Rezension: “Wir beide, irgendwann”
Autor: |
Jay Asher, Carolyn Mackler |
Verlag: | cbt |
ISBN-10: |
357016151X |
Gebundene Ausgabe | 395 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Das Leben geht seinen eigenen Weg
Zum Inhalt:
Die 16jährige Emma Nelson bekommt von ihrem Vater, der inzwischen fern von ihr eine neue Familie gegründet hat, einen Computer geschenkt. Ihr Nachbar und ehemals bester Freund Josh Templeton gibt ihr eine CD-ROM von AOL mit Freistunden fürs Internet. Sie installiert die Software und stößt auf eine eigenartige Webseite – FACEBOOK. Dort beschreibt eine Frau, die am selben Tag, wie sie Geburtstag hat und ihr unglaublich ähnelt, allerdings 31 Jahre alt ist, Belanglosigkeiten ihres Alltags.
Sie fragt Josh um Rat und schnell stoßen sie auch auf seinen Namen und die Erkenntnis, dass sie einen Blick in ihre eigene Zukunft, wie sie in fünfzehn Jahren aussehen wird, geworfen haben. Während Josh mehr als zufrieden damit ist, beruflich erfolgreich und mit dem beliebtesten Mädchen der Schule verheiratet zu sein, muss Emma feststellen, dass sie sehr unglücklich sein wird. Mit allen Mitteln versucht sie nun durch kleine Eingriffe im Jetzt die Weichen für ihre Zukunft neu zu stellen. Doch lässt sich das Schicksal betrügen?
Meine Meinung:
Nach seinem Welterfolg mit „Tote Mädchen lügen nicht“ hat sich der Autor Jay Asher für seinen neuen Roman Verstärkung in Person von Carolyn Mackler geholt. Vielleicht wollte er ja die weibliche Sichtweise seiner Protagonistin etwas stärker absichern.
Obwohl das Cover von „Wir beide, irgendwann“ mit peppigen Farben punktet, hätte es mich im Laden jetzt eher nicht dazu verleitet, das Buch überhaupt in die Hand zu nehmen. Es deutet eher auf einen Beziehungsroman a la „Sie lieben sich, sie lieben sich nicht“ hin, wie man ihn schon hundertmal gelesen hat. Zum Glück stieß ich aber durch Zufall auf eine begeisterte Rezension zu dem Roman, die mich inspiriert hat, mir den Inhalt näher anzuschauen.
Das Tollste an der Geschichte ist nämlich die Idee, die dahinter steckt. Was wäre, wenn ich einen Einblick in die eigene Zukunft erhalten könnte, und bin ich in der Lage, diese zu ändern? Das alles riecht sehr nach Zeitreise, eines meiner Lieblingsthemen überhaupt in Büchern. Auch wenn es keine wirkliche Zeitreise gibt, so befindet sich der Leser doch im Jahr 1996 und blickt in eine fünfzehn Jahre entfernte Zukunft. Empfohlen ist das Buch eigentlich für Leser zwischen 12 und 15, aber ich denke, dass auch gerade Leser zwischen 30 und 40 (so wie ich) sich angesprochen fühlen werden. Ich selbst habe auch 1996 meine ersten Schritte in die Welt des Internets unternommen und die Reise in diese Zeit mittels des Lesestoffes hatte durchaus Nostalgiecharakter. Genauso bin ich heute vor allem auf Facebook sehr aktiv und mag es in meinem Leben nicht mehr missen.
Die Story wird jeweils in der Ich-Form abwechselnd aus der Sicht von Emma und Josh erzählt. Ab und an habe ich mich dabei ertappt, zurückzublättern, wer jetzt eigentlich wortführend ist, da es manchmal nicht ganz eindeutig war. Josh findet es zwar auch aufregend, von seiner Zukunft zu erfahren, entscheidet aber relativ schnell, dass er lieber selbst seines Glückes Schmied sein will. Emma dagegen lässt sich von der ihr dargebotenen Zukunft komplett runterziehen. Was sie auch unternimmt, welche Änderung sie schließlich auslöst, nichts passt ihr. Auf ihrem verzweifelten Weg das Morgen zu beeinflussen, merkt sie erst spät, wie sie ihre Mitmenschen verletzt. Dennoch kann ich ihr Bemühen gut nachvollziehen, denn wer will schon in der Zukunft unglücklich sein?
Die Seiten fliegen nur so dahin, während man unbedingt wissen will, worauf das Ganze hinzielt. Viel Aktion oder gar Spannung und Unvorhergesehenes sollte nicht erwartet werden, dennoch ist dieses Drehen am Schicksalsrad unheimlich amüsant zu lesen und es wird einem mal wieder vor Augen geführt, wie wahnsinnig viel doch in den letzten 15 Jahren an technischer Entwicklung stattgefunden hat.
Ich habe mich zwei Tage lang wunderbar unterhalten gefühlt und die unterschwellige Botschaft, die dem Buch zugrunde liegt, nämlich im Hier und Jetzt zu leben und das Beste draus zu machen, ist auch angekommen.