Category: Picoult, Jodi
Autor: |
Jodi Picoult |
Verlag: | Lübbe |
ISBN-10: |
3785725027 |
Gebundene Ausgabe | 464 Seiten |
Persönliche Wertung: |
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Schwieriges Thema brillant aufgearbeitet
Inhalt:
Sechs Jahre lebt Edward Warren bereits in Thailand, als ihn ein Anruf seiner Mutter zurück in die USA ruft. Sein Vater Luke hatte einen schweren Unfall und liegt im Koma. Die Genesungschancen sind minimal. Seine Schwester Cara ist noch nicht achtzehn und so liegt es, da seine Mutter wieder geheiratet hat, an ihm, zu entscheiden, ob er seinen Vater sterben und seine Organe spenden lassen will. Cara, die die letzten Jahre bei ihrem Vater gelebt hat, klammert sich verzweifelt an die Hoffnung und greift schließlich zu drastischen Mitteln.
Meine Meinung:
Ich habe schon einige Romane von Jodi Picoult gelesen und immer wieder greift sie kontroverse Themen auf, die den Leser stets vor die Frage stellen, wie er selbst in diesem Fall entscheiden würde. Dabei schafft sie es hervorragend, beiden Parteien genug Identifikationspotenzial zu verleihen, sodass man sich schwer für eine Seite entscheiden kann. Ehrlich gesagt möchte ich in diesem Fall möglichst auch nie vor solch einer Entscheidung stehen.
Durch den jeweiligen Perspektivwechsel zwischen allen unmittelbar beteiligten Personen bekommt der Leser einen intensiven Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten. Jodi Picoult schreibt fesselnd, teilweise hoch emotional und versteht es, die Sympathien gleichmäßig zu verteilen.
Neben der schwierigen Problematik des „Geräteabschaltens“, über die sich jeder möglichst zu Lebzeiten Gedanken machen sollte, um seinen Angehörigen eine solche Entscheidung zu ersparen, hat mich in diesem Roman auch besonders der Charakter der Hauptfigur angesprochen. Luke Warren ist nämlich nicht irgendjemand, sondern ein berühmter Wolfsforscher. Seine Liebe zu diesen interessanten Geschöpfen geht so weit, dass er sogar seine Familie für zwei Jahre verlässt, um bei einem Wolfsrudel zu leben. Dabei dringt er so tief in ihre Welt ein, dass die Rückkehr ins normale Leben ihm unheimlich schwerfällt. Der Leser erfährt in den Rückblenden, wo die Autorin Luke zu Wort kommen lässt, unheimlich viel über die Lebensweise in einem Rudel. Das mag dem einen oder anderen vielleicht etwas zu viel Information sein, ich fand es unheimlich spannend, da mich Wölfe von jeher faszinieren.
Alles in allem ist Jodi Picoult ein weiteres Mal ein berührender Roman über schwere Entscheidungen in einem fragilen Familienkonstrukt gelungen, der noch lange nachwirkt und ein Nachdenken über die eigene Sterblichkeit zur Folge hat.
Autor: |
Jodi Picoult |
Verlag: |
Bastei Lübbe |
ISBN-10: |
3431038573 |
Gebundene Ausgabe | 571 Seiten |
Persönliche Wertung: |
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Brisantes Thema packend umgesetzt
Zum Inhalt:
Max und Zoe Baxter sind nach mehreren erfolglosen Versuchen endlich dabei, ein Baby zu bekommen. Doch es kommt erneut zu Komplikationen und schließlich einer Totgeburt. Zoe will trotz schwerer gesundheitlicher Probleme ihren Traum nicht aufgeben, Max jedoch entscheidet sich dagegen und reicht die Scheidung ein. Während eines Unfalls unter Alkoholeinfluss hat er eine Erscheinung und findet zu Gott. Zoe stürzt sich dagegen voll in ihre Arbeit als Musiktherapeutin, wo ihr häufig die lebenslustige Vanessa begegnet.
Bald muss sie erkennen, dass sie mehr als Freundschaft für sie empfindet. Beide verlieben sich, heiraten und wollen ihre Beziehung mit einem Baby krönen. Was läge näher, als die noch eingefrorenen Embryonen aus Zoes Ehe mit Max für Vanessa zu verwenden, da sie selbst aufgrund einer Totaloperation nicht mehr schwanger werden kann? Doch Max muss seine Zustimmung geben. Sein neuer Glaube steht dem entgegen. Viel lieber würde er die Embryonen seinem Bruder Reid und dessen Frau Liddy spenden, die ebenfalls schon lange einen Kinderwunsch hegen. Es kommt zum erbitterten Prozess, wobei beide Parteien sich nichts schenken. Kann es überhaupt ein Happy End geben?
Meine Meinung:
In ihrem neuen Roman greift Jodi Picoult wie gewohnt ein vor allen in den USA sehr brisantes Thema auf. Die Rechte homosexueller Paare sind dort wohl noch wesentlich eingeschränkter als hier in Deutschland, wo auch, schon wegen der Verfahrensweise mit Embryonen, ein solcher Prozess wie hier im Buch undenkbar wäre. Um es besonders dramatisch zu machen, stellt sie den zwei liebenden Frauen den Ex-Mann gegenüber, welcher über nicht gerade viel Rückgrat verfügt, und sich deshalb sehr leicht von einer erzkonservativen Glaubensgemeinschaft hat vor den Karren spannen lassen.
Im ersten Viertel des Buches wird dem Leser einiges zum Verdauen gegeben und die vielen Schicksalsschläge erscheinen etwas zu geballt. Im weiteren Verlauf bekommt man einen guten Einblick in die Arbeit einer Musiktherapeutin und die Autorin hat dazu sogar einen eigenen Soundtrack zum Buch entwickelt (Texte von ihr und Gesang durch Ellen Wilber), der auf ihrer Homepage anzuhören ist. Die Musik ist sicher nicht jedermanns Geschmack, aber schon eine tolle Idee.
Der Roman findet seinen Höhepunkt mit dem Prozess und dem Kampf um die eingefrorenen Embryonen. Hier glänzen die manchmal ein wenig übertrieben lustig wirkende Anwältin der Frauen und der so typische karrierebewusste Anwalt ohne Skrupel von Max. Von den Hauptfiguren habe ich neben Zoe auch Vanessa ins Herz geschlossen. Als Nebenfigur möchte ich vor allem Zoes Mutter sehr positiv hervorheben, die absolut loyal hinter ihr steht.
Durch die abwechselnde Erzählweise aus der Ich-Perspektive von Zoe, Max und Vanessa bekommt der Leser einen sehr guten Eindruck in deren jeweilige Gefühlswelt, vor allem auch durch Rückblicke in die Vergangenheit. Ich fand auch toll, dass im Prozess beide Parteien ausgiebig zu Wort kamen und ihre Sichtweise darstellen konnten. Der Leser mag nun selber entscheiden, welcher Seite er sich mehr zugehörig fühlt.
Mit bis zum Ende immer wieder überraschenden Wendungen fesselt Jodi Picoult ihre Leser und schafft es gleichzeitig ein Plädoyer für Gerechtigkeit und Toleranz abzugeben. Weil es mir am Ende alles ein bisschen zu schnell ging und für mich wichtige Fragen leider ungeklärt blieben, gebe ich einen halben Punkt Abzug und damit 4,5 Sterne für diesen gelungenen Roman von Jodi Picoult.