Rezension: “Battle Island”
Autor: |
Peter Freund |
Verlag: | cbj |
ISBN-10: | 3570153800 |
Klappenbroschur: | 544 Seiten |
Persönliche Wertung: |
,5 |
Schatzsuche einmal anders – und fast jeder schaut zu
Zum Inhalt:
Die sechzehnjährige Louisa ist kein Fan von Castingshows. Doch das ausgelobte Preisgeld – 1 Million in Gold – scheint ihr einzige Chance, das Leben ihrer Mutter, die an einem Hirntumor leidet, durch eine teure Therapie zu retten. Nachdem sie bei einem Bootsunfall, für den sie sich die Schuld gibt, bereits ihren Vater verloren hat, ist dies ihr vordringlichstes Ziel. Also nimmt sie an den Castings teil und schafft es tatsächlich unter die letzten zehn Kandidaten. Doch wie zu erwarten, will von denen jeder das Geld und einige würden auch fast alles dafür tun. Ein Albtraum vor laufender Kamera beginnt …
Meine Meinung:
Ich beginne heute mal mit dem äußeren Erscheinungsbild. Das Cover des Buches ist passend zur Geschichte gewählt, erinnert ein wenig an „The 100“, wobei ich die dargestellten Jugendlichen nicht wirklich den Show-Teilnehmern zuordnen konnte. Es weckt aber die Neugier auf ein spannendes Inselabenteuer.
Die gewählte Erzählweise hat sicher Vor- und Nachteile. So wird der Leser gleich am Anfang in eine brenzlige Situation geworfen, die Louisa am 8. Tag auf der Insel erlebt. Das soll sicher Spannung erzeugen, da man die Figuren jedoch so überhaupt nicht kennt, fällt es schon nicht leicht, sich in sie reinzudenken. So geht es dann auch mit ständigen Zeitsprüngen weiter, in denen einmal das aktuelle Geschehen erzählt wird, in der anderen Perspektive dann, wie Louisas Weg zur Castingshow und auf die Insel verläuft. Irgendwann in der Mitte des Buches hat sich beides dann angeglichen und es geht chronologisch weiter. Inzwischen ist aber die Spannung auch so weit aufgebaut, dass man ab diesem Punkt das Buch kaum mehr weglegen mag. Davor gibt es einige Längen und die Sprünge erfordern auch ein sehr aufmerksames Lesen.
Das Buch spielt in einer nahen Zukunft und die Show an sich ist, wenn man sich die aktuelle Fernsehlandschaft ansieht, so abwegig ja nicht. Einmal mehr wird deutlich, wie solche Castings ablaufen, wie interveniert und gesteuert wird, weil nur eines zählt – die Quote und daraus resultierend die Gewinne für die Macher. Teilnehmer werden nicht aufgrund von Können ausgewählt, sondern vorrangig an der Größe des Konfliktpotenzials gemessen, welches die Gruppe im Ganzen ergibt. Das kennt man ja nicht erst seit heute von DSDS, Dschungelcamp und Co. Auch das entsprechend manipuliert und schlussendlich sogar nicht nur sprichwörtlich über Leichen gegangen wird, halte ich für durchaus vorstellbar.
Was mich ein wenig verwundert, selbst für heutige Verhältnisse und erst recht in der Zukunft: Nicht ein einziger der Teilnehmer hat sich offenbar seinen Vertrag durchgelesen, sprich das Kleingedruckte. Sie sind alle dermaßen blauäugig dabei, dass es schon nicht mehr glaubhaft ist. Zudem sind ein Großteil von ihnen noch minderjährig, wo bitte sind da die Eltern einbezogen worden? Diesen Aspekt hat selbst Arno Strobel in seinem „Schlusstakt“ berücksichtigt, woran mich das Buch im Übrigen gar nicht mal so selten erinnert hat. Dass dann noch eine der emotionalsten Szenen der Panem-Reihe fast 1 zu 1 übernommen wurde, hat mich doch sehr gestört.
Handwerklich ist das Buch gut geschrieben und zum Schluss auch extrem spannend, mit überraschenden und wie auch erwarteten Wendungen läuft es auf einen Showdown hinaus, der es wirklich in sich hat. Man merkt dem Autor an, dass er in der Fernsehbranche tätig ist und auch Drehbücher schreibt. Eine Verfilmung könnte ich mir durchaus gut vorstellen. Allerdings fand ich die Opferzahl für einen Jugendroman schon erstaunlich hoch. Und davon abgesehen auch schwer vorstellbar, dass es möglich sein soll, dies komplett zu vertuschen. Denn jeder hat doch irgendwo Angehörige … Hier hinkt es beim Ende doch ein wenig.
Fazit: Wer sich für Casting-Shows und vor allem das Dahinter interessiert, gern Jugendromane mit vielschichtigen Charakteren liest und neugierig auf eine Insel-Schatzsuche ist (ich persönlich wäre ja schon bei den Mathe-Aufgaben grandios gescheitert), dem kann ich „Battle Island“ wirklich empfehlen.
Ich danke dem cbj-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.