Kerstins Bücherreich

„Der Bücherwurm liest sogar die Bücher, die er rezensiert.“ Gabriel Laub (1928-98)

Rezension: “Der Spezialist”

 

Autor:

Mark Allen Smith
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN-10: 3785760604
Paperback 352 Seiten
Persönliche
Wertung:
,5

 

Kein Geheimnis ist vor mir sicher

Zum Inhalt:

Geiger übt einen Beruf aus, der ihm gleichzeitig Berufung ist. Er ist professioneller Folterer und in diesem Bereich ein Spezialist, denn obwohl bei seinen Methoden selten Blut fließt und das Opfer nicht stirbt, bekommt er jedes Geheimnis aus ihm heraus. Mit seinem Partner Harry, der die Vorabrecherche übernimmt, bildet er ein eingespieltes Team. Doch Geiger hat auch Grundsätze. So foltert er niemals Menschen über einem bestimmten Alter und vor allem keine Kinder. Als ein Klient genau Letzteres von ihm verlangt, reagiert Geiger unberechenbar und begibt sich auf unbekanntes Terrain.

Meine Meinung:

Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde und deshalb über einen Zeitraum von vier Wochen gelesen. Da über die einzelnen Abschnitte ausgiebig diskutiert wurde, sind sie mir noch besonders plastisch in Erinnerung.

Der erste Teil hat sich mir wie ein etwas längerer Prolog dargestellt, wo die Protagonisten und ihre Handlungen vorgestellt werden. So richtig Spannung kommt da noch nicht auf. Jedoch bedient sich der Autor zum Teil einer recht blumigen Ausdrucksweise, die mir als Kontrast zum eher schockierenden Thema sehr gut gefallen hat.

Natürlich fällt es allein vom moralischen Standpunkt her schwer, Sympathien für jemanden zu entwickeln, der berufsmäßig foltert. Nach und nach wird jedoch in Form von Flashbacks, die Geiger hat, seine grausame Kindheit offenbart. Auch dass er sich einem gewissen Kodex unterzieht, registriert der Leser mit Wohlwollen. Letzten Endes ist es aber sein Einsatz für den 12-jährigen Ezra, für den Geiger selbst unter großen Qualen einsteht, der ihn auf die Seite der Guten katapultiert.

Das zweite und dritte Viertel des Buches lesen sich dann auch quasi wie von selbst. Geiger punktet mit Cleverness, Harry mit Fürsorge für seine behinderte Schwester. Die beschriebenen Folterszenen sind zwar heftig, wenn man über genügend Vorstellungskraft verfügt, aber nicht eklig. Bis hierhin ist das Buch ein glatter Volltreffer.

Leider wird dieser Eindruck dann mit dem Ende des Buches etwas revidiert. Eine Actionszene folgt der nächsten, teilweise mit unglaubwürdigem Ausgang. Viele Figuren, die dem Buch interessante Wendungen hätten geben können, verkommen zu austauschbaren Statisten. Man hat das Gefühl, der Roman musste schnell beendet werden. Der Leser wird mit sehr vielen offenen Fragen zurückgelassen. Da der Autor bereits an einer Fortsetzung schreibt, ist das gerade noch zu verzeihen, schmälert jedoch das Gesamtbild enorm.

Dennoch finde ich die Grundidee des Romans sehr gut und mal weit ab vom üblichen Thrillerschema. Daher werde ich mit großer Sicherheit, schon wegen der losen Enden, auch die Fortsetzung lesen.

This entry was posted on Mittwoch, 15. Februar 2012 and is filed under "Smith, Mark Allen, Thriller/Krimi". You can follow any responses to this entry with RSS 2.0. You can leave a response here, or send a trackback from your own site.

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