Category: Oliver, Lily
Autor: |
Lily Oliver |
Verlag: | Knaur |
ISBN-10: | 3426516764 |
Taschenbuch: | 368 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Herz zu verschenken
Inhalt:
Gwen müsste der glücklichste Mensch auf Erden sein. Eine Herztransplantation rettet ihr Leben. Doch sie empfindet tiefe Schuldgefühle gegenüber dem Spender, quält sich mit Albträumen und kann sich doch niemandem anvertrauen. Als der Schmerz zu groß wird, fasst sie einen verzweifelten Entschluss. Sie will ihr Herz verschenken und postet ein entsprechendes Angebot in einem Internetforum. Noah, der Moderator des Forums, hält es anfangs für einen Scherz. Erst als Gwen vor seiner Tür steht, erkennt er die Brisanz der Situation. Ihm, der selbst nicht viel Sinn im Leben sieht, kommt die Aufgabe zu, Gwen von ihrem Plan abzubringen. Dazu errichtet er ein Gebäude aus Lügen und seine für Gwen aufkommenden Gefühle machen es nicht einfacher.
Meine Meinung:
Einen sehr gefühlvollen und emotional berührenden Roman erhält man mit „Die Tage, die ich dir verspreche“ von Lily Oliver. Das große Thema ist die Organ- bzw. speziell die Herztransplantation. Unwillkürlich fragt sich der Leser, ob er durch eigene Spendenbereitschaft einen Beitrag leisten kann, die verheerende Situation auf dem Organmarkt zu verbessern.
Die Geschichte endet nicht wie so oft mit einer geglückten Transplantation, sondern das ist erst der Anfang. Denn ein Leben nach einem solchen Eingriff, mit einem neuen Organ, ist alles andere als einfach. Das bringt die Autorin sehr eindrucksvoll und realitätsnah rüber. Obwohl die Story fiktiv ist, kann ich mir gut vorstellen, dass solche Depressionen bis hin zum Suizidgedanken keine Seltenheit sind. Wenn man dann noch ein eher introvertierter Mensch ist, dem es schwerfällt, seine Gefühle nach außen zu tragen, kann das ganz schnell in einem schrecklichen Drama enden.
Ich mochte beide Protagonisten von Anfang an. Gwens Verzweiflung ist so deutlich spürbar, dass sie tief ins Herz dringt. Es tut richtig weh, ihr scheinbar nicht helfen zu können, aber zum Glück gibt es ja Noah. Der etwas planlos agierende Student sieht in Gwen zuerst mal eine Aufgabe – er muss ihr Leben erhalten – und schon bald sehr viel mehr. Wie sehr oft im Buch, aber auch in der Realität ist das größte Problem der beiden die unausgesprochenen Worte. Wann werden wir Menschen mal begreifen, dass keiner Gedanken lesen kann? Es wird so viel angenommen, dabei ist die Wirklichkeit ganz anders. Natürlich fällt es schwer, sich zu öffnen. Ich kann das unheimlich gut nachvollziehen, habe ich doch selbst oft das Problem. An dieser Stelle, wenn die Missverständnisse überhandnehmen, möchte man die Figuren am liebsten schütteln, aber zum Glück finden sie schlussendlich einen Weg.
Man bekommt durch den Roman ein viel tieferes Verständnis für die ganze Problematik der Organspende, was die abgebildeten Forumseinträge noch intensivieren. Am Rande der Geschichte gibt es quasi als Bonus und auch schöne Auflockerung zu dem schweren Thema einen Einblick ins Geocoaching und was für schöne Möglichkeiten es bietet. Es müssen nicht immer Pokémons sein, die man jagt.
Nicht zu vergessen auch die wirklich schöne Liebesgeschichte zwischen Gwen und Noah, die sich perfekt in das Ganze einfügt. Der Roman liest sich wunderbar flüssig und hinterlässt doch ein Echo, das lange nachhallt. Wer Bücher mag, die zum Nachdenken anregen, hat mit diesem einen Glücksgriff getan.
Ich danke vorablesen.de und dem Knaur-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.