Kerstins Bücherreich

„Der Bücherwurm liest sogar die Bücher, die er rezensiert.“ Gabriel Laub (1928-98)

Rezension: “Hundert Jahre Liebe”

 

Autor:

Elk von Lyck
Verlag: Selfpublishing
ISBN-10: 1533537968
Taschenbuch: 318 Seiten
Persönliche
Wertung:

 

 

Roman, der zum Nachdenken anregt …

Inhalt:

Der erfolgreiche Anwalt Achim Oster leidet an Schlafproblemen. Als er mal wieder frühmorgens auf einem Berliner Trödelmarkt unterwegs ist, erwirbt er eine Reihe von alten Fotos aus den Zwanziger Jahren. Darunter das Porträt einer Frau, die ihn unglaublich fasziniert und der er bereits in seinen Träumen begegnet zu sein scheint. Auf Anraten seiner Lebensgefährtin sucht er einen Psychotherapeuten auf, um seinen Schlafstörungen auf den Grund zu gehen. Während einer Hypnose wird er in sein früheres Leben als Max Lehnfeldt zurückversetzt, wo er als Maler in Paris tätig war. Dort begegnet ihm auch die Frau auf dem Foto wieder. Trotz der Gefahr, sich zu verlieren, setzt Achim alles daran, seine frühere Existenz restlos aufzuklären.

Meine Meinung:

Bei „Hundert Jahre Liebe“ von Elk von Lyck handelt es sich um eine Neuauflage des bereits 2010 erschienenen Romans „Die Frau am Fenster“. Es handelt sich hier um ein Werk der ruhigeren Töne, das man nicht mal eben schnell wegliest. Im Gegenteil, wer sich richtig Zeit dafür nimmt, wird viele leise Zwischentöne erkennen, die den Roman zu etwas Besonderem machen. Gerade wer sich ein wenig mit Philosophie auseinandergesetzt hat, wird hier bestimmt neue Anregungen finden.

Achims großen Wunsch der Aufarbeitung seiner Vergangenheit als Max Lehnfeldt kann ich sehr gut nachvollziehen. Schließlich muss das Gefühl, ständig ein fehlendes Puzzleteil vor Augen zu haben, kein angenehmes sein. Der Autor entführt den Leser ins aufregende Paris der Zwanziger Jahre, wunderschöne Orte Ostpreußens zwischen den Weltkriegen, die es heute so leider nicht mehr gibt, bis hin nach England und Schottland. Dabei werden vor allem Kunstliebhaber (Malerei, Architektur) und geschichtlich Interessierte voll auf ihre Kosten kommen. Mir persönlich waren die Beschreibungen, vor allem in der Mitte des Buches, manchmal ein wenig zu detailverliebt und ausschweifend. Das bremste den an sich schon recht flüssigen Schreibstil dann doch ein wenig aus.

Die Liebesgeschichte von Fiona und Max bleibt für meinen Geschmack auch ein wenig zu sehr an der Oberfläche. Bis kurz vor Schluss war ich mir nicht mal sicher, ob Max in Fiona nur das perfekte Modell sieht oder wirklich tiefer gehende Gefühle für sie hegt.

Das dramatische Ende von Max und wie sich der Kreis für Achim schlussendlich schließt, fand ich dagegen wieder sehr gelungen. Auf jeden Fall verfügt der Autor über großes Wissen bzw. hat sehr intensiv und bestimmt auch, zumindest im Fall von Ostpreußen, vor Ort recherchiert. Allein das verdient großen Respekt.

Wer intelligente Lektüre sucht, die zum Nachdenken animiert und dabei noch viel interessantes Wissen über Kultur und Geschichte bereithält, wird an „Hundert Jahre Liebe“ sicher Vergnügen finden.

Ich danke dem Autor für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.

This entry was posted on Sonntag, 24. Juli 2016 and is filed under "Historisch, Literatur allg., Lyck, von Elk". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. You can leave a response here, or send a trackback from your own site.

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