Rezension: “Die Stille vor dem Tod”
Autor: |
Cody McFadyen |
Verlag: | Lübbe |
ISBN-10: | 3785725663 |
Gebundene Ausgabe | 477 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Erwartungen leider nicht erfüllt
Inhalt:
Der grauenhafte Mord an einer fünfköpfigen Familie in Denver ruft FBI-Agentin Smoky Barrett und ihr Team auf den Plan, denn sie wird vom Mörder mittels einer Botschaft direkt angesprochen. Doch die Mitglieder dieser Familie sind nicht die einzigen Opfer. Smoky gerät in einen Sog des Bösen, dessen Ausmaß jede Vorstellungskraft sprengt. Die hochschwangere Agentin entkommt nur knapp einem Serienkiller und muss fortan um ihr Leben und das ihrer Familie bangen. Wird ihre Psyche daran zerbrechen?
Meine Meinung:
Ich war von Beginn an ein großer Fan der Smoky Barrett-Reihe von Cody McFadyen und freute mich sehr, als bekannt wurde, dass es endlich die lang verschobene Fortsetzung geben sollte. Bei so heiß ersehnten Büchern gönne ich mir hin und wieder schon mal die Hardcover-Ausgabe und warte nicht aufs Taschenbuch. Ich bin allerdings sehr froh, dass ich in diesem Fall ein Bibliotheksexemplar ergattern und mir so das Geld sparen konnte.
Das Buch unterscheidet sich klar von seinen Vorgängen in punkto Schreibstil, Spannung und Tempo. Es ist in drei Teile gegliedert. Den ersten Teil fand ich auch noch richtig gut. Unvorstellbare Szenarien, extreme Gewalt, enorme Spannung, auch wenn die ganze Bunkeranlage schon einen ziemlich unglaubwürdigen Touch hat. Dennoch, ich war begeistert.
Danach scheint es plötzlich, als wäre in dem Autor eine Wandlung vor sich gegangen. Der zweite und größte Teil beschäftigt sich mit dem psychischen Trauma, welches Smoky erlitten hat. Dass ihr Erleben, noch dazu in hochschwangerem Zustand, schwer zu verkraften gewesen sein muss, keine Frage. Allerdings ergeht sich der Autor nun in derart ausschweifendem Psychogeschwafel, mit unzähligen Wiederholungen, dass das Lesen tatsächlich zur Tortur wird. Oft ist kaum zu unterscheiden zwischen Traum und Wirklichkeit, Smoky erinnert sich an jede Menge zurückliegender Fälle, die überhaupt keine Relevanz haben und das ganze Buch unnötig aufblähen. Irgendwo muss der stolze Preis wohl gerechtfertigt werden. Vieles davon wäre in einem psychologischen Fachbuch auf jeden Fall besser aufgehoben gewesen als in einem Thriller, auch wenn es in Teilen nicht uninteressant war.
Der dritte Teil schließlich soll die Auflösung bringen. Soll wohlgemerkt, denn letztendlich wird nur einer der Täter entlarvt und das auch noch auf eine Weise, die mir ebenfalls nicht zusagt. Da lässt man seine Mitarbeiter einfach mal ein paar Tage ein bisschen recherchieren, setzt sich dann gemeinsam an einen Tisch und schwupps hat sich ein Verdächtiger durch einen sehr leichtsinnigen Fehler herauskristallisiert. Dabei deckt man noch auf, dass das Ganze unvorstellbare Dimensionen annimmt und bis in höchste Kreise reicht. Trotzdem bleiben jede Menge „Warums“, „Weshalbs“ und „Was sollte der ganze Aufwand eigentlich?“ übrig.
Schön zu wissen am Ende, Smoky ist wieder in der Spur und kann sich nun auf die Jagd nach dem Rest der so überaus genialen Bande machen. Auf dass der nun noch nicht abgeschreckte Leser auch die nächsten Bände kaufen möge. Ich befürchte ja fast, dass die Taktik nicht aufgehen und Cody McFadyen mit diesem 5. Band einige treue Leser verloren haben wird. Ich bin auf jeden Fall in starkem Zweifel, ob ich wissen muss, wer nun der Wolf und der Folterer sowie der Kopf der Reiter sind.
Für den doch sehr vielversprechenden Beginn des Romans und einige Schockmomente sowie berührende Szenen im späteren Verlauf, bin ich geneigt, zwei Sterne zu hinterlassen, aber mehr war hier wirklich nicht drin.