Rezension: “Abgeschnitten”
Autor: |
Sebastian Fitzek / Michael Tsokos |
Verlag: | Droemer |
ISBN-10: |
3426199262 |
Gebundene Ausgabe | 393 Seiten |
Persönliche Wertung: |
,5 |
Zwei Meister ihres Metiers – Symbiose gelungen
Zum Inhalt:
Der Tag des Rechtsmediziners Prof. Dr. Paul Herzfeld beginnt mit der Obduktion einer furchtbar zugerichteten Leiche eigentlich ganz normal, ist er doch der Spezialist für Gewaltverbrechen beim BKA. Als er jedoch im Kopf der Toten einen Zettel mit einer Telefonnummer und dem Namen seiner Tochter findet, ist dies der Beginn einer perversen Schnitzeljagd. Hannah wurde entführt und der Täter hat auf der Insel Helgoland eine weitere Leiche entsprechend mit Hinweisen präpariert, die zu ihrem Auffinden nötig sind.
Schleunigst macht sich Paul Herzfeld auf den Weg, doch ein Orkan schließt die Insel vom Festland ab und der Rechtsmediziner ist auf die Hilfe der jungen Comic-Zeichnerin Linda Kaminski angewiesen, die sich auf Helgoland vor ihrem stalkenden Ex-Freund Danny versteckt und am Strand über die Leiche stolpert. Sie soll per Telefonanleitung eine Obduktion vornehmen, was sie erst einmal rundweg ablehnt. Doch die Gefahr, in der Hannah schwebt, lässt ihr keine Ruhe, und so wird sie zum verlängerten Arm von Herzfeld, nicht ahnend, dass ihr Leben ebenso auf dem Spiel steht.
Meine Meinung:
Noch habe ich nicht alle Thriller von Sebastian Fitzek gelesen (zum Glück, so steht mir sicher noch einiges an Lesevergnügen bevor), aber auf sein neuestes Werk, das in Zusammenarbeit mit dem Rechtsmediziner Michael Tsokos entstand, war ich schon seit Monaten besonders gespannt.
Der Einfluss von Michael Tsokos wird dann auch in der äußerst detaillierten Beschreibung der Obduktionen besonders deutlich. Die hier angewandten Gleichnisse können wohl nur jemandem einfallen, der tagtäglich damit zu tun hat. Leser mit empfindlichen Mägen sollten lieber die Finger vom Buch lassen bzw. diese Stellen schnellstmöglich überlesen.
Die Hauptfiguren waren mir obwohl recht individuell doch sehr sympathisch, vor allem auch im Falle von Herzfeld in Bezug auf seine letzte Handlungsweise. Sehr überraschend auch die charakterliche Entwicklung des reichen Senatssöhnchens Ingolf von Appen, ohne den unser Rechtsmediziner sehr alt ausgesehen hätte.
Das Tempo im Buch steigert sich kontinuierlich und es fällt zunehmend schwer, kurz durchzuatmen oder das Buch zu unterbrechen. Immer öfter enden Kapitel mit Cliffhangern, die den Leser nicht loslassen. Die Geschichte ist gut durchdacht und bietet die ein oder andere überraschende Wendung, allerdings nicht in dem Maße, wie ich es eigentlich von Fitzek gewohnt bin. Bisher habe ich ein Fitzek-Buch immer mit leicht offen stehendem Mund und vielen Fragezeichen in den Augen zugeklappt, um bei längerem Nachdenken, die Genialität des Autors zu bewundern. Dieser „Wow“-Effekt hat mir dieses Mal ein wenig gefehlt.
Nichtsdestotrotz ist dem Autoren-Team hier ein großartiger Pageturner gelungen, der es weder an augenzwinkernden Betrachtungen z. B. in Bezug auf Casting-Shows noch an ernstzunehmender Kritik am deutschen Rechtssystem mangeln lässt. Auch die kleinen von Fitzek schon gewohnten Extras sollten nicht unerwähnt bleiben, wie die auf dem Umschlag abgedruckte Telefonnummer, die man sich nicht entgehen lassen sollte anzurufen, oder auch der tolle mehrteilige Motion-Comic im Internet, der Lindas Stalker-Geschichte erzählt.
Absolut zufrieden mit „Abgeschnitten“ freue ich mich ebenso auf weitere gemeinsame Werke von Fitzek und Tsokos wie auf Einzeltaten des Stars des deutschen Psychothrillers.
Ein ganz herzlicher Dank geht an den Droemer-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares.