Rezension: “Ein Lied vom Ende der Welt”
Autor: |
Erica Ferencik |
Verlag: | Goldmann |
ISBN-13: | 978-3-442-31678-6 |
Gebundene Ausgabe | 383 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Das Mädchen im Eis
Inhalt:
Die Linguistin Valerie ist ein zutiefst verunsicherter Mensch mit so einigen Neurosen, vor allem seit ihr Bruder in einer Forschungsstation in der Arktis ums Leben kam. Ausgerechnet dorthin soll sie reisen, um den Leiter der Station zu unterstützen. Dieser fand ein kleines Inuit-Mädchen im Eis, das eine unverständliche Sprache spricht. Zunächst nur widerwillig macht sie sich auf den Weg, um vielleicht auch Näheres über den Tod ihres Bruders zu erfahren. Die Annäherung zu Naaja gestaltet sich schwierig und der Wissenschaftler Wyatt verhält sich immer seltsamer. Naaja geht es von Tag zu Tag schlechter und Val muss, um ihr zu helfen, ihre Ängste überwinden und alles riskieren.
Meine Meinung:
An diesem außergewöhnlichen Buch hat mich vor allem das selten vorkommende Setting fasziniert. Die Schönheit, Wildheit und Fremdartigkeit der Arktis zieht einen sofort in ihren Bann. Die Autorin hat die ganze Szenerie, die Gefahren und Unwirtlichkeiten, die ein Leben auf so engem Raum in einer Forschungsstation mit sich bringen, sehr gut eingefangen.
Die Hauptfigur Valerie macht eine tolle Entwicklung durch. Anfangs hauptsächlich auf ihre eigenen Probleme fokussiert, wächst sie mit zunehmender Bindung an das kleine Mädchen Naaja über sich hinaus, auch wenn das zum Teil schon etwas unglaubwürdige Züge annimmt. Wyatt ist von Beginn an ein sehr zwielichtiger Charakter, aber das macht ihn auch interessant. Auch die restlichen drei Mitstreiter haben ihr eigenes Päckchen zu tragen und Schicksalsschläge hinter sich.
Wie Naaja immer mehr Vertrauen zu Val fasst und ihnen schlussendlich über alle Schwierigkeiten hinweg eine Verständigung gelingt, ist von der Autorin sehr einfühlsam und emotional beschrieben. Beginnt das Buch eher gemächlich, zieht es den Leser doch nach ca. der Hälfte immer mehr in seinen Bann, zumal es überraschende Wendungen gibt und zum Ende sogar richtig spannend wird.
Inwieweit das beschriebene Phänomen des Auftauens eines Lebewesen nach vielen Jahrhunderten in den Bereich der Science Fiction gehört, weiß ich nicht zu beurteilen, faszinierend ist der Gedanke allemal und damit bietet der Roman auch gute Unterhaltung der etwas anderen Art. Ich habe es gern gelesen und kann es jedem empfehlen, der ein etwas außergewöhnliches Leseerlebnis sucht.