Kerstins Bücherreich

„Der Bücherwurm liest sogar die Bücher, die er rezensiert.“ Gabriel Laub (1928-98)

Category: Herrmann, Elisabeth

 

Autor:

Elisabeth Herrmann
Verlag: cbj Verlag
ISBN-10: 3570165132
Gebundene Ausgabe 474 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

Unbequemes Thema großartig verpackt

Zum Inhalt:

Das Chocolaterie-Geschäft ihrer Eltern in Meißen soll eines Tages der große Bruder übernehmen. Also sucht Mia nach beruflichen Alternativen und entscheidet sich, Journalismus zu studieren. Für die Aufnahmeprüfung soll ein Familienfoto recherchiert werden. Dies ist schnell gefunden, denn schon immer hängt im Laden das Bild von einem riesengroßen Nashorn aus Schokolade, dazu Gottlob Herder aus Lüneburg und der kleine Jakob Arnholt, Mias Urgroßvater. Jakob ist schwarz und einst aus der Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ ins Land gekommen.

Mia interessiert sich brennend für seine Geschichte und macht sich auf den Weg nach Lüneburg, wo die Nachkommen von Gottlob Herder noch immer eine große Schokoladenfabrik führen. Ein Mord und mehrere Anschläge auf ihr Leben zeigen, dass sie einem Geheimnis auf der Spur ist, das keinesfalls ans Tageslicht dringen soll.

Meine Meinung:

Der neue Jugendroman von Elisabeth Herrmann hat mich wirklich begeistert. Es mag weniger Thriller drin sein als in dem letzten, den ich von ihr gelesen habe – „Die Mühle“. Dieser erschien mir aber auch für die Altersgruppe fast zu heftig.

Die Schokoladenherstellung bildet für den Roman nur die Rahmenhandlung, Hauptthema ist die wenig rühmliche Rolle Deutschlands in der Kolonialzeit, die nach wie vor ein Tabuthema zu sein scheint, obwohl die Vernichtung der Herero inzwischen als Völkermord anerkannt wurde. Ich zumindest hatte zu dem Thema bisher so gut wie noch gar nichts gelesen oder auch von der Schule her behalten, weshalb ich auch immer wieder begeistert bin, wie toll die Autorin geschichtlich brisantes Material mit einer spannenden Story zu verknüpfen vermag.

Der Roman ist wirklich keine Minute langweilig und es macht großen Spaß gemeinsam mit Mia die verworrenen Rätsel einer längst vergangenen Zeit aufzudecken. Sie ist eine tolle Hauptfigur, mit der ich mich sofort identifizieren konnte. Ein Mord und mehrere Anschläge auf das Leben halten die Spannung auch enorm hoch, es werden einige Spuren gelegt, um schließlich dann doch bei einem von mir nicht vermuteten Täter zu landen. Auch eine kleine Liebesgeschichte bahnt sich an, die aber absolut nicht überhand, jedoch ein süßes Ende nimmt.

Der Schreibstil von Elisabeth Herrmann ist einfach großartig, flüssig zu lesen, immer auf dem Punkt und von mitreißender Qualität. Das Buch ist kein splattermäßiger Thriller, sondern bietet nebenbei auch noch Einblick in ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte, vor dem wir auch heute noch keinesfalls die Augen verschließen sollten.

Absolut überzeugend und definitiv zu empfehlen für den anspruchsvollen jungen, aber auch älteren Leser.

Ich danke dem cbj-Verlag für die Bereitstellung eines Leseexemplares.

Kerstin at Sonntag, Mai 27th, 2018 | Filed under: All Age/Jugend,Herrmann, Elisabeth,Thriller/Krimi | RSS 2.0 | TB | Comments off

 

Autor:

Elisabeth Herrmann
Verlag: cbt
ISBN-10: 3570164233
Gebundene Ausgabe 448 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

Beklemmendes Szenario in abgelegener Mühle

Zum Inhalt:

Lana studiert in Berlin und trifft an der Uni per Zufall auf Johnny, Mitglied der angesagtesten Clique in ihrer alten Heimatstadt und ein Schwarm von ihr. Wie immer übersieht er sie quasi, bis ihm ein Missgeschick passiert und er direkt vor ihren Füßen stürzt. Sie kommt ihm zu Hilfe und als Dankeschön überlässt er ihr seinen Platz bei einem Wiedersehenstreffen mit der alten Clique am kommenden Wochenende, denn er darf das Krankenhaus noch nicht verlassen.

Zweifelnd, aber auch sehr neugierig nimmt Lana an. Im tschechischen Karlsbad angekommen, wird sie wenig herzlich empfangen und würde am liebsten direkt wieder abreisen. Aber den geplanten Ausflug will sie noch mitnehmen. Ein Fehler, wie sich herausstellen soll. Denn was danach passiert, hätte sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorstellen können …

Meine Meinung:

„Die Mühle“ ist nicht mein erster Jugendthriller von Elisabeth Herrmann. Wobei man das ‚Jugend‘ hier auch getrost ignorieren kann, denn die Protagonisten sind zwar jung, jedoch mit Ausnahme von Lana bereits über zwanzig. Zudem geht es wirklich zur Sache und – ich glaube, das darf ich vorwegnehmen – es bleibt nicht bei einem Todesopfer. Daher kann man das ‚Thriller‘ im Gegensatz dazu sehr ernst nehmen.

