Filmkritik: “3096 Tage”
Es ist schon ein paar Tage her, dass ich mir den Film im Kino angesehen habe und ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt etwas dazu schreiben soll, mich nun aber doch dafür entschieden.
Das Buch von Natascha Kampusch habe ich bereits im Januar 2011 gelesen und auch rezensiert. Wie ich gerade feststellen musste, habe ich diese Rezension aber noch gar nicht hochgeladen, was ich gleich noch nachholen werde.
Zum Inhalt brauche ich nichts mehr sagen, wem dieser spektakuläre Entführungsfall entgangen ist, lebt wahrscheinlich in einer Blase mit keinerlei Medienkontakt.
Um es kurz zu sagen, der Film hat mich nicht so erreicht wie das Buch, wobei ich dieses Gefühl gar nicht so genau definieren kann. Die Leistung aller drei Darsteller ist außergewöhnlich und ich beneide keinen von ihnen um seine Rolle. Besonders die kleine Natascha, dargestellt von Amelia Pidgeon, weiß vor allem auch durch ihre physische Ähnlichkeit mit der realen Natascha zu überzeugen. Ich kann nur hoffen, dass ihr intensives Einfühlen in die Rolle keine negativen Auswirkungen auf das Kind hat.
Natürlich gab es Szenen, die einfach herzzerreißend waren, aber so ganz kam das erlebte Grauen bei mir nicht an. Dafür gab es zu viele relativ “normale” Situationen. Dem im Buch bewusst ausgesparten Thema Sex wurde für meinen Geschmack zu viel Beachtung geschenkt. Natürlich wäre noch näher auf die erlittenen Qualen einzugehen, auch filmisch schwer machbar gewesen. Der Film hinterlässt auch so schon eine ausreichend bedrückende Stimmung, weswegen ich mich frage, ob er überhaupt ins Kino zu Popcorn und Cola passt.
Was die Hasstiraden und Beleidigungen betrifft, denen sich Natascha nach dieser erneuten Öffentlichmachung ihres Traumas gegenübersieht, so kann ich dies nicht nachvollziehen. Keiner ist doch gezwungen, sich mit dem Thema näher zu befassen. Ich bewundere nach wie vor ihren Mut und es ist ganz allein ihre Sache, wie sie damit umgeht.