lena Bondroit von Thomas Kiehl. Leider kenne ich die Vorgängerbände nicht, was aber für das Verständnis auch nicht notwendig ist. Das Wissenschaftsgebiet der Epigenetik war mir bisher ebenfalls nicht bekannt und ich fand es sehr spannend, die entsprechenden Zusammenhänge, wie zum Beispiel Verhaltensweisen von Depressiven auch vererbt werden können, erklärt zu bekommen. Dabei ist alles leicht verständlich und nicht mit fachspezifischem Vokabular überfrachtet.
Die Hauptfigur Lena war mir direkt sympathisch, sie hat auch ihre Schwächen, handelt aber trotzdem meist konsequent nach ihrem moralischen Kompass. Auch die Nebenfiguren sind interessant gezeichnet und bieten durch ihre Undurchschaubarkeit die eine oder andere Überraschung. Generell wird es durch Geheimnisse, überraschende Wendungen und gefährliche Eingriffe von anfangs unbekannter Seite keine Minute langweilig in diesem atmosphärischen Wissenschafts-Thriller.
Die Lösung am Ende war mir nicht so ganz befriedigend, bietet aber zumindest Ansätze, um sich eigenen Spekulationen hinzugeben. Der Roman spielt in einer nahen Zukunft und wirkt teilweise beängstigend realitätsnah. Man merkt dem Autor die intensive Recherche an und gleichzeitig wird der Leser getriggert, was das eigene Denken zur medizinisch unterstützten Verlängerung des Lebens anbelangt.
Ich habe mich definitiv gut unterhalten gefühlt und würde Lena auch in Zukunft gern weiter bei ihren Einsätzen begleiten. Für alle Fans von Medizin-Thrillern ein Muss.