Sehr fasziniert war ich wieder einmal von der beklemmenden Atmosphäre, die die Autorin heraufbeschwört. Bereits das Cover wirkt düster und geheimnisvoll. Eine unterschwellige Spannung liegt von Beginn an vor, die sich spätestens mit dem Ausflug von Karlsbad ausgehend ständig verdichtet und zum Ende hin wirklich atemlos macht. Einige Szenen erinnern stark an diverse Horrorklassiker und lassen zeitweise das Blut in den Adern gefrieren. Überhaupt funktioniert der Roman nach dem Konzept „Ich weiß, was du … getan hast“. Das muss aber kein Nachteil sein, ich habe diese Art Filme immer gemocht.

Winzig kleine Abstriche muss ich machen, weil mir das Ganze schon ein wenig unglaubwürdig erscheint. Diese jungen, gebildeten Menschen lassen sich für meinen Geschmack ein wenig zu leicht von einem Täter mit Handicap überwältigen. Die Hintergrundstory ist gut nachvollziehbar und es bleiben keine Fragen offen.

Somit ist „Die Mühle“ wirklich ein rundum gelungener Thriller für diejenigen, die es lieben, sich mal so richtig zu gruseln, während sie sich in ihrem Zuhause in Sicherheit wähnen.

Ich danke dem cbt-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.

Kerstin at Sonntag, September 18th, 2016 | Filed under: All Age/Jugend,Herrmann, Elisabeth,Thriller/Krimi | RSS 2.0 | TB | No Comments

 

Autor:

Elisabeth Herrmann
Verlag: cbt
ISBN-10:

3570161269

broschiert 411 Seiten
Persönliche
Wertung:
,5

 

Spannender Jugendthriller in frostig-glitzernder Atmosphäre

Zum Inhalt:

Als Kind ist die 17-jährige Nicola Wagner oft in dem kleinen Örtchen Siebenlehen im Harz bei ihrer Tante Kiana gewesen. Nach ihrem Tod soll sie nun deren Haus „Schattengrund“ erben, doch ihre Eltern sind strikt dagegen, und da Nico die Volljährigkeit noch nicht erreicht hat, lehnen sie das Erbe ohne ihr Einverständnis ab. In Unkenntnis der wahren Gründe macht Nico sich heimlich auf, um ihr Erbe wenigstens noch einmal zu sehen. Von der Dorfgemeinschaft schlägt ihr Misstrauen, teilweise sogar Hass entgegen. Was ist in der Vergangenheit geschehen? Während Siebenlehen nach einem Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten wird, ist es nur der attraktive Leon, der ihr Hilfe anbietet. Nach und nach kristallisiert sich heraus, dass ein schreckliches Verbrechen begangen wurde und bald schon ist auch Nico in Lebensgefahr, denn der Täter weilt immer noch in dem verwunschenen Dorf.

Meine Meinung:

„Schattengrund“ ist der erste Thriller, den ich von Elisabeth Herrmann gelesen habe und es wird ganz sicher nicht der letzte bleiben. Zielgruppe für den Roman sind Leser ab 14 Jahren, aber ich finde auch der erwachsene Thriller-Liebhaber kann sich dem spannenden Sog der Geschichte nur schwer entziehen.

Sehr atmosphärisch beschreibt die Autorin das idyllische Dorf im Harz und bei den häufigen Beschreibungen der klirrenden Kälte ist man heilfroh, wenn man das Buch im wohlig beheizten Raum genießen kann. Für die Einführung und bis zu dem Moment, wo es dann mal richtig zur Sache geht, verrinnt für meinen Geschmack ein wenig zu viel Zeit. Dafür zieht zum Ende hin das Thema dermaßen an, dass es fast unmöglich wird, das Buch vor der Auflösung noch mal wegzulegen. Geschickt legt die Autorin ihre Spuren und durch eine Gemeinsamkeit, die alle als Täter in Frage kommenden Personen gleichermaßen auszeichnet, ist es schier unmöglich, vorfristig vorauszusagen, wohin die Reise geht. Die Identität des Täters ist am Ende zwar schlüssig, für mich dennoch nicht in allen Punkten glaubwürdig.

Neben der packenden Aufklärung des Verbrechens mit einigen mystischen Elementen, ist auch die zart aufblühende Liebesbeziehung zwischen Nico und Leon ein besonderes Highlight, was vor allem wiederum die jüngeren Leser(innen) zu schätzen wissen werden.

Mich hat „Schattengrund“ sehr gut unterhalten, denn der mitreißende Erzählstil von Elisabeth Herrmann weiß über den größten Teil des Buches zu fesseln und neben dem Thrillerelement gibt es auch noch was fürs Herz.

 

Ich danke dem cbt-Verlag herzlich für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.

Kerstin at Donnerstag, Januar 3rd, 2013 | Filed under: All Age/Jugend,Herrmann, Elisabeth,Thriller/Krimi | RSS 2.0 | TB | No Comments
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