Rezension: “Todesfrist” von Andreas Gruber
Autor: |
Andreas Gruber |
Verlag: | Der Club (Premiere) |
Bestell-Nr.: | 119246015 |
Gebundene Ausgabe | 416 Seiten |
Persönliche Wertung: |
Dem Struwwelpeter auf der Spur
Zum Inhalt:
Drei grausam zugerichtete Frauenleichen werden jeweils im Dom von München, Köln und Leipzig gefunden. Schnell stellt sich heraus, dass dies das Werk eines Serienmörders ist, der sich an den Motiven des Kinderbuches „Struwwelpeter“ orientiert. Kriminalkommissarin Sabine Nemez ist unmittelbar betroffen, denn ihre Mutter ist eines der Opfer und ihr Vater gilt als Verdächtiger. Seine Unschuld zu beweisen und den Mord an ihrer Mutter aufzuklären, ist ihr vordringlichstes Ziel. Dafür ist sie auch bereit mit dem äußerst zynischen und überheblich wirkenden Maarten S. Sneijder vom BKA Wiesbaden zusammenzuarbeiten. Sie kommen dem Täter bald näher, doch er ist ihnen immer einen Schritt voraus …
Meine Meinung:
Der aus Österreich stammende Andreas Gruber legt hier nach „Rachesommer“ mit „Todesfrist“ seinen zweiten Thriller als Club-Premiere vor.
Während anfangs durch Rückblenden und zwei verschiedene Psychotherapeutinnen ein wenig Verwirrung aufkommt, fügt sich doch schon bald ein Puzzleteil ins andere und die Handlung ergibt mit jeder Seite mehr Sinn. Der Täter bleibt nicht bis zum Schluss unbekannt, ist aber intelligent und vorausschauend genug, den Ermittlern bis zum spannenden Finale ein Katz-und-Maus-Spiel zu bieten. Bei seinen Taten geht er äußert brutal und kaltblütig vor, was aber nicht zu detailliert beschrieben wird.
Besonders die Figur des Maarten S. Sneijder ist dem Autor ausnehmend gut gelungen, der durch seine zynische Art und einen ausgeprägten Gotteskomplex auch für einige Schmunzler sorgt, die die ansonsten durch und durch düstere Geschichte ein wenig auflockern. Vor allem die Vor-Ort-Recherche in Wien und speziell Dresden, welches für mich ein Stück Heimat bedeutet, hat mir sehr gut gefallen. Gerade die Erhabenheit, die einem beim Betreten der Frauenkirche überkommt, konnte ich bereits selbst so empfinden.
Die Idee, den Struwwelpeter als Vorlage für Morde zu nehmen, finde ich sehr originell, das Kinderbuch selbst würde ich allerdings nach der Lektüre dieses Thrillers noch kritischer betrachten also ohnehin schon. „Todesfrist“ ist spannende Unterhaltung bis zur letzten Seite, die mit überraschenden Wendungen und psychologischem Tiefgang punktet.
Ich hatte mich bei Andreas Gruber für das spannende Lesevergnügen bedankt und heute eine sehr nette E-Mail von ihm bekommen.
Wenn Autoren sich so dankbar zeigen, ist das auch immer wieder ein schönes Gefühl.